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Ein Mann hält Wort
Ostern 2012: Die Saison war leider erneut viel zu früh beendet und alles was folgte waren zunächst nur Negativschlagzeilen. Leistungsträger wie Markus Keller, Lanny Gare, Dylan Stanley, Tobi Schwab und Kevin Lavallee verließen peu à peu die Roten Teufel und auch Trainer Fred Carroll hatte nach dem vierten erfolglosen Zweitliga-
Überall im Lager der Wetterauer Eishockey-
Ab sofort – so die Hoffnungen – sollte es interessant werden. Mit Franz, Kujala, Baum, Baldys, Maaßen, Pöpel, Wex und May verlängerten einige Spieler ihre Verträge und zwei Neue kamen mit guten Referenzen aus der zweiten Liga. Besonders die Verpflichtung von Thomas Ower (Hannover Indians) schürte die Hoffnung, einen gleichwertigen Ersatz für Ausnahme-
Inzwischen war es Mitte August. Der neue Coach hatte den Teufelskader fast ausnahmslos anhand von Videomaterial und Empfehlungen direkt aus seiner Heimatstadt Toronto zusammengestellt. Allesamt Spieler mit deutschem Pass, denn die beiden Kontingentstellen wollte man laut Carnevale und Geschäftsleitung erst dann besetzten, wenn der restliche Kader stand und man sehen würde, wo der Schuh noch drücke. Keine schlechte Philosophie, aber dennoch wurden nicht wenige langsam ungeduldig.
Das waren doch mal Hausnummern! Wenn auch die Mannschaft ziemlich runderneuert daher kam, so durfte man getrost hoffen, dass die Qualität nicht schlechter geworden war. Noch dazu, weil mit Eddy Rinke-
Trotz dieser recht positiven Entwicklung, hatte der Frühsommer aber auch einen kleinen Schönheitsfehler. Anfang Juni kam etwas Sand ins Räderwerk der EC-
Im sportlichen Bereich ging es nun endlich in die aktive Vorbereitung. Wundersames mussten die EC-
Erst mal freute man sich in der Kurstadt auf den Saisonbeginn, denn der Spielplan lud gleich zum Auftakt zum großen Hessen-
Eddy Rinke und auch Sven Schlicht hatten sich durch die Vorbereitungsspiele empfohlen. Gerade Rinke hatte so manches Highlight gesetzt und sich sogar einen Stammplatz in der ersten Reihe erspielt. Die Mannschaft war also komplett – oder besser: fast komplett, denn auf einen zweiten Kontingentspieler verzichtete man bewusst zu diesem Zeitpunkt. Zählte man die Junioren und FöLi-
„Sonntag, 30. September, 18:30 Uhr, Teufelszeit in Bad…“
Das Stadion präsentierte sich proppenvoll und ausverkauft, als Stadionsprecher Eberhardt die neue Oberligasaison anmoderierte und 4500 Kehlen mit einem euphorischen „…NAU-
Die Folgezeit brachte genau das, was die Fachpresse vorausgesagt hatte: gähnende Liga-
Sportlich lief es wie erwartet gut. Es gab kein Spiel in dem Bad Nauheim nicht punktete, und das obwohl der Einsatz der Mannheimer Förderlizenzspieler fast komplett zurückgefahren wurde. Carnevale fand in einer Pressekonferenz klare Worte dafür, dass die FöLi-
Alles hätte „jolly fine“ sein können -
Au Backe! Da war er wieder der Unfriede, der auch 1998/99 zur ersten Amtsperiode von Carnevale die Meisterschaft gekostet hatte. Für Außenstehende kam er aus heiterem Himmel, obwohl die Zurückgetretenen davon sprachen, dass dies eine lange schwelende Krise gewesen sei. Der Stammverein kündigte im Fahrwasser der Ereignisse den Kooperationsvertrag mit der GmbH und ließ offen, wie man sich zur neuen Saison positionieren würde. Auch langjährige Sponsoren kündigten das Ende ihres Engagements an, sollte sich die Situation nicht wieder einrenken. Doch darauf wollte man besser nicht wetten, denn beide Seiten versteiften sich in ihrer Haltung. Kurz suchte neue Mitstreiter bzw. bat die verbliebenen zu noch größerem Einsatz. Klar war, dass die Querelen zunächst einmal die Fans am heftigsten trafen. Alles was man mit der Zeit liebgewonnen hatte und was fast selbstverständlich erschien -
