Tecks Spielwiese

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2010/2011

Saisonchroniken > 2010er Jahre
 

Eine Liga schafft sich ab

Oberliga-Saison Nr. 4 in Folge hat der EC Bad Nauheim hinter sich gebracht. Vier Jahre mit einer kontinuierlich ausgebauten Mannschaft, (fast) vier Jahre mit einem äußerst engagierten und kompetenten Trainer und vier Jahre mit einer weitestgehend gleich gebliebenen Führungscrew; da sollte sich so etwas wie Routine eingestellt haben…

Sollte - aber diese Saison war ganz anders als die 3 vorausgegangenen Jahre. Erstmals seit vielen Jahren ging die Oberliga wieder in getrennten Regionalgruppen an den Start. Lange hatten die Südclubs die Aufteilung vehement gefordert – genauso lange hatte der Norden sich dagegen gewehrt. Doch jetzt wurde die Teilung Realität und die Verantwortlichen zogen sich bei der Neuordnung auch gleich die Spendierhosen an: Großzügig ließen sie für jede Himmelsrichtungen eine eigene Oberliga springen: Nord, Ost, Süd und West. So breit gestreut war eine dritte Eishockeyliga in Deutschland noch nie. Doch die Macher wussten sehr wohl, was sie hier taten, glaubten aber kein besseres Oberliga-Modell finden zu können. So schrieb Willi Lüdeking, Redakteur der Eishockey News, in seinem Editorial zum Oberliga Sonderheft 2010/2011: „Wenn Sie dieses Heft durchblättern und sehen, wie weit die Spanne reicht, von Teams aus blutigen Amateuren bis hin zu Mannschaften, die unter Profi-Bedingungen arbeiten, dann können Sie sich vorstellen wie schwierig es war, alle unter einen Hut, in eine Liga zu bringen.“ Mag sein, aber was man einigen Clubs hiermit zumutete, war mit Sicherheit noch nicht „Der Weisheit letzter Schluss“ wie ein Artikel aus dem gleichen Heft die Neuordnung bezeichnete. Doch ziehen wir das Fazit dort wo es hingehört; am Ende der diesjährigen Chronik.

Der EC wurde der West-Gruppe zugeordnet. Die Wettbewerber Dortmund, Duisburg, Essen, Hamm, Herne, Neuss, Ratingen und Unna (vertreten durch den Stadtteil Königsborn) waren allesamt schon Konkurrenten der Roten Teufel zu Oberliga Nord bzw. Erste Liga Nord-Zeiten gewesen. Damals spielten Cracks wie Walt Poddubny, Serge Lajoie, Todd Goodwin, Dale Reinig, Greg Pruden oder Rick Schaefer unter Trainer Ricki Alexander und legten den Grundstein zu erfolgreichen Zweitliga-Jahren. Ähnliches erwarteten viele Fans auch von dieser Saison.

 
 

Aber wie immer der Reihe nach. Beginnen wir diesen Rückblick mit einem kurzen Blick auf das internationale Eishockey. Im Frühjahr 2010 fand die Eishockey-WM wieder einmal im eigenen Lande satt und ließ die Eishockeywelt richtig staunen. Mit einem neuen Weltrekord in Sachen Zuschauer (77.803 Eishockey-Fans auf Schalke) startete das deutsche Team in ein sensationelles Turnier. US-Amerikaner, Schweizer, Slowaken, ja sogar Russen bekamen eine deutsche Mannschaft zu spüren, die selbst dem Bundestrainer unheimlich wurde. Die DEB-Auswahl erreichte mit nie erwartetem spielerischen Glanz das Halbfinale und hätte mit ein klein wenig mehr Glück gegen Russland einem historischen Erfolg landen und die Silbermedaille erringen können. Doch auch die 2:1-Niederlage gegen die Sbornaja war ein großartiger Erfolg, denn wohl keiner der Fans hatte je eine bessere deutsche Nationalmannschaft als das Team 2010 gesehen.

