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Eine wegweisende Saison?
So viel Spaß die Saison 2018/19 auch gemacht hatte, sie endete wieder mit einem Aus in der ersten Playoff-
Auf der Trainerposition war ja alles klar. Christof Kreutzer hatte schließlich noch Vertrag und auch die Personalie Felix Bick durfte man schnell abhaken. Nach seinem „Fehltritt" beim Wechsel nach Frankfurt entschied sich der gebürtige Schwenninger zügig für einen Verbleib bei den Roten Teufeln. Schon kurz vorher hatte mit Marc El-
Der April hielt -
Im Frühjahr kehrte der Fokus der Fans erst mal wieder auf die Zusammenstellung der neuen Mannschaft zurück. Jan Guryca meldete sich nach Limburg ab; Karriereaus als Profi! Dafür kam zur Freude alle EC-
Und es gab weiter Neuigkeiten: Die Kölner Haie wurden neuer Kooperationspartner und nach dem Abgang von „Legenden-
Im Mai kamen weiter Verpflichtungen hinzu. Marcel Kahle verlängerte und Köln nominierte seine potentiellen Leihgaben für die Teufel – es waren Torwart Bastian Kucis, die Verteidiger Simon Gnyp und Colin Ugbekile sowie die Stürmer Erik Betzold, Robin Palka, Dani Bindels, Nicolas Cornett und Mick Köhler. Sein Namensvetter Leon aus dem Nauheimer Nachwuchs durfte sich auch darauf freuen, eine Lizenz als Nachwuchsspieler zu erhalten. Mit Andrej Bires verlängerte überraschend ein Stürmer, den man schon als Abgang gesehen hatte und aus Düsseldorf kam DEL-
Nicklas Heyer und Huba Sekesi unterschrieben im Juni und der dritte Konti wechselte von den Red Bull Hockey Juniors aus Salzburg an die Usa. Der erst 20jährige Finne Jesper Kokkila sollte trotz seiner Jugend die Abwehr organisieren. Kreutzer traute ihm den Job zu, aber zweifellos stellte diese Verpflichtung ein gewisses Risiko dar, denn der Finne wurde zum jüngsten Kontingentspieler der Liga.
Im Hintergrund liefen andere Aktivitäten in der GmbH-
Als am 22. Juli der öffentliche Ticketverkauf für das Winter-
Als letzte Kontingentspieler wurde der Kanadier Tyler Fiddler verpflichtet. Er kam aus der dänischen Metal-
Das Trainingslager in Dornbirn/Österreich gab Gelegenheit sich ausgiebig kennenzulernen. Während der erste Test gegen die Bulldogs mit einer knappen 3:4-
Erstliga-
Doch viel schlimmer als die letzten Niederlagen wog eine Verletzung. Aaron Reinig verdrehte sich in Bayreuth sein Knie ohne Einwirkung eines Gegners so unglücklich, dass er in die Kabine getragen werden musste. Wie sich später herausstellte, war der Kreuzbandriss eine Verletzung, die ihn für die komplette Saison ausschalten sollte. Tragisch, denn Reinig hatte tolle Leistungen in der Vorbereitung gezeigt. Ohne ihn war die Abwehr eines belebenden Elements beraubt. Seine Schlagschüsse sollten fehlten und auch abträglich für das Powerplayspiel der Roten Teufel sein, denn es fehlte nun sehr an der Durchschlagskraft. Als Ersatz wurde Ex-
Am Freitag, dem 13. September, startete endlich die neue Saison. Dem EC stand ein Hammerprogramm bevor, denn zum Auftakt durfte man zwar zuhause antreten, jedoch hieß der Gegner Bietigheim Steelers. Danach ging es zum „Angstgegner" Kaufbeuren bevor gleich das erste Hessenderby gegen Frankfurt im CKS steigen sollte. Ein Null-
In Kaufbeuren hatte man erwartungsgemäß 6:3 verloren, wieder einmal… doch ungeachtet dessen ging es nun steil bergauf mit den Roten Teufeln. Bereits nach dem fünften Spieltag standen sie auf Platz 3 der Tabelle. Noch glaubte niemand, dass dies eine Tabellenregion sei, in der man sich auf Dauer halten könne und es sah bald ganz so aus, als behielten die Pessimisten Recht. Der siebte, achte und neunte Spieltag brachte ernüchternde Ergebnisse. Dem 0:5 zuhause gegen Kassel – eine echte Demütigung, folgte eine 6:2-
Platz 3 war durch diese kleine Negativserie natürlich futsch, doch Kreutzer sprach in der Pressekonferenz davon, dass er sehr positive Ansätze gesehen habe und der Club auf einem guten Wege sei. Aber bitte, Herr Kreutzer -
Urplötzlich stand der EC auf Rang 2 der Tabelle. Unter den geschlagenen Vereinen war die Crème della Crème der DEL2. In Ravensburg gab es einen 2:3-
Verkehrte Welt, aber SCHÖNE Welt! Hoffentlich hielt diese Hoch bis mindestens zum Winter-
Show-
Unverständnis und Kopfschütteln war die allgemeine Reaktion auf diese Negativoffensive. Alle Gründe, die die Fanatics vorschoben, waren mehr als fadenscheinig und hatten nur zur Folge, dass dieser Fangruppe einiges an verbalem Kontra um die Ohren geschlagen wurde. Dafür fanden sich andere Gruppen und planten nun die Inszenierung einer Choreografie und die Übernahme der Stimmungsmache. Die Fanatics hatten sich mit ihrer Aktion eindeutig selbst ins Abseits manövriert. „Für ein ULTRA freies CKS" fand man daraufhin als ständige Fußnote von Forumsmitglied Claire Alexander… und ja, da ist etwas Wahres dran!