In der verbliebenen GmbH-
Und der Sport? Nun, obwohl sich Verteidiger Christian Franz just zu dieser Zeit aus privaten Gründen entschloss den Verein Richtung Bayernliga zu verlassen, litt die Leistung des Teams unter den Querelen gottlob nicht! Glücklicherweise hatte man kurz zuvor auch die Stelle des zweiten Kontingentspielers besetzten können. Verteidiger Martin Lee, vom US-
Zum Jahreswechsel endete die Vorrunde. Nicht wenige atmeten erleichtert auf, dass die sportlich unattraktivsten Gegner endlich unter Ihresgleichen bleiben sollten. Die als „Goldene Ananas“ verspottete West-
Doch mehr als dies beschäftigte die Fans etwas ganz anderes. Lanny Gare, vier Jahre lang so etwas wie Kopf und Herz der Roten Teufel, brach nach Weihnachten seine Zelte in der Lausitz ab und wechselte zurück nach Mittelhessen. Noch im Vorjahr hatte er vor laufender Kamera nach einem Wechsel zu den Löwen befragt, bekundetet: „Nee, nee, nee! Ich bin Nauheimer.“ Doch nun gab er den EC-
Als Spitzenreiter durfte man am 3. Spieltag in der Frankfurter Eishalle antreten. Heftiger als über den Ausgang des Spiels wurde im Vorfeld über den Empfang des abtrünnigen Ex-
Stadionsprecher Rüdiger Storch disqualifizierte sich durch eine peinliche Einlage, als er sich vor dem Match heulend auf dem Eis wälzte und die Bad Nauheimer Gäste als jammernde Trauergemeinde wegen des geplatzten Gare-
Abseits der Eisfläche diskutierte man weiter über potentielle Neuzugänge. Carnevale sprach von gleich mehreren Spielern, ohne jedoch konkrete Namen zu nennen. Und sie kamen wirklich: Daniel Huhn, Aaron Reckers und Josiah Anderson. Huhn, „The Chicken-
Nun, damit musste man leben und tat es auch. Bad Nauheim etablierte sich wie schon in der Vorrunde auf Platz drei der Tabelle; wiederum hinter den beiden hessischen Kontrahenten, allerdings betrug der Rückstand auf Kassel und Frankfurt am Ende nicht mehr 1 respektive 0 sondern 13 und 11 Punkte. Das Rückspiel gegen die Löwen gewann das Carnevale Team zuhause zwar mit 7:6 im Shoot-
Frank Carnevale hatte immer davon gesprochen, dass die Mannschaft sich von Spiel zu Spiel verbessern wolle, um genau zu den Playoffs den Leistungszenit zu erreichen. Doch davon spürte man weder an diesem Tag noch am letzten Zwischenrundenwochenende das Geringste. Selbst die Spiele gegen Hamm und in Krefeld wurden zu müden Veranstaltungen. Jeweils erst im Penaltyschießen konnte der Aufstiegsmitbewerber gegen die „Nobodies“ einen 2:1-
Noch „hirntoter“ als das EC-
Herr Schweer, dessen LV-
Heftige Diskussionen brachen vom Zaun. Kassel, Frankfurt und Bad Nauheim wollten natürlich das Aufstiegsrecht, denn genau das war ja für alle drei Clubs das erklärte Saisonziel. Da der Vertrag laut Kündigung erst zum 30. April auslaufen sollte, zu diesem Zeitpunkt gemäß Playoff-
Ungeachtet dessen ging es am 22. Februar in die Endrunde zur Playoff-
Schade – aus Nauheimer Sicht, denn so gab es ein „Feindbild“ weniger und die stets spritzigen Wortgefechte zwischen Frank Zwerg und Frank Clown gehörten mit einem Schlag der Vergangenheit an. Sportlich änderte diese Tatsache aber nichts an der Leistungsstärke des Nachbarn. Mit 16:0 angelten die Katzen am ersten Endrunden-
Doch schon am zweiten Spieltag gab es Überraschungen. Duisburg verlor in Leipzig mit 5:4 und Frankfurt musste bis ins Penaltyschießen gegen Halle bevor der 4:3-
Das nächste Wochenende mit Hin-
Nach dem Spiel hieß es erst einmal durchatmen und sich auf die kommende Aufgabe konzentrieren. Die letzten Jahre hatten wir immer das zweifelhafte Vergnügen gegen den kommenden Oberliga-