 
 

Auf nationaler Bühne aber grassierte kurz darauf die Schwindsucht. Die DEL wurde im letzten Sommer kräftig zur Ader gelassen. Ob Köln, Kassel, Krefeld, Frankfurt oder der aktuelle Deutsche Meister Hannover: Sie alle hatten extreme finanzielle  Sorgen und kämpften um ihre DEL-Zulassung. Das Schicksal wollte es, dass dabei exakt die beiden hessischen Vertreter aus Kassel und Frankfurt auf der Strecke blieben. Ihr Exitus bescherte dem EC Bad Nauheim in dieser Saison den inoffiziellen Titel  »Hessens Nr. 1«.

So traurig und bedauerlich diese wirtschaftlichen Zusammenbrüche im deutschen Eishockey immer wieder sind (und einer erfolgreichen Weiterführung der oben gepriesenen internationalen Erfolgsstory entgegenstehen), bewahrheitete sich im Falle der Frankfurt  Lions wieder einmal das bekannte Sprichwort: Hochmut kommt vor dem Fall. Mit »Willkommen in der Realität ihr BAUERN«, hatten uns die netten Nachbarn vom Main noch nach dem Koal-Rückzug 2004/2005 in ihrer Halle verhöhnt. Im Sommer 2010 waren  sie nun selbst in genau jener Realität angekommen. Fairerweise darf man jedoch nicht verschweigen, dass ihr Neubeginn in der Regionalliga ein wirklich furioser war. Er stellte sogar die beiden sehr erfolgreichen Nauheimer Neuanfänge 1982 und 2005  - zumindest wirtschaftlich - noch in den Schatten. Mit einer wahren Flut an Zuschauerrekorden (mehrfach über 4000 Besucher, ja sogar 7000 bei der offiziellen Neubeginnsfeier gegen Neuwied) stürmten die Löwen zur Regionalligameisterschaft, investierten  bereits vor der Aufstiegsrunde kräftig in ihre Zukunft und eroberten die Oberligateilnahme, wo sie im kommenden Jahr sicherlich zu den »Hochkarätern« zählen werden. Schon im Herbst 2010 sprach man in Frankfurt von einem 800.000 €  Etat für die kommende Saison; ein Betrag, von dem viele aktuelle Oberligaclubs nicht einmal träumen dürfen.

Auch die Huskies legten ein exzellentes Comeback hin, allerdings eine Klasse tiefer in der Landesliga Hessen. Als Gegner der beiden Nauheimer Clubs Ice Devils und Rote Teufel 1b füllten hunderte mitgereiste Huskies-Fans das CKS mit einer sehr ansehnlichen  Kulisse. Auch ihr Aufstieg in die Regionalliga West war mehr oder weniger reine Formsache. Hessenduelle zwischen Kassel, Frankfurt und Bad Nauheim auf Punktspielebene sind also demnächst durchaus wieder im Bereich des Möglichen, freuen wir uns schon  heute darauf.

Aber wir sind schon wieder viel zu weit in die Zukunft geeilt… In Bad Nauheim kamen wir im Sommer ganz schön ins Schwitzen. Weniger bedingt durch hohe Temperaturen als vielmehr angesichts des Fortschritts der notwendigen Dachsanierung des Stadions.  Sie verzögerte sich zunächst erheblich. Bereits im Januar beschlossen, terminierte die Stadt den Baubeginn im März auf »unmittelbar nach Ostern«, hatte aber selbst im Mai noch keine Ausschreibungsangebote eingeholt. So wunderte es nicht,  dass man sich erst im Juli für einen Bauträger entscheiden konnte, gleichzeitig aber auch einräumte, dass die Kosten voraussichtlich um 10% höher als geplant ausfallen würden. Zudem wollte der Bürgermeister nun nicht mehr versprechen,  dass die Arbeiten auch Ende September wirklich beendet sein würden. Sein erster Stadtrat befleißigte sich umgehend in Entschuldigungen, dass auf den Verein ein holpriger Saisonstart zukommen werde. Meinte aber im gleichen Atemzug: »Im Vergleich  zu dem, was hätte passieren können, nämlich ein kompletter Wegfall des Stadions, wird der EC damit leben können.« Lassen wir dies hier unkommentiert…