Nach dem sportlichen Hoch im Herbst begann Ende November der Alltag beim EC einzuziehen. Die Euphorie -
Ein Lob jedoch an die EC-
Da auch die Konkurrenz etwas schwächelte, geriet der EC trotz der mittelprächtigen Leistungen im Spätherbst nicht in die Bredouille. Man konnte sich in der Spitzengruppe der Liga halten und so kam es, dass am Tag des Winter-
Ungeachtet all dieser Spekulationen war die Vorfreude in der Kurstadt riesengroß. Das kleine Bad Nauheim hatte ein Mega-
Aus der Wetterau pilgerten am 14. Dezember ganze Heerscharen gen Offenbach. In Bussen, Zügen, S-
Mit dem Gedanken auf den Nachbarn aus Frankfurt zu bauen, hatte sich die GmbH-
Das Spiel brachte zwar viel Dramatik und Spannung aufs Eis und endete nach Penaltyschießen mit 2:3 für Frankfurt, doch selten kam die spielerische Klasse zu tragen, die man schon von beiden Clubs gesehen hatte. Und wenn sie doch einmal aufblitze, so sahen es meist nur die 60.000 Zuschauer an den Fernsehgeräten, denn zu weit war das Geschehen von den Rängen entfernt, als dass auch alle Raffinessen und Tricks hätten verfolgen können. Auch die erwartete Stimmung brauchte lange, bis sie sich einstellte. Ohne Dach verpuffte viel und die weiträumige Sportarena verlangte weitaus mehr Anstrengungen, um den Funken auf alle überspringen zu lassen. Erst Mitte des zweiten Drittels gab es streckenweise Gänsehautfeeling bei einem minutenlangen abwechselnden Fan-
Resümee: Organisation perfekt gelungen, ein Ergebnis mit dem man leben konnte und ein doch leicht enttäuschender Besuch (zumindest von Seiten der gegnerischen Fans) – auch wenn man das offiziell nie so hörte. Aber dennoch war es beste Imagewerbung für das Kurstadthockey, denn Bad Nauheim bekam viel Lob und Schulterklopfen für die Ausrichtung dieses Event-
Die restlichen Spiele des Jahres 2019 waren in gewisser Weise ein Spiegelbild dieses Winter-
Objektiv musste man aber auch einige andere Spieler, die als Leistungsträger verpflichtet worden waren, bis dato aber noch weit hinter den Erwartungen zurücklagen, kritisieren. Dazu gehörten ganz sicher Manuel Strodel und zu diesem Zeitpunkt auch Marc El-
Am zweiten Weihnachtstag hatte man endlich wieder einmal ein Feiertags-
Prosit Neujahr! Die letzten Böller waren gerade verklungen, als man im CKS schon wieder zum Puckspiel bat. Ein überaus wichtiges Match stand an, wollte man oben dran bleiben, denn der Gegner war Tabellenzweiter Heilbronn. Doch auch im neuen Jahr gab es in Sachen Punkte von den Falken nichts Neues. 1:2, und damit ohne Zählbares, endete das sehr gut besuchte Spiel vor über 2800 Zuschauern. Viele Chancen, aber erst 44 Sekunden vor Schluss gab es das herbeigesehnte Erfolgserlebnis. Zu spät, denn die beiden Falkeneier waren dem einen teuflischen Ding eben eins über. Gleich am Sonntag drauf sollte es die Möglichkeit der Revanche geben. Niemand rechnete hier mit einem Erfolg, aber Eishockey ist eine verrückte Sportart und so holten sich die Teufel die drei verlorenen Punkte vom Freitag sonntags zurück. Fast sensationell siegten die Kurstädter mit 4:1 und festigten erst einmal den fünften Tabellenplatz.