Die Antwort auf die Frage nach dem Halbfinalgegner, ließ noch ein Wochenende auf sich warten. Selb ohne, oder Frankfurt mit Heimvorteil? Wunschgegner der meisten EC-
Am Gründonnerstag traten somit die Roten Teufel hoffnungsfroh in Selb zum ersten Semifinalspiel an… und mussten eine enttäuschende 3:1-
Aber traute man diesem Team so etwas überhaupt zu? Sollte ein Mann wie Frank Carnevale sich wirklich von solchen Ränkespielen seine Motivation nehmen lassen? Unvorstellbar!!! Deshalb kamen am Karsamstag auch über 3500 Zuschauer zum Rückspiel ins CKS und wollten den Ausgleich in der Serie persönlich miterleben. Zunächst aber durften sie die Meisterschaftsehrung der Junioren miterleben. Diese hatten erstmalig in der EC-
Dort passierte, was unter Frank Carnevale schon vor 14 Jahren mehrfach geschehen war: Mit kleinem Team wurde Großes geleistet! Das erste Drittel reichte aus, um per Doppelschlag innerhalb von 49 Sekunden das Spiel mit 2:0 für die Teufel zu entscheiden. Selb erholte sich in diesem Spiel nicht mehr von dem Nackenschlag und selbst der Kommentator des Selber Internet-
Wiederum war die Halle im Kurpark pickepacke voll, auch wenn offiziell nicht das Ausverkauft-
Chris Stanley und Eddy Rinke blieben meilenweit unter Normalform und gerade der Kapitän ließ mit seiner überheblich wirkenden Spielweise bei den Fans die Hälse schwellen. Nach seiner Verpflichtung hatten einige Bremerhavener Fans im Forum Negatives über ihn gepostet; dass er Lustlosigkeit und Desinteresse angesichts keinerlei Zukunftsperspektive in Bremerhaven an den Tag gelegt habe. Einige Nauheimer Fans befürchteten, dass genau dieses sich nun hier in der Kurstadt wiederholen könne. Stanley, so hatte die WZ verlauten lassen, hatte in der Tat schon einen Vertrag bei den Löwen Frankfurt in der Tasche…
Nun, eine allerletzte Chance bekamen Carnevales Jungs noch einmal am Sonntag in Selb. Spiel fünf musste die Entscheidung bringen. Rehabilitation oder Saisonende? Was würde passieren? Die Meinungen der Fans gingen stark auseinander. Zwar machten sich 300 Nauheimer auf den Weg an die tschechische Grenze, aber ganz fest an den finalen Sieg glaubten sicherlich nicht alle. Wie zur Bestätigung kam das Team auch gleich zweimal ins Hintertreffen (0:1 und 1:2 nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Miller). So schienen die Wölfe ihr Opfer frühzeitig gefunden zu haben. Im EC-
Nicht zu glauben!!! Wir standen endlich wieder einmal in einem Endspiel! Und das bei so einer bärenstarken Konkurrenz. Mehr als diesen Finaleinzug konnte man als Saisonziel einfach nicht erwarten. Über Aufstieg oder Oberligaverbleib würde sowieso erst im Sommer am grünen Tisch entschieden, wenn sich ESBG, DEB und Landesverbände endlich zusammenraufen könnten. Die Endspielteilnahme bildete schon mal eine hervorragende Voraussetzung für erfolgversprechende Aufstiegsträume, denn die ESBG hatte bereits beide Finalisten als sportliche Aufsteiger ausgerufen. Dem widersprachen aber heftigst DEB und Landesverbände. Unisono drohten diese einem „illegalen Quereinsteiger“ drastische Maßnahmen an. 50.000€ Strafe, Ausschluss der Nachwuchsmannschaften vom Liga-
Ehrlich gesagt: Zu diesem Zeitpunkt kümmerte dieses Funktionärgesabbel die meisten Fans einen feuchten Dreck: Hey -
Auf ging‘s zur letzten Serie! Am 12. April fiel der Startschuss zum Finale 2013. Mit Bussen und Privatfahrzeugen zog ein Treck von hunderten EC-
So war das CKS beim Folgespiel wieder ausverkauft. Das fünfte Mal in dieser Saison kamen über 4000 Zuschauer – wann hatte es das zuletzt gegeben!