 
 

Die gesamte Vorbereitung musste also in der Fremde stattfinden. Zunächst nutzte man wieder die Möglichkeit eines Trainingslagers. Diesmal reiste der Tross nach Selb um erste Spielpraxis zusammeln, bevor auch einige »Heimspiele« in Dietz absolviert wurden. Allein – zwischen Dietz und Bad Nauheim liegen fast 70 km »Querfeldein«. So wundert es nicht sonderlich, dass sich nur wenige Zuschauer die durch die Bank weg erfolgreichen Vorbereitungsspiele gönnten. Auch ein eingesetzter Shuttlebus (für € 10,-) änderte nichts an dieser Tatsache.

 
 

Gut, die Gegner waren auch nicht gerade die Zuschauermagneten par excellence, doch im CKS hätten sich sicherlich einige Besucher mehr eingefunden um die Neuen im Team zu begutachten.

Apropos »die Neuen«. Die Zusammensetzung der Roten Teufel 2010/2011 änderte sich nicht dramatisch. Bedingt, durch die wiederholte Beschneidung der Kontingentspielerstellen auf 2 Ausländer, musste Chris Eade gehen und wurde durch Oliver Bernhardt   ersetzt. Wohl schon ein kleine Überraschung, denn der »alte Haudegen« hatte nach der Saison 2007/2008 viel Kritik eingesteckt und frustriert dem Eishockey den Rücken gekehrt. Nun schien er wieder Bock auf Bodychecks bekommen zu haben. Die Abwehr wurde durch Franz, Mangold, Kohl und Baum – aller verlängerten ihre Verträge – sowie Marius Pöpel und Neuzugang Patrick Gruber (vom EV Landsberg) komplettiert. Semen Glusanok und Heiko Vogler verließen den EC.

Im Sturm wurden mit Lanny Gare und Kyle Piwowarczyk zwei sehr bewährte Kräfte gehalten. Mit Torjäger Kevin Richardson verließ statistisch gesehen einer der wertvollsten Scorer die Kurstadt, doch weinten ihm nach der desolaten Vorstellung in   den letzten Playoffs nur wenige Fans eine Träne nach. Dann schon eher dem »Kleinen mit dem großen Kämpferherz«, Sven Breiter. Er suchte sich ebenso wie Eric Haiduk und Mario Willkom einen neuen Verein. Verstärkung kam in Person von  Igor  Filobok (Heilbronn) und Marvin Bauscher (DNL, Eisbären Berlin). Eine Stelle im Angriff war besonders umkämpft: Tobi Schwab war bereits bei den Lions als DEL-Neuzugang gemeldet, musst sich nach Bekanntgabe der Insolvenz jedoch einen neuen Verein   suchen. Auch der EC Bad Nauheim wollte ihn gerne zurück, hatte sogar schon die mündliche Zusage und einen privaten Sponsor bevor Schwab doch bei den Hannover Indians unterschrieb. Schwab reizten letztendlich die höheren sportlichen Herausforderungen   (und sicher auch die bessere Dotierung) der zweiten Liga. Diese konnten ihm in Bad Nauheim nicht geboten werden; wer wollte ihm also seine Entscheidung verdenken. Nach wenigen Wochen bemerkte der Angreifer jedoch, dass zwischen ihm und dem »Indianerhäuptling« die Chemie nicht stimmte. Schwab, der wenig bis gar keine Eiszeiten erhielt, streifte sich so konsequenterweise seine Rothaut wieder ab und stülpte nun doch die Teufelshörner über. Höhere Fügung – sehr zur Freude in der Wetterau.