Der Jubel in Bad Nauheim dauerte gerade mal drei Tage, als eine andere Neuigkeit die Begeisterung über den Sieg schon wieder relativierte. Trainer Christof Kreutzer hatte seinen Vertrag in der Wetterau nicht verlängert und sollte nach dem Saisonende nach Schwenningen als Sportlicher Leiter wechseln. Das brachte schon einige lange Gesichter. Im Stillen hatten viele gehofft, der Glücksgriff von 2018 würde noch eine weitere Runde an sein Badestadt-
Ortwein und Baldys verbreiteten unisono Optimismus und versprachen, dass Kreutzer sich mit aller Energie bis zu seinem Ausscheiden weiter für den EC einbringen würde. Selbstverständlich, meine Herrn; etwas anderes wäre ja auch nicht von diesem Mann zu erwarten gewesen! Kreutzer hatte bis dato nur 1,5 Spielzeiten die Roten Teufel trainiert, sich in diesen Monaten aber mit Leidenschaft, Professionalismus und Fachkenntnis einen Platz in den Annalen des Nauheimer
Eishockeys erarbeitet. Neben den ganz Großen seiner Gilde, wie Ladislav Olejnik und Ricki Alexander, war man drauf und dran auch Christof Kreutzer schon hier einzureihen…
Die Stimmung bei den Fans aber kippte recht schnell. Denn bis Ende Januar sank die Leistungskurve eklatant. Nur sechs magere Pünktchen holte der EC aus den drauffolgenden sechs Spielen. Heimniederlagen gegen den direkten Konkurrenten Bad Tölz und den Tabellenletzten Crimmitschau zeigten sehr deutlich die Grenzen des immer kleiner werden Kaders auf. Stiefenhofer hatte überraschend den Abgang nach Ravensburg gemacht, Strodel den Weg nach Frankfurt gewählt und verbal sogar nachgetreten, er hätte sich in Bad Nauheim nie wohlgefühlt. Auch Gomes hatte keine Vertragsverlängerung erhalten, da man fest mit der Rückkehr von Hamill und Fiddler in den nächsten Tagen rechnete. Doch der Einsatz der beiden vermeintlichen Rekonvaleszenten verzögerte sich noch immer. Zu allem Überfluss wurde in der Eishockey-
Irritierend lange stand Bad Nauheim nun schon auf einem direkten Playoff-
Das war schon einmal ganz anders gewesen. Im November lagen einmal über 20 Punkte zwischen den Roten Teufeln und den „Underdogs". Das bedrohliche an der Lage: Sollten Playoffs und sogar Pre-
Gedanken wie diese spukten vielen Fans im Hinterkopf. Im Forum kam es (wieder einmal) zu heftigen und unschönen Verbalattacken, diesmal gegen Noch-
Genau der richtige Zeitpunkt, dass auch endlich wieder einmal eine gute Nachricht aus Bad Nauheim ihre Runde machte: Felix Bick unterschrieb vorzeitig für die kommende Saison und widerlegte damit die Gerüchte mit Kreutzer nach Schwenningen zu wechseln. Damit hatten jetzt in der Tat wirklich die wenigsten gerechnet. Endlich wieder mal ein Zeichen, dass es doch auch noch Positives vom EC zu berichten gab.
Noch drei Spiele… und immer noch war nicht klar, ob die Abstiegsrunde vermieden werden konnten. In Freiburg sollte ein erneuter Versuch gestartet werden, zumindest die nötigen Zähler zum Klassenverbleib zu holen. Wie schon oft in dieser Saison waren es auch diesmal die Mitkonkurrenten, die Bad Nauheim ein Geschenk machten. Die Kurstädter selbst verloren sang und klanglos in Freiburg mit 6:3, aber dennoch ließ auch die Konkurrenz Punkte liegen und so war es an diesem Abend klar: Die Playdowns würden 2020 ohne den EC Bad Nauheim ablaufen.
