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2014/2015

Saisonchroniken > 2010er Jahre
 

"Wohlfühl-Oase" EC Bad Nauheim

 
 

Klassenerhalt sicher! Andreas. Ortwein feiert 2014 den Erfolg.  Foto: Chuc

EC-Chef Andreas Ortwein hatte nach der letzten Saison seine zwei Gläser Licher-Pils auf den Klassenerhalt noch nicht geleert, da war die dringlichste Aufgabe für die kommende Runde auch schon am Rollen: ein neuer Trainer musste her! Und wie schon 1999, als Frank Carnevale die Kurstadt verlassen musste, stand auch 2014 nach der erneuten Demission des erfolgshungrigen und impulsiven Trainers das wichtigste Kriterium für die Suche nach dem neuen Mann fest. Seine Persönlichkeit musste definitiv weniger extrovertiert und um einiges „pflegeleichter“ als die des Kanadiers sein. Die Anforderungen an den neuen Trainer waren aber deshalb keineswegs geringer, schließlich musste er so etwas wie einen Neuanfang im sportlichen Bereich einleiten. Noch einmal wollte man nicht in die nervenaufreibende Playdown-Runde einsteigen müssen, zumal diese in der kommenden Saison noch stressiger werden würden. Warum? Nun, dieses Jahr sollte für den Verlierer der Abstiegs-Serie unweigerlich der tiefe Sturz in die Oberliga folgen und nicht wie in 2013/2014 „nur“ eine Relegation mit den besten Oberliga-Teams.
Dass die letztjährige Mannschaft einiges an personellen Veränderungen erfahren würde, konnte man sich an fünf Fingern abzählen. Taylor Carnevale war aus verständlichem Grund nicht zu halten; außerdem sprach die Gerüchteküche – übrigens wie bei Dennis Reimer – bereits frühzeitig von einer Einigung mit Aufsteiger Frankfurt; wieder einmal. Marcus Götz hatte nicht so eingeschlagen wie man es sich erhofft hatte. Kevin Lavallee enttäuschte zu oft und Michael Dorr war für viele nicht die Idealbesetzung eines DEL2-Kontingentspielers. Auch hinter Jason Pinizotto und Sean McMonagle standen Fragezeichen...

 
 

Doch bevor man hier über neue Namen nachdachte, musste zuallererst derjenige gefunden werden, der den Begriff „Bad Nauheim Hockey“ neu definieren und mit Leben erfüllen könne. Der Name Thomas Popiesch, Trainer in Dresden, wurde immer wieder in den Raum geworfen. Doch dieser sprach sich von Anfang an für einen Verbleib an der Elbe aus, sollte dies überhaupt möglich sein, denn Dresdens Eishockeycracks kämpfte mit der Stadt um die nackte Existenz der Eislöwen. Es ging um nicht weniger als eine Million Euro...
Da diese Option also viel zu unsicher war, schaute man sich natürlich auch anderweitig um und wurde relativ schnell im Südwesten unsere Republik fündig. Am 25. April 2014 präsentierte man auf einer extra einberufenen Pressekonferenz den neuen Head-Coach: Petri Kujala. Der Finne stand zuvor im Dienst der Ravensburger Towerstars und gab nach seiner ersten Stelle als DEL2-Cheftrainer bei den Oberschwaben den Roten Teufel sein Ja-Wort. Schon bei seiner Vorstellung wurde klar, die Wahrscheinlichkeit für Eskapaden waren bei dem sympathischen Skandinavier sehr gering. Eher ein ruhiger Vertreter seines Fachs, kam Kujala gänzlich ohne süffisant provokante oder selbstherrliche Sprüche daher, wie man sie bei Frank Carnevale des Öfteren in dafür aber auch durchaus amüsanten Pressekonferenzen gehört hatte. Dennoch hatte Kujala mit Ravensburg keine schlechte Rolle in der Liga gespielt und natürlich hoffte man, dass er diesen Erfolg auch in Bad Nauheim wiederholen könne. Daniel Heinrizi, ab sofort wieder Sportlicher Leiter beim EC, hatte schon länger einen guten Draht zu Kujala und so war man sich sicher einen ausgezeichneten Griff getan zu haben. Der neue Vertrag ging zwar nur über eine Saison, doch sollten erwartungs- bzw. planungsgemäß die Playoffs erreicht werden, verlängerte sich der Kontrakt automatisch um ein weiteres Jahr. Nervenaufreibende Scharmützel mit einem unzufriedenen und quengeligen Trainer sollten somit auf Dauer der Vergangenheit angehören.

 
 

Einige Spieler hatten zu diesem Zeitpunkt bereits ihren Kontrakt um ein Jahr verlängert. Unter ihnen die „siamesischen Zwillinge“ Patrick Strauch und Harald Lange; obwohl letztere zunächst sogar seine aktive Karriere hatte beenden wollen. Mit Goldhelm Matt Beca und Abwehrstratege Dan Ringwald waren auch schon zwei der vier Kontingentstellen besetzt. Für die Torwartposition stand Jan Guryca fest. Es ließ sich also nicht schlecht an, so jedenfalls der Tenor in der Fangemeinde. Bald gab es auch die ersten neuen Namen zu lesen. Marco Schütz aus Bietigheim und der Duisburger Maik Blankart, der als  FöLi-Spieler bei den Kölner Haien auch mit DEL-Erfahrung aufwarten konnte, waren die ersten Neuen. Mit Daniel Oppolzer verlängerte ein weiterer Crack, der bereits die Oberliga-Meisterschaft bei den Rot-Weißen hatte mitfeiern können.
Das kommende Jahr hatte die Geschäftsführung unter das Motto „Rot-Weiße Leidenschaft“ gestellt und – nach alter Tradition – die Buchstaben E und C besonders hervorgehoben (LeidEnsChaft). Ganz besonders findige Köpfe melden sogleich heftige Bedenken, las man doch nun die drei Begriffe „Leid“, „NS“ und Haft“ als Teilbestände des Slogans heraus.

Das Trainergespann: Head Coach Petri Kujala mit sportlichem Leiter und Assistenz-Trainer Daniel Heinrizi  Foto: Chuc

 
 