Im Tor konnte der letztjährige Super-Goalie Markus Keller gehalten werden, was uneingeschränkt Lust auf die neue Saison machte. Boris Ackers hingegen musste man ziehen lassen, da das Budget nicht für zwei gleichwertige Torhüter ausreichte.   Er heuerte wie Breiter bei der Konkurrenz in Dortmund an. Eigentlich hatten die Verantwortlichen darauf gespitzt beide Torleute halten zu können; einen über FöLi bei den Frankfurt Lions. Dies wurde aber schon vor dem Bankrott des Nachbarn vereitelt   und so kamen mit Dennis Korff und Patrick Glatzel zwei neue Backup-Keeper ins Team.

Die Punktrunde begann für den EC - nach der einzigen Vorbereitungs-Niederlage gegen Angstgegner Peiting im Pokal - am 24. September in Hamm. In einer zerfahrenen Partie setzten sich die Cracks aus dem Kurpark mit 4:2 gegen die Young Stars durch. Weiter   ging es … mit 2 Spielausfällen! Die Auswärtsbegegnungen in Neuss und in Essen fielen kurzfristig ins Wasser. Eine Neuterminierung gab es erst mal nicht… (ein Hurra auf die Ligaorganisation!). So traten die Teufel zu ihrem 2. Punktspiel   erst 2 Wochen später in Dortmund an und verbucht einen 3:2-Sieg nach Penaltyschießen. Glücklicherweise durfte ab dem 10. Oktober das CKS wieder für Heimspiele genutzt werden. Im ersten Wettkampf zu Hause gegen Duisburg mussten gut 2000 erwartungsvolle   Zuschauer zwar die erste Niederlage hinnehmen, doch nach 60 Minuten erreichte man auch hier ein Unentschieden. So punkten sich die Rot-Weißen von Match zu Match durch den Spielplan. Bis zum 17. Spieltag gab es nicht eine einzige Partie, in der nicht   mindestens ein Punkt auf der Habenseite verbucht wurde.

 
 

Ein toller Auftakt, bei dem eigentlich ein ansprechender Tabellenplatz heraus gesprungen sein sollte, möchte man jedenfalls annehmen. Nach sportlichen Maßstäben rangierte der EC hinter Dortmund auch auf Platz 2. Doch in dieser Saison war nicht  unbedingt das sportliche Abschneiden ausschlaggebend. Bad Nauheim bekam die Zähler für gleich 3 Spiele abgezogen, weil einige Spieler angeblich die Anti-Doping-Erklärung nicht unterschrieben hatten. Der schlechte Witz an dieser Sache aber war die Tatsache, dass zum einen die Spieler beteuerten sehr wohl das Dokument unterzeichnet zu haben und zum anderen auch für alle Cracks gültige Spielerpässe vom verantwortlichen Landesverband NRW ausgestellt worden waren. Die Unterzeichnung  resultierte   aber bei einigen noch aus deren Tätigkeit in der ESBG-Liga des Vorjahres, die – wie man nun erfuhr – keine Gültigkeit beim Landesverband besaß.

 
 

Vor Gericht pochte der EC auf die Führsorge- und Informationspflicht  des Verbandes, auf besser Kommunikation und rechtzeitige Aufklärungspflicht  über solche fragwürdigen Gepflogenheiten. Doch man wurde eines Schlechteren belehrt, denn auch die Sportgerichtsbarkeit sprach dem EC die Punkte ab. Letztendlich begründete der NRW-Verband den Vorgang, dass für die Spielberechtigung in der Oberliga West zwar eine Dopingvereinbarung vor dem ersten Spiel vorliegen muss, aber dies zu keinem Zeitpunkt - auch nicht bei der Passausstellung - vom Verband geprüft werde. Erst bei Durchsicht von Spielberichten werde im Nachgang dieser Sachverhalt geprüft. Selbst das Gericht sah hierin einen Widerspruch, doch gab es in seiner Urteilsbegründung lediglich folgende Empfehlung ab: »Zur Vermeidung solcher Streitigkeiten sollte eine eindeutige organisatorische Verfahrensweise eingeführt werden, die sowohl dem Verband als auch den Vereinen Handlungssicherheit gibt.«