Wenn man nun dachte, mit diesem „psychologischen Befreiungsschlag" im Hinterkopf sollte der Knoten doch endlich platzen, so hatte man sich erneut getäuscht. Auch die beiden letzten Spiele in Bad Tölz und zuhause gegen Kaufbeuren wurden verloren. In der Endabrechnung rutschte der EC nach so langer Zeit doch noch auf Platz 7 ab und hatte somit erstmals in seiner Geschichte ein Pre-
Die Frage, ob diese Platzierung als ein Erfolg oder ein Misserfolg zu werten sei, wurde in den sozialen Medien klar beantwortet. Niemand hielt diesen siebten Tabellenplatz für eine gelungene Saisonleistung. Überall war der Frust über den katastrophalen Leistungsabfall nach Weihnachten zu spüren. Schuldzuweisungen an Trainer Kreutzer, der sich zu früh gedanklich von Nauheim verabschiedet und seinem neuen Arbeitgeber Schwenningen zugewandt haben sollte, aber auch übelste Beschimpfung der Kontingentspieler, deren Leistung im Vergleich zu denen anderer Clubs als unterirdisch eingestuft wurden, machten die Runde. Hochgelobt wurde hingegen das „goldenen Händchen" des neuen Freiburger Sportdirektors Daniel Heinritzi bei der Auswahl seiner „Ausländer". Dass man genau jenen Mann vor einigen Jahren für eine andere Misere in Bad Nauheim verteufelte und ihm jeden Eishockey-
Richtig war allerdings, dass das, was die Roten Teufel gegen Ende der Hauptrunde aufs Eis brachten, keinen Spaß mehr bereitete und meilenweit von den im Herbst gezeigten Leistungen entfernt war. Letztendlich stand man völlig zu Recht nicht in den Playoffs und niemand rechnete auch ernsthaft mit einem Überleben der Vorausscheidung gegen die Dresdner Eislöwen. Gerade diese Mannschaft hatte die letzten Jahre schon mehrfach bewiesen, dass sie in der Lage war auf den letzten Drücker den Erfolgsschalter umlegen zu können und von aussichtsloser Position einen begeisternden Endspurt hinlegen konnte.
„Am Freitag muss es scheppern!" so die Ankündigung von Co-
Dann aber kam der erste PPO-
*
Das also war die Saison 2019/20. Die Frage, ob sie wirklich – wie der Titel dieser Chronik anfangs mutmaßte -
Platz 7 nach der Hauptrunde,
Bester Zuschauerschnitt von 2736 Besuchern pro Spiel (inkl. PPO & Winter-
44 Spieltage auf einem Top-
Höchste Einnahme an Sponsorengeldern
überregionale Präsenz im öffentlichen TV beim Winter-
und dann zu dem Schluss kommen, es war eine durchaus positive Spielzeit. Doch damit würde man sich ganz gehörig selbst in die Taschen lügen. Alles in allem zählt diese Saison angesichts großem Frust und tiefgreifender Enttäuschung gegen Ende eher zu den emotional schlechteren Runden der vergangenen 74 Jahren seit Bestehen des Nauheimer Eishockeys.
Die Frage wird sein, was machen wir, was macht der EC aus dieser Saison? Redet man sich wieder glücklich oder zieht man die richtigen Konsequenzen? Wird die Stadionfrage zur Zufriedenheit gelöst? Finden wir nach dem Abgang von Christof Kreutzer einen Trainer, der Mannschaft wie Anhänger mitreißen und hier wieder für Aufbruchsstimmung sorgen kann? Wird es gelingen, die sportliche Misere in der Offensive endlich zu lösen und kann der EC beim kommenden Anlauf in der neuen Saison – es wird mit der 75. Spielrunde eine Jubiläumssaison sein – seine verprellten Anhänger wieder für sich gewinnen? Wohin gehen langfristig die Zuschauerzahlen, wenn die „Zugpferde" Frankfurt und Kassel sich nun, da der Aufstieg zur DEL wieder möglich sein wird, aus unserer Liga verabschieden sollten? Selbst in diesem Jahr hat der Rekordbesuch von 15.146 Zuschauern beim Winter-
Wenn man auf das bisherige Rekordjahr 2015/16 schaut, sind es gerade mal 130 Besucher pro Spiel mehr, und das trotz des Riesenaufwands Winter-
Die Fans aber möchten genau das: Tolle Perspektiven und träumen von guten Zeiten, wo der EC Bad Nauheim eine echte Größe im deutschen Eishockey darstellt. Nun, manchmal macht es ja auch schon Spaß auf die glorreiche Vergangenheit zu schauen. Um dies ausführlich möglich zu machen, plant die GmbH ja seit geraumer Zeit zum Jubiläum wieder ein neues Buch über Eishockey in Bad Nauheim herauszubringen. Dass wir mit einem kleinen Redaktionsteam schon seit Monaten dran sind dieses Buch zu erstellen, ist keine neue Nachricht. Wann es fertig sein wird? Hm, mal schauen… Aber das erfahrt ihr sicherlich rechtzeitig über alle möglichen EC-
Warten wir also einfach ab, wie sich alles in der Zukunft gestaltet und gehen mit dem frommen Wunsch in die Sommerpause, dass immer alles besser wird…
19. März 2020
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