Diese drei so negativ besetzten Begriffe durften natürlich nicht die Saison charakterisieren, also änderte man die Hervorhebung flux in „LEidensChaft“ um und schaffte dieses „Problem“ aus der Welt. Eigentlich sollte eine solche  Randerscheinung nicht einmal erwähnenswert für eine Chronik sein, doch gab es im Vorfeld so gar keine Dinge, die auch nur annähernd an Schwierigkeiten anderer Sommer erinnerte – zumindest nicht in Bad Nauheim.
Anders gestaltete sich die Vorbereitungszeit für unseren hessischen Kontrahent aus Kassel. Für ihn stand lange Zeit nicht fest, ob er sein Aufstiegsrecht auch in eine DEL2-Teilnahme umsetzten konnten. Ungeklärte Zustände über die Spielstätte überschatteten die Vorbereitung und erst als die Konkurrenz fast komplett ihre Kader besetzt hatte, konnte auch Kassel beginnen über eine Mannschaft nachzudenken. Neu-Trainer Rico Rossi, zuvor in Heilbronn nicht gerade mit dem größten Erfolg tätig, vollbrachte jedoch ein echtes Eishockey-Wunder, wie sich später in der Saison noch herausstellen sollte.
Doch wieder zurück in die Wetterau. Ein ehrgeiziges Ziel der Geschäftsführung sollte noch Erwähnung finden: Die letztjährige Dauerkartenaktion von 800 verkauften Tickets, wollte man noch einmal toppen. 1000 Saisontickets wurden voller Optimismus anvisiert! Viele belächelten dies und hielten selbst eine Wiederholung des letztjährigen Erfolgs mit 800 Dauerkarten für komplett überzogen; hatte man doch in der Vorsaison hauptsächlich von der euphorischen Stimmung nach dem Aufstieg profitiert. Aber mit weiteren Neuzugängen wurde auch in diesem Bereich heftig die Werbetrommel gerührt.
Verwundert rieb sich die Anhängerschaft die Augen, als man am 16. Mai Neuzugang Nr. 3 las: Max Campbell! Jener Max Campbell, der mit seinem Kollegen Harrison Reed nicht nur in den Playdowns, aber gerade dort für uns alle sehr sichtbar, Tore am Fließband produziert hatte. Grandios!!! Ein wenig erinnerte dieser Coup an die letztjährige Verpflichtung von Michael Dorr. Auch damals wurde der Topscorer eines direkten Endrunden-Gegners entgegen allen Erwartungen, an die Usa geholt. Selbst in Crimmitschau wunderte man sich, dass der junge Kanadier in der Wetterau und nicht bei einem vermeintlichen Hochkaräter der Liga unterschieben hatte. „Ich wollte diesmal in einem Winner-Team spielen“, so seine lapidare Begründung warum er an die Usa wechselte. Wenn das keine Ansage war!
Mit Tim May, Goran Pantic und Max Spöttel wurde man sich auch einig. Kyle Helms unterschrieb sogar ein Zweijahresver-trag bevor Ende Mai der nächste Paukenschlag veröffentlich wurde. Dusan Frosch, ein begnadeter Techniker von den Iserlohn Roosters schloss sich den Roten Teufel an. Im Forum kursierten schnell kleine Youtube Videos mit Kabinettstückchen des deutschstämmigen Tschechen, die schon im Frühjahr Lust auf den Winter machten.
Dass DEL und DEL2 ihr Zusammenwachsen auch in der kommenden Saison unter Beweis stellen wollten, zeigte eine Neuregelung, die es jedem Club zu Pflicht machte, eine Kooperation mit einem Partner der jeweils anderen Liga einzugehen. So war auch der EC wieder auf der Suche nach einem geeigneten Partner. Mit Krefeld und Mannheim hatte man früher bereits Erfahrungen gesammelt, diesmal suchte man den Schulterschluss mit der Düsseldorfer EG. Wer in der DEL2 als FöLi zum Einsatz kommen sollte, stand bei Vertragsabschluss noch nicht fest; doch dass man einige junge Spieler bekommen werde, war klar. Je nachdem wie sich diese Kooperation mit Leben füllte, wollte man die restlichen Positionen in der Mannschaft mit Neuzugängen füllen. Frei waren zu diesem Zeitpunkt noch Stellen in allen Mannschaftsteilen; selbst eine Kontingentstelle war noch unbesetzt. Die Nachricht, dass Sven Gerbig zu seinem Heimatverein zurückkehre, kam am 10. Juni. Drei Wochen später wurde die letzte Ausländerposition vergeben. Drew Paris, ein Offensivverteidiger mit „ordentlichem Bumms“ kam vom neuen Kooperationspartner DEG; natürlich nicht als FöLi, sondern als fester Mannschaftsteil. In diesem Jahr schienen die Verantwortlichen viel Wert auf die Offensive zu legen. Hatte es im letzten Jahr oft geheißen „wir brauchen zu vielen Chancen für ein Tor“, so wollte man dieses Argument in der kommenden Saison nicht mehr gelten lassen. Als Domenic Bartels wieder zum Backup hinter Jan Gurcya ausgerufen wurde und mit „Baumi“, wie von vielen erwartet, endlich auch der in der letzten Saison so gereifte Abwehrspieler unter Vertrag genommen wurde, stand die Mannschaft. Alexander Wagner, erster Torwart des Regionalliga-Teams, würde als dritter Goalie bereitstehen und mit Deion Müller sowie dem ein oder anderen Nachwuchsspieler sollten selbstredend auch Eigengewächse die Chance auf einen Einsatz in der ersten Mannschaft bekommen...

 
 

Er kam aus Kasachstan nach Bad Nauheim. Ex-Nationalspieler Vitalij Aab   Foto: Chuc

„Aber einen hab ich noch!“ dachte wohl Geschäftsführer Andreas Ortwein, als er am 16. Juli den letzten Neuzugang bekannt gab. Und es war einer, der wiederum aufhorchen ließ. Von Saryarka Karaganda kam mit Vitalij Aab ein deutscher Ex-Nationalspieler, dessen Familie in Nürnberg wohnte und der durch seinen Wechsel von Kasachstan in die Wetterau seine Anfahrtswege für Familienbesuche doch sehr stark abkürzen konnte. Außerdem waren Dusan Frosch und Vitalij Aab schon lange dicke Freunde und so fügte es sich hervorragend, dass beide bei den Roten Teufel eine neue Heimat für das kommende Jahr finden sollten.
Eine Einschätzung für diese neue Mannschaft war schnell gefunden. Neben der Mischung aus jungen hungrigen Spielern hatte man auch sehr erfahrene und technisch versierte Cracks im Team. Kanadisches Sturm- und Drang Hockey sollte genauso spielbar sein, wie die hohe Schule der Osteuropäischen Eishockeykunst. Tolle Aussichten, denn das Augenmerk auf den Torhunger gelegt, sollten die Fans in diesem Jahr öfters jubeln lassen als noch in der ersten DEL2-Spielzeit.

 
 

So titelte auch die WZ in ihrer Sonderbeilage zum Start der DEL2: „(A)ab in die Playoffs!“. Das einzige was dazu noch zu leisten war, musste das neuformierte Duo aus Trainer Kujala und Co-Trainer Heinrizi in der Saisonvorbereitung bewerkstelligen. Ihre Aufgabe: Forme aus der Mischung von hochkarätigen Einzelspielern eine wohl funktionierende, verschworene Teufels-Gemeinschaft und finde das passende Spielkonzept, um die Qualitäten dieser Cracks auf dem Eis mannschaftsdienlich und erfolgsorientiert umzusetzen! Gelang dies dem neuen Trainer-Duo, dann versprach der Spaßfaktor für die Fans enorm zu werden und der Weg in die Playoffs sollte eine reine Formsache sein.
Wieder einmal waren die Erwartungen der Fans also sehr hoch, als am 16. August bei strahlendem Sonnenschein in Butzbach beim Sponsor First Stop die Saisoneröffnungsfeier über die Bühne ging. Professionell wurde von Hit-Radio-FFH, ebenfalls Sponsor des EC, die Mannschaft präsentiert. Keiner ließ Zweifel am diesjährigen Saisonziel: Es mussten diesmal die Playoffs sein. Wenn nicht über die Platzierung unter den ersten sechs, dann doch mindestens über die Teilnahme an den Pre-Playoffs, die ebenfalls erstmals in dieser Saison unter den Teams auf Rang sieben bis zehn ausgespielt wurden. Die Frage, wen man aus dem 14er-Feld hinter sich lassen könne, war relativ einfach und auch in Übereinstim-mung mit der Fachpresse zu beantworten. Kaufbeuren, Heilbronn, Crimmitschau und sicherlich auch die so spät formierten Huskies aus Kassel. Dann waren da noch die Lausitzer Füchse, die Eislöwen aus Dresden (sie hatten den Kampf mit der Oberbürgermeisterin für sich entschieden) sowie der zweite Aufsteiger und erklärte Lieblingsfeind Nr. 1, die Frankfurter Löwen. Sie alle sollten zumindest, wie es immer so schön heißt, „auf Augenhöhe“, mit den Roten Teufeln zu finden sein. Ganz oben vermutete man Landshut, Meister Bremerhaven, Bietigheim und Rosenheim. Ravensburg und Riessersee könnten die Plätze fünf und sechs belegen und sich somit direkt für die Playoffs qualifi-zieren. Nun ja... es waren Einschätzungen vor Beginn der Runde. Es würde sich schon zeigen wie weit der runderneuerte EC in die Phalanx der Arrivierten eindringen konnte.
Die ersten Spielerfahrungen des Sommers sammelte die Mannschaft auf italienischem Eis. In Sterzing/Süd Tirol schlug man die heimischen Broncos scheinbar mühelos mit 7:0, bevor bei der Heimfahrt auf einem Zwischenstopp in Feldkir-chen/Österreich nach anstrengendem Trainingslager auch die erste Niederlage der Saison verbucht werden musst (5:4). Noch fünfmal wurden Formationen und Spielzüge in weiteren Vorbereitungsspielen ausgetestet. Die Gegner kamen dabei aus drei unterschiedlichen Ligen; von Oberliga (Duisburg) bis DEL (Düsseldorf). Dass man dabei zwei Siege und drei Niederlagen einfuhr störte wenig, auch wenn der kleine Schönheitsfehler eines 1:4 in Frankfurt dabei zu Buche schlug. Immerhin hatte man die Löwen auch 4:3 zuhause im CKS geschlagen. Doch was an diesem Derbytag des 29. August 2014 fast mehr zählte als der knappe Sieg, war das „historische Ereignis“ der Eröffnung der „Bad Nauheim Hockey Hall of Fame“.