Nun ja, nur diesem Statement stimmten beide Seiten uneingeschränkt zu. Für den EC aber blieben erst einmal 6 verlorene Punkte, und drei davon ausgerechnet gegen direkte Konkurrenten Duisburg und Dortmund. So kam es, dass man erst am 18. Spieltag, dem 28. November, die Gelegenheit bekam durch einen glatten Heimsieg über Duisburg endlich auch in der offiziellen Tabelle auf Rang 2 klettern zu können. Doch an diesem Spieltag ging einfach alles schief. Knackpunkt Nr. 1: die Partie musste auf einen zuschauerungünstigen Montag verschoben werden, weil der Hessische Rundfunk aus dem CKS seine Sendung „Heimspiel“ moderieren wollte. Klar, eine gute Gelegenheit für Werbung in eigener Sache, aber würden montags auch die nötigen Zuschauer kommen und den gewünschten stimmungsvollen Promotionrahmen bilden? Nein, taten sie (fast selbstredend) nicht. Lediglich 1000 Zuschauer kamen, zumal nach einem Temperatursturz auch just an diesem Tag der erste heftige Schneefall die Region mit einer geschlossenen Schneedecke überzog. Selbst die Fangruppe Fanatics, sonst bei jedem Spiel lautstarke Unterstützer des Teams, ließ ihren Platz leer. Knackpunk Nr. 2: Das Match selbst wurde nicht das erwartete Spitzenspiel. Bereits in der 8. Minute lag Duisburg nach zwei wirklich dummen Toren 0:2 in Front. Bad Nauheim kämpfte zwar, hatte aber nicht das Glück, das man braucht ein solches Spiel noch einmal umzubiegen. 3:4 stand es am Ende für die Gäste und die Roten Teufel standen erstmals in der Saison ohne jeglichen Punkte da. Darüber konnte auch Erich Kühnhackls Anwesenheit für ein Interview des HR3 nicht hinwegtrösten.

Knackpunkt Nr. 3 sollten erst am kommenden Morgen publik werden: Torwart Keller hatte sich beim vergeblichen Versuch das 4. Duisburger Tor zu vereiteln einen Bandscheibenvorfall zugezogen und fiel erst einmal für weitere Spiele aus. Der dickste Hammer und damit Knackpunkt Nr. 4: Einbrecher hatten in der Nacht die komplette Tageseinnahme aus der Geschäftsstelle entwendet. Was für ein Zusammenkommen von Pleiten, Pech und Pannen!

Gleich im nächsten Heimspiel nur 4 Tage später sah man die Auswirkungen. Die Moskitos aus Essen schlugen den EC mit 5:8. Der verletzte Nummer-Eins-Goalie wurde dabei schmerzlich vermisst, denn Backup-Torwart Dennis Korff zeigte erhebliche Nerven und hatte einen rabenschwarzen Tag. So lagen die Teufel nach dem ersten Drittel 1:4 hoffnungslos zurück und erst der Wechsel zur nominellen Nummer Drei, Patrick Glatzel, brachte wieder etwas mehr Sicherheit ins Spiel ohne die Niederlage noch abwenden zu können. Bad Nauheim stand zu diesem Zeitpunkt auf Platz 4 der Tabelle; jeweils mit großem Abstand zu den Nachbarn, sowohl nach vorne als auch nach hinten. Die Quali zur Zwischenrunde praktisch in der Tasche, aber recht aussichtslos auf eine bessere Platzierung, schien die Mannschaft auch entsprechend demotiviert zu agieren. Ein negativer Höhepunkt das Spiel gegen Ratingen am 12. Dezember. Zwar gewann man pflichtgemäß mit 4:1, doch die gut 700 treuesten Fans konnten dem Spiel außer den 3 Punkten nichts Positives abgewinnen.