Bei strahlendem Frühlingswetter zog sich die Schlange vor den Drehkreuzen bis zur Baustelle am Teichhaus. 4300 Zuschauer kamen offiziell; gefühlt waren es aber gut und gern 500 mehr, denn auf den Stehrängen es gab schon eine Stunde vor Spielbeginn fast kein Durchkommen mehr zu meinem Stammplatz.
Einfach nur Hammer, diese Atmosphäre! Bis in die Haarwurzeln spürte man das Kribbeln vor dem ersten Finalheimspiel. Eine klasse Choreographie hatten sich die Fanclubs einfallen lassen, bei der auch diesmal die Sitzplätze mit einbezogen wurden. Alle gaben dem Team ihre Unterstützung und dieses danke es mit der wohl besten (Heim-
Welche Euphorie dieser Sieg in Bad Nauheim und Umgebung ausgelöst hatte, zeigte sich schon am Tag danach. Um 12:00 Uhr öffnete der Kartenvorverkauf im Stadion-
Kurze Zwischenfrage: Was ist deprimierender als keine Karte für das 4. Finalspiel bekommen zu haben?? Ganz einfach: Die zweite Final-
Gänsehautatmosphäre war inzwischen schon Standard im Kurpark. Aber irgendwie hatte man das Gefühl, dass die offiziell 4300 Zuschauer in den letzten Tagen alle stark zugenommen hatten… es war nämlich so was von eng auf den Stehrängen, dass Umfallen nicht mehr möglich war. Als dann vor den Spiel das ganze Stadion (außer dem Gästeblock) im Wunderkerzenglanz erstrahlte, erinnerte das verdammt an längst vergangene Bundesliga-
Sonntag, 21. April 2013, 21:08 Uhr. Ein Zeitstempel für die Ewigkeit geht in die Nauheimer Eishockeygeschichte ein! Brad Miller schießt Nauheim zur Meisterschaft. Das Showdown in Kassel begann um 18:34 Uhr und neben den obligatorischen 6100 Zuschauern im Stadion saßen zeitweise 21000 (!!!) vor dem Livestream. Dazu wohl an die 500 bis 600 Zuschauer im CKS, wo eine Riesenleinwand das Internet-
Wer hätte das vor dem Finale erwartet? Wohl die aller wenigsten. Es war vom Kassler Sweep die Rede, vielleicht auch einem 3:1… Aber Nauheim das „kleine Eishockey-
Ihm (und dem Team) gebührt der Dank für diese überaus denkwürdige Saison; man sollte ihm mitten im Sprudelhof ein Denkmal setzten! Und wir alle dürfen behaupten: wir waren dabei!
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Der sportliche Teil der Saison ist somit Geschichte, was aber kommt nun? Der Aufstieg, obwohl offiziell noch immer nicht geregelt, sollte nun nur Formsache sein. Nach dieser grandiosen Leistung, kann einfach keiner daran vorbei. Der Sport müsste sich sonst neu definieren. Nach der zähen Vor-
Vor kurzem wurde die neue GmbH-
Auch wenn die Schläger nun erst einmal für einige Monate in die Ecke gestellt werden, wird es sicherlich nicht still um die Roten Teufel werden. So wie wir den alten Machern gedankt haben, sollten wir auch den neuen Verantwortlichen ganz fest die Daumen drücken, dass ihnen zum Wohle des Nauheimer Eishockeys – also unser aller liebstes Hobby – und im Hinblick auf die große Herausforderung zweite Bundesliga eine gute und glückliche Hand beschieden ist. Dann bis zum Herbst… und in diesem Sommer klingt es wohl jedem Fan weiter in den Ohren: „Ein Leben lang – rot und weiß ein Leben lang…“
21. April 2013
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