 
 

Zur Einweihung der neuen Hall of Fame waren Rolf „Pilo" Knihs, Katja Murray und Rainer Philipp (von links nach rechts) persönlich anwesend.                                                                               Foto: Storch

In der letzten Saison hatte jeder Fan die Möglichkeit seine Stimme für einen verdienten Spieler aus knapp 70 Jahren Eishockey in der Badestadt abzugeben. Rund 3000 Personen nutzten diese Möglichkeit und an jenem 29. August wurden drei Sieger jener Wahl präsentiert. Platz drei ging an Rolf „Pilo“ Knihs, den Spieler, der mit Abstand die meisten Jahre ein Trikot der Roten Teufel getragen hat. Auf dem zweiten Rang landete Doug Murray. Der im letzten Jahr so überraschend verstorbene Kanadier war Sympathieträger Ende der 90er und Anfang der 2000er Jahre. Unangefochten an der Spitze landete – wen wundert‘s – der Vorzeige-Crack aus glorreichen VfL-Tagen: der 199-fache Nationalspieler, Kapitän des DEB-Teams und Bronze-Medaille-Gewinner von Innsbruck Rainer Philipp.
Sowohl „National-Flipper“ als auch Pilo Knihs waren persönlich im Stadion. Doug Murray wurde von seiner Frau vertreten, die posthum vor Ort die Ehrung ihres Mannes entgegennahm. Alle drei waren sehr gerührt über die ihnen zugedachte Anerkennung. Seit jenem Tag schmücken die Rückennummern 8, 44 und 13 die  Holzkonstruktion des Stadiondaches im CKS und Kurzlebensläufe zieren den Aufgang zum VIP-Raum.

 
 

Die Mitglieder dieser Ruhmeshalle haben die Zusicherung der GmbH, dass ihre Rückennummern auf absehbare Zeit nicht wieder vergeben werden. Auch in Zukunft sollen weitere Personen in diese Hall of Fame berufen werden.
Bedingung ist jedoch, dass sie mindestens drei Spielzeiten für die Roten Teufel aufliefen und zum Zeitpunkt ihrer Aufnahme in die Ruhmeshalle nicht mehr aktiv sind. Nun – diesen Bedingungen genügen noch sehr viele Ehemalige, so dass die Hall of Fame sicherlich noch einiges an Zuwachs zu erwarten hat...
Soweit zur Vorbereitung auf die neue Spielrunde. Doch was ab Freitag, dem 12. September zählte waren Ligapunkte. Wir erinnern uns: Letztes Jahr hatte es einen fulminanten Auftakt für die Teufel gegeben... Und dieses Jahr? Pustekuchen! Der Start hielt drei Niederlagen in Folge bereit! Hatte man an der Nordseeküste den Fishtown Pinguins nach 2:0-Führung noch einen Punkt abtrotzen können und erst im Penalty-Schießen mit 3:4 verloren, so ging man zuhause gegen Rosenheim, ebenfalls nach einer 2:0-Führung, ohne Punkte vom Eis. Noch schmerzlicher war die anschließende 3:5-Pleite im ersten Derby gegen Kassel. Wieder war es ein Heimspiel und wieder war es das letzte Drittel, in dem die Rot-Weißen einbrachen. Nach 40 Minuten hatte noch ein 3:3 auf der Anzeige gestanden. Das war die erste wirkliche Enttäuschung, denn die „Last-Minute-Truppe“ aus Kassel hatte keiner als „Punktedieb“ auf der Rechnung. Die Tabelle war naturgemäß noch sehr instabil, doch rutschte Bad Nauheim kontinuierlich von Platz 8 über Platz 10 auf Platz 12. Dort hatte man Aab, Frosch, Campbell & Co wahrlich nicht erwartet...
Aber gottlob wurde es besser. Schon der 4. Spieltag hielt wieder ein Derby bereit. Diesmal in der „Löwen-Sauna am west-offenbacher Ratsweg“ und was die gebeutelte Teufelsseele brauchte, wurde ihr auch prompt beschert. Der schöne 5:4-Auswärtssieg läutete eine Phase ein, in der die Kurstädter beharrlich in der Tabelle zu klettern begannen. Aus acht Spielen holte man sechs Siege und durfte am 11. Spieltag von Rang drei auf die Liga schauen. Leider ging es genauso schnell auch wieder abwärts wie es aufwärts gegangen war. Nur sieben Spieltage später war Rang elf und  damit erneut eine Platzierung auf Playdown-Niveau erreicht.  Was Bad Nauheim hier passierte  galt aber  ebenso für andere Clubs.  Das  geflügelte  Wort  der  „engen Liga“ machte die Runde. In fast jeder Pressekonferenz

 
 
 
 

Das Derbysieger-Transparent kam diese Saison nur in drei von acht Derbys zum Einsatz. Im direkten Vergleich landete der EC diesmal nur auf Platz drei.   Foto: Chuc

 
 