Aber wie so oft können Rückschläge auch manchmal neue Chance in sich bergen. So verpflichteten die EC-Verantwortlichen nicht zuletzt wegen Kellers Verletzung einen weiteren Keeper. Stephen Ritter, Deutschamerikaner, kam aus Liga 2 von den Lausitzer Füchsen und verstärkte fortan Nauheims Abwehr. In den kommenden Wochen musste sich zeigen was die Teufel »auf der Pfanne« hatten, denn über die Weihnachtszeit kam ein wahres Mammutprogramm auf die Cracks zu. Mit Spielen in Dortmund, in Duisburg, dem Nachholspiel in Essen sowie zuhause gegen den gleichen Gegner, musste man mit allen besser platzierten Teams die Schläger kreuzen. Nicht jeder Fan sah allzu optimistisch dieser anstehenden Serie entgegen, doch was sich in den nächsten 3 Wochen abspielte, nötigte Respekt ab. Zwar verlor man den Auftakt in Dortmund mit 3:2 nach Penaltyschießen, doch dann folgten 12 siegreiche Spiele in Folge. 36 Punkte katapultierten Bad Nauheim zurück in die Spitzengruppe. Just als man zuhause den 2. Tabellenplatz hätte erringen können, riss die Serie. Ein echtes Déjà-vu, denn wieder waren die Füchse aus Duisburg der Gegner und wieder verlor man mit 3:4. Zum 3. Mal in dieser Saison das gleiche Heimspielergebnis gegen diesen Gegner! Wie schon in Spiel eins hatte man wieder mit 2 Toren geführt und letztendlich dennoch die Punkte abgeben müssen. Bitter, zumal auch dieses Spiel wieder eine Demonstration unterirdisch schwacher Referees darstellte. Doch hatte man sich die Niederlage irgendwie auch selbst zuzuschreiben; was in diesem Spiel an 100%igen Chancen versemmelt wurde, ging nicht mehr auf die berühmte Kuhhaut.

Den Kampf um Platz 2 konnten die Teufel endgültig in der 3. Februarwoche abhaken. In der Sonntagsbegegnung unterlag das Team in Dortmund unglücklich mit 5:4 und zog auch freitagabends in Duisburg mit 4:1 den Kürzeren. Zudem verliefen die mehrfach angekündigten Aktivitäten zum nochmaligen Einspruch gegen den Punkteabzug vom Saisonbeginn stillschweigend im Sande. Hier konnte man sich letztendlich nicht ganz dem Gefühl entziehen, dass es auch Versäumnisse seitens der EC GmbH gegeben haben musste – zu halbherzig wurde um die Punkte gekämpft. Die 6 Zähler auf die einige noch immer gehofft hatten, blieben jedenfalls verloren.

Einen kleinen Sturm im Wasserglas zettelten die Verantwortlichen der Moskitos zum Ende der Vorrunde noch an. Zwei der drei Vorstandsvertreter meldeten hinter den Rücken von Geldgeber Joachim Herden Insolvenz für den EHC an, worauf einige Essener Spieler den Absprung machten. Schlüsselspieler Simon Barg wechselte sogar in die Regionalliga nach Frankfurt, wo er in der kommenden Saison wieder in der OL spielen wird. Der erboste Herden entmachtete daraufhin kurzerhand sowohl seinen Vize als auch den Schatzmeister, butterte noch einmal anständig in die Clubkasse und löste so das Team vom Westbahnhof wieder aus. Bei einer Insolvenz hätte sich Essen automatisch nicht für die Zwischenrunde qualifiziert. So hatte sich dieses Thema aber gerade noch rechtzeitig erledigt. Nur Platz 2, den die Moskitos lange Zeit innehatten, mussten sie abgeben. Duisburg und Bad Nauheim zogen auf der Zielgeraden noch an ihnen vorbei. So lautete denn der Zieleinlauf in der Westgruppe: Dortmund, Duisburg, Bad Nauheim und Essen.