wurde es strapaziert, nicht nur in Bad Nauheim. Nach dem 12. Spieltag trennten den Zweiten (Rosenheim) gerade mal fünf Punkte vom Elften (Bremerhaven). Es war wirklich verrückt. Ein einziger Spieltag konnte einen Club aus den Playdown-Rängen in eine direkte Playoff-Position katapultieren. Auch Bad Nauheim schaukelte auf dieser Welle munter mit; mal waren wir oben, mal waren wir unten. Kein Spieltag, wo nicht die Rangfolge kräftig durcheinander geschüttelt wurde. Eigentlich hätte man mit dieser Situation recht glücklich sein können, denn es garantierte spannende Spiele, gut gefüllte Stadien und jederzeit Hoffnung auf eine Top-Platzierung. Doch einige Dinge, die im Verlaufe der ersten Hälfte der Hauptrunde immer deutlicher zu Tage traten, stimmten die Fans in der Wetterau zusehend unzufriedener. Vor allen Dingen die Huskies legten eine Superserie hin, schoben sich weit nach vorne bis auf Platz zwei und nistete sich dort fest ein. Auch Lausitz, Dresden und Riessersee feierten länger andauernde Erfolgsreihen konnten sich zwischenzeitlich auf Playoff-Plätzen festsetzen. Selbst die Löwen aus Frankfurt zogen locker an uns vorbei. Die Konkurrenz blieb zwar immer in Reichweite, doch im Gegensatz zu deren Serien beschränkten sich Bad Nauheimer Herrlichkeiten auf die Zahl 3. Nie gab es mehr als drei aufeinanderfolgende Siege, dafür aber auch nie mehr als drei Niederlage am Stück. Die „enge Liga“ eben, so die etwas monotone Begründung unserer sportlichen Leitung.
Naja, solange man auf keinem Playdown-Platz stand, konnte man ja noch damit leben - wenn auch angesichts der hohen Erwartungshaltung nicht besonders euphorisiert! Aber es gab weitere Dinge, die am Ego der Fans knapperte. Beispielsweise die Tatsache, dass der EC oft führte, manchmal sogar recht deutlich, und ihm dennoch fast regelmäßig im letzten Drittel die Puste ausging. Spiele wurden so zu einem Zeitpunkt aus der Hand gegeben, wo man früher traditionell auf eine Nauheimer Tugend bauen konnte; nämlich im letzten Drittel noch einmal alles zu geben und dadurch so manch vertrackte Situation noch aus dem Feuer zu reißen. Heuer war es umgekehrt!
Fehlte es da etwa an Kondition, an sportlicher Fitness? Krasses Beispiel das Spiel in Landshut am 2. November. Fünf Minuten vor der Schlusssirene führten die Roten Teufel noch mit 4:3; bekam man zunächst den Ausgleich so verloren wir ganze drei Sekunden vor Ende mit 4:5. Bei eigener Überzahl in den letzten beiden Minuten hatte man es trotz bester Möglichkeiten nicht verstanden wenigstens einen Punkt zu sichern. Im Gegenteil; man „vergaß“ den Sünder auf der Strafbank, der sich bei seiner Rückkehr Sekunden vor Ende keinerlei Bewachung gegenüber sah. So schnappte er sich den Puck, zog ungehindert auf und davon und besiegelte das Nauheimer Knock out. Deprimierend - und irgendwie auch dilettantisch.
So wie man in Landshut das Powerplay nicht genutzte hatte, so wurde das Überzahlspiel im Saisonverlauf generell zur Achillesferse, obwohl Bad Nauheim anfangs der Runde gerade hier noch geglänzt hatte. Immer noch ein Querpass spielen, noch ein Schlenker, noch eine Drehung, nochmal nach einem besser postierten Nebenspieler suchen... anstatt den Puck direkt in den Slot und konsequent auf das gegnerische Tor zu schießen. Mit kompliziertem Spiel permanent erfolglos sein, das kostetet den Zuschauer wahrlich viele Nerven.
Als sich die Weihnachtszeit näherte, pendelte sich der Tabellenplatz auf einem Pre-Playoff-Rang ein. Die hessische Konkurrenz stand inzwischen wesentlich besser da. Die Hessenderbys waren zwar noch immer Garanten für ein volles Stadion, aber die Nummer Eins in Hessen, das musste man zähneknirschend eingestehen, war nicht mehr in der Wetterau angesiedelt. So taten die Schmähgesänge schon ein bisschen weh, als die Löwenfans skandierten: „Schade Nauheim alles ist vorbei – Ihr seid nur noch Hessens Nummer Drei!“ Dabei blieb der EC von Verletzungssorgen in dieser Saison weitestgehend verschont. Nur Dan Ringwald traf es wieder wie schon im letzten Jahr. Bereits im Oktober hatte er sich im 13. Saisonspiel in Crimmitschau verletzt und fiel für lange Zeit aus. Vor Weihnachten war mit einer Rückkehr nicht zu rechnen. Die GmbH-Führung hatte prompt reagiert und mit David Hajek einen tschechischen Verteidiger verpflichtet, der letztes Jahr noch beim Ligakonkurrenten Dresden unter Vertrag gestanden hatte. Sein Mittun kompensierte den Ausfall von Ringwald und so schlug diese Verletzung nicht so dramatisch zu Buche, wie dies noch in der Vorsaison der Fall war.
Überhaupt konnte der EC in dieser Saison personell auf den größten Kader der letzten Jahre zurückgreifen. Neben den 22 vertraglich gebundenen Spielern kamen mit Benedict Roßberg (Tor), Corey Mapes, Hagen Kaisler, Jonas Noske (alle Verteidigung), Dominik Daxelberger, Tim und Tobias Brazda sowie Alexander Thiel (alle Sturm) acht Förderlizenzspieler aus Düsseldorf hinzu. Deion Müller hatte man aufgrund toller Leistungen zu Beginn der Punktrunde bereits mit einem Vertrag ausgestattet. Auch der noch nicht mal 16-jährige Nachwuchsspieler Garret Pruden, Sohn des ehemaligen Verteidiger Greg Pruden, fand sporadisch in der ersten Mannschaft einen Platz und füllte ihn erstaunlich stark aus. Dennoch wollte sich vom sportlichen Standpunkt aus gesehen keine signifikante Verbesserung gegenüber dem Vorjahr einstellen. Man hielt sich auf einem Platz, der gerade noch Playdown–Vermeidung versprach, hatte den Anschluss nach oben nicht verloren, aber es drohte genauso das Absacken in die Playdown-Ränge. Alles wie gehabt vor zwölf Monaten... und das wo man doch im Sommer gehofft hatte, das spielende Personal entscheidend verbessert zu haben.
Was, so fragten sich sicherlich nicht nur die Fans, war dafür der Grund? Die schnellen Antworten hatten Forumsschreiber natürlich parat. „Trainer und Co-Trainer kommen bei der Mannschaft nicht an. Sie sind zu weich, können nicht das Potential der Spieler aktivieren. Ein Tritt in den Hintern muss von da mal kommen, um die Lethargie bei so einigen zu vertreiben... oder besser noch: Trainer austauschen – sofort! Kujala hat zugelassen, dass sich hier eine Art ‚Wohlfühloase Bad Nauheim‘ etabliert hat, in der sich niemand wirklich den A... aufreißen muss.“
Diese Statements gab es zuhauf. Der Grund warum so viele in die gleiche Kerbe schlugen war offensichtlich, denn gefühlt war es eine Ewigkeit her, dass man das Stadion nach einem Spiel richtig zufrieden oder gar euphorisch verlassen hatte. Es gab Siege, das ist nicht zu leugnen, doch es fehlte ihnen ein-fach der Glanz, die Begeisterung, das „Bad Nauheim Hockey- Feeling“, welches wir in der Saison 2012/2013 so genossen hatten. Natürlich war das eine andere Liga und nicht zu vergleichen mit der DEL2. Aber dennoch: was bewegt einen Zuschauer zum Eishockey zu gehen? Es ist die Dramatik, der Einsatz, der Kampf, die Leidenschaft... eben diese „Rot-Weiße Leidenschaft“, die Geschäftsführer Andreas Ortwein höchstpersönlich vor der Spielrunde als Saisonmotto vorgegeben hatte. Und genau diese war nirgends mehr zu spüren. Wenn die vornehmste aller Nauheimer Tugenden, der unbedingte Wille zum Sieg, abhandenkommt, dann fehlt etwas im CKS, dann ist es nicht das, was man in Bad Nauheim mit dem Begriff Eishockey verbindet. In der letzten Saison – zugegebenermaßen auch nicht die prickelnste der letzten Jahre – war die Stimmung im Kurpark noch zur Besten der Liga gewählt worden. In diesem Jahr verstummten die Massen zusehends. Sehr oft klang das „Super EC Nauheim – E...C...N – Super EC Nauheim“ aus dem Fanatics-Block schon ein wenig trotzig bis peinlich, denn was die Mannschaft zu diesem Zeitpunkt bot war alles andere als super!
Zum neuen Jahr hin veränderte sich das Gesicht der Mann-schaft ein wenig, zumindest personell. David Hajeks Vertrag wurde nicht verlängert, da Dan Ringwald an Weihnachten zurückgekehrt war. Fast wunderte man sich nicht mehr darüber, wo der Tscheche einen neue Bleibe fand: In Frankfurt natürlich - wo sonst! Auch die Jahre zuvor waren schon Lanny Gare (über den Umweg Lausitzer Füchse), Chris Stanley, Dennis Reimer und Taylor Carnevale (letztlich aber nicht eingesetzt und wieder abgegeben) dorthin gewechselt. Lästermäuler unterstellten bereits, dass Frankfurter Scouts nur noch bis Nauheim reisen würden um ihren Kader aufzufüllen...

 
 

Auch Sven Gerbig fehlte ab dem neuen Jahr. Er hatte sich zwar eine Fußverletzung zugezogen, wurde allerdings aus sportlichen Gründen aussortiert. Mitte Januar verließ Daniel Oppolzer unerwartet und auf eigenen Wunsch den EC in Richtung Kaufbeuren. Sein Heimatclub, der abgeschlagen am Tabellenende rangierte, garantierte  ihm mehr Verantwortung und Eiszeit, als man es ihm in Bad Nauheim zugestanden hatte. Diese Personalie bedauerten viele, denn Oppolzer war immer einer derjenigen, denen man den Kampf nie absprechen konnte. Kompensiert wurden diese Abgänge durch einen jungen Stürmer aus Ravensburg: Yannik Baier. Hatten einige gehofft es würden sich weiter Verstärkungen bis zum Ende der Wechselfrist am 31. Januar ergeben, so wurden diese enttäuscht. Es tat sich nichts mehr...
Sportlich rüttelte der Januar noch heftiger am Nervenkostüm der Fans. Den Auftakt machte das Heimderby gegen Kassel. Im ersten Drittel spielte man Kassel regelrecht an die Wand und führte hochverdient mit 2:0; auch das 2. Drittel dominierten die Teufel, konnten aber keine Tore nachlegen, was sich im dritten Abschnitt wieder einmal rächte. Wie so oft in dieser Saison stand am Ende des Spiels eine 2:3-Niederlage; wenn auch nach Verlängerung. Mit 5:2 verloren die Rot-Weißen auch das 2. Spiel des Jahres. Aber beim amtierenden Meister in Bremerhaven hatte man sich auch nicht wirklich etwas ausgerechnet. Genauso wenig wie in Riessersee. Doch da überraschte man mit einem 3:4-Sieg in der Overtime und setzte in den beiden Heimspielen gegen Weißwasser und Crimmitschau gleich noch zwei weitere Erfolge oben drauf.

Oppolzer ging zurück nach Kaufbeuren.   Foto: Chuc

 
 

In Bietigheim gab es die erwartete Niederlage bevor das bis dato schlechtestes Spiel der Saison im CKS steigen sollte. Gegner war Kaufbeuren, die mit einer Hypothek von 13 Spielen ohne Punktgewinn und einem Minikader von nur 14 Spielern angereist waren. Dafür die Bayern erstmals mit Daniel Oppolzer nach Bad Nauheim, der vor dem Spiel noch gebührend von Verein und Fans verabschiedet wurde. Was dann aber folgte schlug für viele dem Fass den Boden aus: die Allgäuer schossen ein 2:0 heraus, bevor Bad Nauheim im 2. Drittel den Spieß umdrehte und mit 5:3 vorne lag. Als jeder im letzten Drittel mit einem klaren Sieg für die Kurstädter rechnete, brach das Unheil wieder herein. Kraftlos, lustlos, kampflos, systemlos... vergeigte die Mannschaft den Vorsprung und ausgerechnet Oppolzer erzielte zwei Minuten vor Schluss den Ausgleich. Dass in der Verlängerung Ringwald doch noch den Siegtreffer setzte, war zwar gut für die Punkteausbeute, konnte aber nicht über die grenzenlose Enttäuschung der Besucher hinwegtäuschen. Mit einem gellenden Pfeifkonzert wie schon seit Jahr und Tag nicht mehr, hatten die 60 Minuten ihren Abschluss gefunden.
Es war wirklich deprimierend. Spieler wie Max Campbell hatten in den ersten Wochen noch mit grandioser Übersicht brilliert. Drew Paris hatte öfters „den Hammer“ ausgepackt und so manches Tor von der Blauen erzielt. Vitalij Aab, durch seine Spielweise per se nicht die geborene „Kampfsau“, verlor anfangs dank seiner Spielkunst nie den Puck... und plötzlich lief vieles nicht mehr so wie in den ersten beiden Monaten. Nicht von ungefähr verlor er auch seinen Goldhelm, das Symbol des Topscorers. Hatte die Mannschaft denn alles verlernt oder waren es Auswirkungen der schon zitierten „Wohlfühloase“? Kurioser Weise hatten zu diesem Zeitpunkt Maik Blankart, Kyle Helms, Patrick Strauch, Harry Lange und Vitalij Aab bereits neue Verträge für 2015/16 in der Tasche; eine Situation, die man in Bad Nauheim eigentlich seit Jahren nicht mehr kannte. So sprach Trainer Kujala immer wieder von individuellen Fehlern, die dem Team unterliefen, bemühte auch die bekannte Vorjahres-Floskel, dass zu viele Chancen liegen gelassen werden (das wollten wir angesichts der Einkaufspolitik im letzten Sommer eigentlich gar nicht mehr hören!) und sah die Notwendigkeit, dies abzustellen.
Er hatte ja absolut Recht und niemand widersprach ihm hier. Doch ist nicht gerade die Position des Trainers dafür da, solche Dinge abzustellen? So ahnten viele Schlimmes als es zwei Tage später nach Dresden ging. Es wurde ein denkwürdiges Spiel. Kurz nach der Schlusssirene erhielt ich eine Mail von einem langjährigen Dresdener Freund: „Was tut man nicht alles für eine gute Fanfreundschaft!“ meinte er etwas sarkastisch, denn Bad Nauheim hatte mit 7:2 den höchsten Saisonsieg eingefahren! Wie gesagt, diese Saison war irgendwie irre, denn mit diesem Sieg verließen die Teufel erstmalig seit Wochen wieder die Playdown-Ränge und sprangen auf Platz acht. Doch was er wert sein würde, musste sich in den verbleibenden elf Spielen zeigen.
Es folgten... zwei Heimniederlagen! Gut, gegen Bietigheim und Bremerhaven muss man nicht unbedingt gewinnen, auch nicht zuhause, aber die Chancen zu etwas Zählbarem waren wieder da gewesen und man hatte sie nicht nutzen können. Gegen Bietigheim kam der Einbruch – wie so oft – im letzten Drittel, das man mit 0:3 verlor und die Fishtown Pinguins freu-ten sich über zahlreiche versemmelte Großchancen der Roten Teufel, so dass auch nach diesem Zweifach-Heimspiel-Null-Punkte-Wochenende keiner wirklich zufrieden in die neue Woche startete, zumal vom ungeliebte Platz elf in der DEL2-Stecktabelle wieder das Teufelslogo grüßte.


 
 
 
 

Dank der Mannschaft an die Fans nach dem Sieg im Spiel gegen Crimmitschau. In dieser Saison war das Verhältnis jedoch oft ein sehr angespanntes  Foto: Chuc


 
 