Die Zwischenrunde, jeweils mit den beiden Topteams aus der Nord- (Rostock und Timmendorf) und Ost-Oberliga (Halle und Chemnitz), gestaltetet sich wie erwartet. Der Westen dominierte eindeutig beiden Gruppen. Lediglich die Endplatzierung der Westclubs war von zentraler Frage. Rasante Spiele gab es aber dennoch. Wohl eine der mitreißendsten Partien der letzten Jahre boten die Teufel im Rückspiel gegen die Füchse aus Duisburg. Bereits das Hinspiel konnten die Rotweißen mit 4:2 für sich entscheiden, bevor ein echter Krimi im CKS stieg. Eine 2:0 Führung wurde zwar in wenigen Minuten verspielt, doch selbst das 2:4 für Duisburg wurde im letzten Drittel wieder in eine 5:4 Führung umgewandelt. 6:6 endete das dramatische Spiel auf Zweitliganiveau nach 60 Minuten und bot alles, was an Eishockey elektrisiert. Erst Penalty Nr. 6, geschossen und verwandelt durch den zum Spieler der Oberliga Saison 2010/ 2011 gewählten Lanny Gare gab den Ausschlag zugunsten der Roten Teufel. Mit diesem wichtigen Sieg erkämpften sich das Team in der Endabrechnung Platz 2 der Gesamtwertung aus Nord-, Ost- und Westvereinen.

Die Playoffs konnten beginnen. Und sie taten es mit einem Kracher nach dem anderen. Kontrahent im Viertelfinale wurde ausgerechnet Angstgegner Peiting. Seit Jahren hatte man keinen einzigen Punkt gegen die Bayern holen können. 11 Spiele in Folge endeten mit Nauheimer Niederlagen. Zeit also den Spieß endlich einmal umzudrehen. Und es ging gleich richtig los. In Spiel 1 der Best-of-5 Serie, zauberten die Kurstädter und deklassierten Peiting mit 6:1. Sowohl spielerisch als auch kämpferisch waren sie fast eine Klasse besser als die Bayern. Welt verkehrt dann am 2. Spieltag. Es wurde das erste Spiel dieser Saison ohne Nauheimer Treffer und endete 4:0, bevor es zu einem Thriller im CKS kam.

 
 

Ein durchaus ausgeglichenes Match endete nach 60 Minuten 1:1, hätte aber angesichts der vielen vergebenen Chancen unbedingt bereits hier mit einem Sieg für die Teufel schließen müssen. 7 Minuten vor Ende, der EC führte 1:0, bekam Peiting  für einen Check an Tobi Schwab 5 Minuten aufgebrummt. Das sollte doch eigentlich reichen… Aber das Überzahlspiel misslang wie so oft in dieser Spielzeit. Kein Treffer für die Teufel, dafür gab’s den Ausgleich nur 70 Sekunden  vor der Schlusssirene. Ausgerechnet Markus Keller, der wie Lanny Gare in dieser Spielzeit durch die Eishockey-News ausgezeichnet wurde (Goalie der Saison), patzte und ließ einen harmlos wirkenden Schlenzer von der Mittellinie zum schieren Entsetzen  der Fans passieren. Die 20 Minuten dauernde Verlängerung brachte keine weiteren Treffer, sodass der Sieger durch Penaltyschießen ermittelt werden musste.

 
 

Dramatischer konnte die Torfolge nicht sein als hier. Beim dritten und letzten regulären  Strafstoss für Bad Nauheim war Lanny Gare dazu verdammt   zu treffen, denn Peiting führte bereits mit 1:2 Treffern. Und Lanny zockte den Puck - dreist wie schon gegen Duisburg - als verzögerten Heber über Peitings Goalie. Im folgenden Duell  Dibelka gegen Gare scheiterte Peitings Starspieler mit seinem   Penalty an Keller. Es lag also an Gare endlich dem Nervenkrieg nach fast 3,5 Stunden ein Ende zu bereiten. Und Lanny tat es. Unter dem ohrenbetäubenden Jubel der Nauheimer Zuschauer zirkelte  er erneut die Hartgummischeibe mit der gleichen Finte wie   zuvor über Peitings Goalie Florian Hechenrieder zum erlösenden Sieg ins Netz.