Verkehrte Welt einmal andersrum dann in den nächsten beiden Auswärtsspielen. Hier siegte das Kujala-Team in Heilbronn mit 2:4 und - was für ein Hammer(!) - sogar in Kassel mit 2:5. Dummerweise punktete die Konkurrenz durchweg ebenfalls. So rückte die Tabelle wieder enger zusammen, änderte aber nichts in den Playdown-Rängen. Diese verließ man erst als auch das Heimspiel gegen Crimmitschau positiv gestaltet werden konnte. Durch einen Penalty sechs Sekunden(!) vor Feierabend rettete Max Campbell die Kurstädter vor eine Blamage, denn die Eispi-raten hatten eine Nauheimer 3:1-Führung in einen 4:5-Vorteil ummünzen können. Der Siegtreffer von Dusan Frosch brachte Punktegleichstand mit Dresden und durch die hauchdünn bessere Tordifferenz rutschen die Roten Teufel auf Platz zehn.
Noch sechs Spieltage lagen vor dem Teilnehmerfeld und es waren für Bad Nauheim durchweg „Schicksalsspiele“, da es fast ausschließlich gegen die direkte Konkurrenz um die Pre-Playoffs ging. Gegen Riessersee wurde der Pflicht-Dreier nicht geholt, denn trotz zweimaliger Führung ließ man sich 1 Sekunde (!!!) vor Feierabend die Suppe noch versalzen. Ausgleich zum 3:3 nach 59:59 Minuten. Nach dem Zusatzpunkt durch erfolgreiches Penaltyschießen beantworteten die meisten Zuschauer die Frage: „Punkt verloren oder Punkt gewonnen?“ mit einem klaren: „Genau!“
Auch das Spiel in Rosenheim endete mit dem gleichen Ergebnis, nämlich einem 4:3 nach Penaltyschießen für die Heimmannschaft. Dumm nur, dass nach dem ersten Drittel ein 0:3 für die Rotweißen auf der Anzeigentafel gestanden hatte. All diese verschenkten Punkte ließ die Stimmung bei den Fans nicht besser werden, obwohl inzwischen Rang 9 in der Tabelle erreicht war.
Das letzte Derby der Saison gegen Frankfurt begann vor traditionell ausverkauftem Haus mit einem Paukenschlag. 1:0 in der 3. Minute durch Max Campbell. Bis zur 11. Minute hielt die Bombenstimmung kippte aber als der Ausgleich fiel und schlug in Schweigen und Frust um, denn Frankfurt watschte die Teufel mit fünf schallenden Ohrfeigen ab. Das 1:5 brachte wieder Platz 11, denn die Konkurrenz aus Weißwasser und Dresden hatten beide gesiegt. Unbegreiflich wie ein einziges Gegentor, eine bis zu diesem Zeitpunkt richtig gute Leistung einfach so wegblasen konnte. Nach dem Ausgleich sah man wieder zunehmend das desolate Auftreten, was man aus vielen Partien dieser Saison zur Genüge kannte. Warum war diese Mannschaft so labil, so ohne Selbstvertrauen und ohne Glauben an das eigene Können?
„Wir haben es selbst in der Hand und müssen auf uns schauen“ hatte Petri Kujala die Parole vor dem Wochenende ausgegeben. Aber leider wurde genau andersrum ein Schuh daraus: Nur die Hoffnung auf Ausrutscher unserer Wettbewer-ber und ein kleines Wunder konnte noch eine Playdown-Teilnahme verhindern. Wie zum Beweise dieser Hypothese endetet dieses rabenschwarzes Wochenende mit einer 2:5-Niederlage in Landshut, ließ uns aber dennoch alle Chancen, da sowohl Weißwasser in Frankfurt als auch Dresden in Heilb-ronn keine Punkte holten.
Das vorletzte Spiel konnte mit Fug und Recht als Endspiel um die Pre-Playoffs bezeichnet werden. Die Roten Teufel mussten in der Lausitz antreten. Nur drei Punkte würden Nau-heim die Option lassen, die bisher so verkorkste Saison aus eigener Kraft mit den Pre-Playoffs abzuschließen. Im VIP-Raum wurde gar ein Public Viewing eingerichtet und 150 Fans fanden sich dort in der Hoffnung auf ein kleines Happy End ein. Machen wir es kurz; es war das typisches Spiel für diese Saison: 2:0-Führung durch Aab und Beca mit Ausgleich noch im ersten Drittel. Nach torlosem zweiten Durchgang brachten „individuellen Fehler“ der Teufel die Ostdeutschen zum 4:2-Sieg.

 
 

Public Viewing im VIP-Raum während der Partie gegen die Lausitzer Füchse  Foto: EC-Homepage

Das war‘s dann wohl! Die rein theoretisch Chance Dresden auf der Ziellinie doch noch abzufangen war zwar durch die Eislöwen-Niederlage gegen Landshut immer noch gegeben, doch holte die Realität alle in Bad Nauheim gnadenlos ein. Dresden siegte in Kaufbeuren und verbuchte die notwendigen Zähler, die den 4:3-Sieg der Roten Teufel nach Penaltyschie-ßen gegen Ravensburg belanglos stempelten. Nie und nimmer hätte man dies in der Kurstadt zu Beginn der Saison für möglich gehalten. Im Forum hagelte es Sarkasmus, Spott und Hohn. „Der Zeiger auf der nach oben offenen Grausamkeitsskala hat neue, ungeahnte Höhen erreicht. Gute Nacht Bad Nauheim, - alles wird gut“ schrieb AnitLions. User Clausewitz erkrankte an einer „Heinjalal-Allergie“ und für „Allan Strange“ standen die Buchstaben ECN nur noch für Einzelaktionen, Chaos, Naivität.
Der Frust hatte alle gepackt. Es blieben nun zehn Tage um sich mental auf die Playdowns einzustellen und den Supergau Abstieg zu vermeiden.

 
 

Angesichts dieser Situation meldete sich Andreas Ortwein über die Sozialen Medien und Internet-Foren in einem offenen Brief an die Fangemeinde. Hier legte er seine Sichtweise der Dinge dar, unterstrich dies mit Einblicken in die finanzielle Situation und kaufmännischen Überlegungen der GmbH und warb für eine gemeinsame Unterstützung des Teams für die anstehenden schweren Spiele. Alles andere, so der Geschäftsführer, sei Thema für die Zeit nach der Saison; machte aber ebenso klar, dass bereits heftig an der Zukunft gearbeitet werde. Dies wurde auch umgehend durch die Vor-stellung eines neuen Geschäftsstellenleiters ab 1. Mai 2015 in Person von Matthias Roos belegt.
Spiel 1 der Playdowns sahen gut 2400 Zuschauer und begaben sich am Ende nach 67:34 Min und einem sehr glücklichen 4:3-Sieg in der OT nachdenklich auf den Heimweg. Dreimal hatten die Teufel hinten gelegen, dreimal ausgeglichen, aber am Ende dank eines Schlenzers von Drew Paris doch noch den Sieg in der Tasche. Zwei Tage später in Kaufbeuren gab es ein 6:3-Desaster. Fast schon traditionell war man wieder im dritten Abschnitt eingebrochen und hatte mit einem trostlosen 3:0 die letzten 20 Minuten abgeschenkt. „Purer Slapstick“ kommentierte Marcel Bohl am Fan-Radio den Treffer zum 4:3 für die Bayern und Guryca zertrümmerte frustriert seinen Schläger nach dem 6:3.
Ausgleich also nach Spielen und der erste Sieg des ESVK gegen den EC in dieser Saison überhaupt. Schlechte Vorzei-chen für das Dienstagspiel, zumal Verteidiger Drew Paris mit einem Kieferbruch für unbestimmte Zeit ausgeschieden war. Im Forum war die Hölle los. Austritte aus dem Teufelskreis wurden angekündigt, zu Schweigeprotesten während des 3. Spiels aufgerufen und heftig gegen die Geschäftsleitung gewettert. Wie diese dazu käme die Fans zum Zusammenhalt mit der Mannschaft aufzurufen, wo es doch gerade das Team sei, das sich einen feuchten Kehricht um die Beseitigung dieses Schlendrians kümmere. Und doch waren dienstags über 2000 Menschen zur Unterstützung ihrer Farben im Stadion. Sie brauchten es nicht zu bereuen, denn erstmals seit langen, langen Wochen sah man wieder so etwas wie Emotionen auf dem Eis. Mit einem ansehnlich herausgespielten 5:2-Sieg verbuchte Bad Nauheim die erneute Führung in der Serie. An diesem Tag schoss ein alle überragender Matt Beca zwei blitzsaubere Tore gegen einen starken Stefan Vajs im ESVK-Tor.
So hoffnungsvoll dieser Sieg auch stimmte, am darauffolgenden Freitag war wieder alles dahin. 7:4 verlor der EC in Kaufbeuren, und wieder war es die „fucking last period“, die alleine mit 4:0 in die Hose ging. Wie lange sollte diese verdammte Serie eigentlich noch gehen; etwa über alle 7 Spiele?
Am Sonntag im CKS höre man folgerichtig vor dem Spiel mehr Stimmen, die eher ein mulmiges Gefühl äußerten denn Zuversicht versprühten. Doch Nauheim bestätigte die Heimse-rie und machte den Matchball für die kommende Woche perfekt. Allerdings war der Sieg  hauchdünn. Das 1:0-Endergebnis bestand bereits nach 5:21 gespielten Minuten und entsprang einem verunglückten Pass von Vitalij Aab, dessen Vorlage auf Harry Lange von Verteidiger Rob Kwiet mit dem Schlittschuh ins eigene Tor abgefälscht wurde. Aber das kümmerte nach dem Spiel niemanden mehr. Gewonnen ist gewonnen!
Noch ein Sieg bis zum Klassenerhalt, und der sollte unbe-dingt in Spiel 6 eingefahren werden. Nach 11:42 min klingelte es das erst mal hinter Guryca. Mist! Doch der Ausgleich, nicht mal ein Minute später, versöhnte und es kam noch besser: Bis zum Ende des 2. Drittel lagen die Teufel gar mit 2:5 vorne. Zwei Powerplay-Tore, eine überstandene 3-5 Unterzahl und einen von Guryca gehaltener Penalty hatten die EC-Fans in Kaufbeuren schon gesehen. Blieb die bange Frage, wie würden sich die Teufel diesmal im ominösen Abschnitt drei aus der Affäre ziehen? ES GING GUT!!! Zentnerschwere Lasten purzelten von den Herzen der EC-Familie. Ein 3:6 auf der Anzeigetafel der Sparkassen Arena bezeugte am Abend des 25. März für alle sichtbar den glücklichen Abschluss einer verkorksten Saison...  

*

Hier endet die Saisonchronik 2014/2015. Alle, die nur an den reinen Fakten interessiert sind, können getrost den Rest überspringen. Doch angesichts der letzten Wochen, erlaube ich mir noch ein paar ganz persönliche Anmerkungen.
Diese Saison ist die zweite Spielzeit hintereinander, bei der viele aufatmen und sagen: “Endlich vorbei“. Eine fatale Situation, bedeutet es doch dass die Lust auf Eishockey, oder besser gesagt auf das diesmal gezeigte Eishockey, im Verlauf der Runde abhandengekommen ist. Der hartumkämpfte Klassenerhalt ist als Ziel meilenweit entfernt von dem, was sich Fans, GmbH, Sponsoren und Team versprochen hatten. Doch wie gesagt, es ist bereits die zweite Saison, für die diese Aussage zutrifft. Auch letztes Jahr hatten sich alle eigentlich mehr als die Playdowns erhofft, wurden aber eines Schlechteren belehrt.
War man vor Jahresfrist allerseits noch leidlich gewillt, dies als „Lehrjahr“ abzuhaken – schließlich spielte man nach langer Abstinenz wieder in einer weitaus niveauvolleren Liga, gab es eine nicht unerhebliche Verletzungsserie, die einiges entschuldigte und vor allem war abzusehen, dass sich für die kommende Saison so manches ändern würde – so ist die Situation und daher auch die Stimmungslage diesmal eine gänzlich andere. Die Emotionen haben sich kontinuierlich über die gesamte Saison von erwartungsvoller Vorfreude über abwartendes Hoffen, wachsende Enttäuschung bis hin zu tiefsitzendem Frust gewandelt. Gegen Ende der Hauptrunde entlud sich die Stimmung in einer Blockbildung, wo die eine Seite ein trotziges „Petri-Heil“ und die andere ein ironisches „Petri-Dank!“ anstimmte.
Dass eine solche Konfrontation Gift für einen Club ist, der sein Image zum großen Teil darauf aufbaut einen familiären Umgang zu pflegen, ist wohl unbestreitbar. Andreas Ortwein hat durch seinen Brief schon versucht, dieser Konfrontation die Spitze zu nehmen und zusammenzuführen was zusammen bleiben muss! Die Reaktionen auf seine Zeilen waren durchweg positiv. Dies zeigt welches Vertrauen die Person des Geschäftsführers im Umfeld besitzt.
Dennoch werden es die Verantwortlichen in den kommenden Wochen und Monaten nicht leicht haben, die gesamte Fangemeinde - nach eigenen Aussagen der größte Geldgeber des Clubs - zu motivieren, mit fliegenden Fahnen auch wieder in die kommende Saison zu gehen. Auf dem Gipfel der Unzufriedenheit, als man die Pre-Playoffs verpasste, waren schon einige Personalentscheidungen für die kommende Saison gefallen, die viele nicht nachvollziehen konnten. Mit Vitalij Aab, Patrick Strauch und Kyle Helms stehen mindestens drei Spieler im neuen Kader, die aus verschiedensten Gründen in dieser Saison öfters unter Zuschauerschelte zu leiden hatten. Dazu kommt, dass auch in der Saison 2015/2016 der Sportliche Leiter wie auch mit großer Wahrscheinlichkeit der aktuelle Trainer wieder Verantwortung bei den Roten Teufeln tragen wird. Ohne hier eine wie auch immer geartete Beurteilung der beiden Personen Daniel Heinrizi und Petri Kujala vornehmen zu wollen, ist diese Tatsache allein schon eine schwere Hypothek, heißt es doch gegen den Mainstream des „Hauptsponsors“ zu handeln.
Ortwein hat vorgerechnet, wie sich die Finanzen darstellen und wohin sie sich entwickeln müssen. Bevor überhaupt Investition in den sportlichen Kader tätigen zu können, müssen viele zigtausend Euro aufgewendet werden, um die Voraussetzungen für eine DEL2 Lizenz zu gewährleisten. Ausgaben für Videobeweis, Netzwerk-Infrastruktur, Schiedsrichterkabinen... es gilt vieles anzugehen. Erhöhung der Sponsorenverträge sowie Preiserhöhung bei den Eintrittsgeldern sind bereits angekündigt und angesichts den bevorstehenden Ausgaben wohl auch nicht vermeidbar.
Ferner soll zum dritten Mal hintereinander ein Rekord in Sa-chen Dauerkartenabsatz (820 plus x) aufgestellt werden, um frühzeitig möglichst große Planungssicherheit zu bekommen. Als Zukunftsausblick veröffentlichte die GmbH zusammen mit dem Nachwuchsverein eine Agenda 2020, die hehre Ziele für erste Mannschaft (bis 2020 will man unter den Top 4 der DEL2 sein) und für die Nachwuchsgesellschaft (man will in die DNL2, ein Ausbildungszentrum etablieren und U-Nationalspieler hervorbringen) vorsieht. Dennoch wurde auch schon vorgebaut, dass man nicht immer mit einer Leistungssteigerung rechnen dürfe. „Es kann nicht immer nur nach vorne gehen, wir müssen auch mal eins, zwei Schritte zurück in Kauf nehmen.“ (Zitat des Geschäftsführers in der WZ vom 24. Feb. 2015).
Durch den Klassenerhalt hat sich die Gemütslage zwar wie-der etwas entspannt und es darf gehofft werden, dass die zitierten „eins, zwei Schritte zurück“ sich auf die sportliche Ernüchterung der Jahre 2013/2014 und 2014/2015 reduzieren. Dennoch bleibt die Frage wie das EC-Umfeld bei alledem mitzieht. Hardcore-Fans werden hier weniger Probleme haben als „Schön-Wetter-Fans“.

 
 

Doch gerade die gilt es zu motivieren, denn nicht das Stammpublikum sondern nur die Gelegenheitsbesucher können die erforderlichen Steigerungen bringen. Dabei darf man vor allem nicht vergessen, dass eine Eintrittspreiserhö-hung gerade diejenigen trifft, die ihren Anteil am „Deal“ der letzten Jahre, und ganz besonders in den beiden letzten Spielzeiten, immer treu und brav erfüllt haben. Die Hauptrundenspiele mit 2615 Besuchern im Schnitt und genau 68.000 Zahlenden insgesamt stellten ein Allzeit-Besucherhoch der letzten 25 Jahre dar. Selbst in der legendären Saison 1998/99, als die Ausnahmemannschaft um Dino Felicetti und Marc West die Vizemeisterschaft der 2. Liga holte, hatten wir in der vergleichbaren Runde einen Zuschauerdurchschnitt von gut 2300 und rund 60.000 Besuchern! Gegenüber der Planung für dieses Jahr (2400 BpS) wurde der Schnitt um 200 Eintrittszahler wieder übererfüllt. So gesehen war der Aufruf zum „Wir-Gefühl“ in der Abstiegsserie durch Andreas Ortwein zwar verständlich, aber nicht nötig gewesen. Nauheimer Fans stehen immer zu ihrem Club, bei aller Kritik! Das darf (und wird sicherlich auch) bei den Verantwortlichen nicht ignoriert werden.

Die Zuschauer sorgten auch in dieser Saison wieder für einen Anstieg der Besucherzahlen im CKS. Mit 2600 pro Spiel waren es durchschnittlich 200 mehr als geplant.  Foto: Storch

 
 

Sieht man einmal von der sportlichen Seite ab und schaut, wie es der Geschäftsführer in seinem Brief getan hat, auf die Entwicklung des EC Bad Nauheims der letzten Jahre abseits des Eises, so ist natürlich zu konstatieren, dass sich hier viel bewegt hat. Wir haben in der Tat einen sehr repräsentativen VIP-Raum, eine absolut moderne und ansprechende EC–Lounge, verbesserte Räumlichkeiten der Geschäftsstelle, die Verkaufsstände im Stadion wurden ausgebaut und optimiert, die Spielerkabinen haben ihr Schmuddel-Image verloren, (fast wäre ich geneigt auch hinzuzufügen, dass wir eines der besten DEL2-Stadionmagazine herausgeben, aber das lasse ich mal wegen Befangenheit außen vor ) ... Hier haben die beiden letzten GmbHs, sowohl die Kurz‘sche als auch die Ortwein‘sche, außerordentliches geleistet. Dafür muss man den Leuten einfach dankbar sein.
Und dennoch: Letztendlich spielt die Musik im sportlichen Bereich; zählt unter dem Strich das Abschneiden und vor allem das Verhalten der Mannschaft, mit der sich der Besucher identifizieren will. In unserem Fall ist dies die Profi-Mannschaft, nicht eine Nachwuchsmannschaft und auch nicht das 1b-Team.  Ideen von einem Sportinternat in Bad Nauheim mögen gut gemeint sein, ob sie aber umsetzbar sind wage ich auch in Anbetracht der existierenden Stadionsituation in Frage zu stellen. Ich glaube auch gar nicht, dass der normale Fan auf Teufel komm raus ausschließlich Eigengewächse in der Mannschaft sehen will. Was man erwartet sind Erfolge des Teams, mit dem man sich identifiziert. Ob dieser Erfolg durch Nauheimer Nachwuchsspieler oder durch hervorragendes Scouting erzielt wird, ist für den gemeinen Fan völlig zweitrangig. (Bezahlbare) Spieler, die begeistern, müssen nicht zwangsweise aus Bad Nauheim und Umgebung kommen. Ich weiß, dass ich mit diesem Statement bei einigen anecken werde. Aber glaubt denn wirklich jemand ernsthaft, dass der Durchschnittszuschauer – und das ist die Mehrzahl aller Stadionbesucher – sich mehr daran ergötzt, wenn ein Nauheimer U-Nationalspieler in der DEL für Furore sorgt, als wenn ein junger Kanadier die Roten Teufel in ein DEL2-Playoff-Finale schießt?
Dass wir eine gute Nachwuchsarbeit brauchen und somit die Aufgabe des Stammvereins eminent wichtig ist, steht selbstredend außer Diskussion. Bad Nauheim darf sich aber meiner Meinung nach nicht primär als Ausbildungsverein sehen und auch nicht dorthin entwickeln wollen. Wohin dies führt zeigen genügend Beispiele der traditionsreichen Bayernclubs wie dem EV Füssen oder dem EC Bad Tölz. Ist eine solche Situation wirklich erstrebenswert? Maximal dritte Liga mit einem verstärkten Junioren-Team? Ganz ehrlich: Selbst für mich als Bad Nauheimer, der nunmehr seit 47 Jahren die Spiele regelmäßig besucht, wäre das nicht mehr meine Welt; auch wenn die Truppe ausschließlich aus einheimischen Spielern bestünde. Einer der schönsten sportlichen Augenblicke war der 21. April 2013, als wir sportlich die Qualifikation für die 2. Liga schafften. Solche Momente sind die Krönung aller Anstrengungen und es stört bis heute niemanden, dass der entscheidende Treffer zu diesem Erfolg von einem Amerikaner namens Brad Miller erzielt wurde.
Um es noch einmal klar herauszustreichen: ich rede hier nicht dem unbedingten kurzfristigen Erfolg das Wort; warne aber auch davor zu denken weitere eins, zwei Jahre ohne nennenswerte Fortschritte könnten uns nicht ebenso gefährlich werden. Wie sagte die Geschäftsführung doch: „Der Zuschauer ist unser Hauptsponsor.“ Wenn genau dieser, der die letzten Jahre so unbeirrt an der Seite des Clubs stand, mangels fehlender Erfolge nicht gehalten werden kann, verliert man mehr als man denkt. Denn letztendlich macht Profisport nur dann Sinn, wenn auch die entsprechende Resonanz bei den Fans vorhanden ist. Für wen sollte man sonst spielen? Für was hätte man all die schönen Locations im CKS errichtet? Wofür hätte man seit 2007 so geackert?
Genau deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass man alles für eine sportlich erfolgreiche neue Saison tun wird. Das Endresultat 2015/2016 darf nicht ein drittes Mal „Klassenerhalt mit blauem Auge“ lauten. Das Ziel Playoffs und vor allem das Erreichen dieses Zieles, sollte das Maß aller Dinge für die kommende Saison sein. Voraussetzung dafür sind die richtigen Personen am richtigen Platz, ohne Rücksicht auf persönliche Animositäten, Sentimentalitäten oder Freundschaftsklüngeleien. Fans, Mannschaft, GmbH, Sponsoren... alle müssen an einem Strang, und zwar in die gleiche Richtung, ziehen. Dass manchmal auch eine gewisse „Schwarmintelligenz“ (und sei es auch „nur“ der zahlende Zuschauer) vernünftige und richtige Vorschläge macht, sollte von keinem bedenkenlos übergangen werden. Mein Apell geht deshalb an beide Seiten: Liebe Geschäftsführung, niemand hat alleine das Patentrezept für den Erfolg; liebe Fans, sehr wohl haben aber einige wenige die persönlichen Konsequenzen eines Misserfolgs zu tragen. Gegenseitiges Verstehen und aufeinander Hören kann hier sehr hilfreich sein. Und genau da teile ich uneingeschränkt den Aufruf zur GEMEINSAMKEIT, den Andreas Ortwein in seinem offenen Brief beschworen hat!
In diesem Sinne; hoffen wir auf eine schnelle und gute Weichenstellung zum Gelingen einer neuen Aufbruchsstimmung. Mag ein jeder nach seinen Möglichkeiten mit besten Kräften dazu beitragen, dass auch im siebzigsten Jahr nachdem Colonel Paul Rutherford Knight diese „Kultstätte Eisstadion“ in Bad Nauheim ermöglichte, wieder mehr Erfolg in die heiligen Hallen einkehrt. Einen schönen, erholsamen Sommer – und im nächsten Herbst sehen wir uns alle wieder im CKS bei begeisternden DEL2-Spielen unseres EC Bad... NAUHEIM
!

 
 

25. März 2015

 
 
 
 
 
 

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