Peiting zeigte sich als schlechter Verliere, denn schon am nächsten Tag entbrannte ein Zickenkrieg erster Klasse. Ganz offiziell behauptete der Verein, der EC habe die Gästekabine mit feinem Sand präpariert, der den Schliff der Schlittschuhe    ruiniert habe. Die Kufen erneut zu schleifen, sei ihnen verwehrt worden. Außerdem sei die Stadionuhr manipuliert gewesen, wodurch ein Peitinger Spieler 1 Minute länger auf der Strafbank schmoren musste. Tatsächlich hatte die Uhr nach 5 Minuten  der Overtime die Sirene ausgelöst, wie es in normalen Meisterschaftsspielen ja auch der Fall sein sollte. Während der Playoffs sind jedoch 20 Minuten Verlängerung zu spielen. Etwas peinlich war dieser Lapsus schon, doch benachteiligte er eher    die Roten Teufel, denn Nauheim wurde durch die unerwartete Sirene in seinem Powerplay jäh gestört. In den Fan-Foren gab es seitenweise Schmäheinträge. Beide Lager bezichtigten sich der Unsportlichkeit. Aber es gab auch lustige Beiträge,   wie zum Beispiel den von RedDevil81, der einfach nur schrieb: „Die Almdudler haben doch echt einen an ihrem Seppelhut.“ Andere schlugen vor mit Sandeimerchen und Spielzeugschippchen zum Auswärtsspiel nach Peiting zu fahren und solle es zu einem 5. Spiel in Bad Nauheim kommen, möge der DJ doch ausschließlich Lieder wie „Deine Spuren im Sand“, das Sandmännchenlied oder »Heißer Sand« spielen.

Nun ja, es waren eben Playoff-Tage und Nauheim gab im 4. Spiel genau die richtige Antwort. Mit einem glatten 3:0 zogen die Roten Teufel bereits in Peiting ins Halbfinale. Da Dortmund überraschenderweise gegen den EHC Klostersee ausgeschieden war, hielt Nauheim nun als einziger Nicht-Bayern-Club die Nordfahne hoch und hatte zudem auch wieder Heimrecht in der anstehenden Best-of-5 Serie gegen den Altmeister SC Riessersee. Spiel 1 des Halbfinales stieg am 8. April. Jeder eingefleischte Fan spürt sofort ein Stich ins Herz bei diesem Datum, denn just vor 7 Jahren stieg das bis dato letzte und denkwürdige Zweitligaspiel im CKS. Der EC führte damals zu Beginn des 3. Drittels gegen die Bayern aus Landshaut souverän mit 2:0, bezog im letzten Drittel    den Ausgleich und verlor das Match mit 2:3 und musste wieder ganz von vorne anfangen… Und dieses Jahr? Oh Mann!!! - da war er wieder: der Gruß des Murmeltiers! Denn wieder führten die Roten Teufel souverän gegen ein bayrisches Team zu Beginn des letzten Durchgangs, diesmal sogar mit 3:0. Aber es gab das gleiche Erwachen wie 7 Jahre zuvor. Riessersee glich noch in der regulären Spielzeit aus und „erschoss“ die Kurstädter in der Verlängerung. 3:4 lautete der deprimierende Endstand. Im ersten Drittel hatten die Jungs sich selbst durch das Auslassen todsicherer Chancen um die Möglichkeit gebracht, mit einem beruhigenden 1:0 Vorsprung ins Bayernland zu fahren. Die wirklich langjährigen Fans werden bei  diesem Verlauf vielleicht sogar an 1971 zurückgedacht haben. Damals, am 12. September, hatte der VfL sogar 6:1 gegen die Werdenfelser geführt und musste dennoch mit 7:8 die Punkte ziehen lassen (siehe auch Kapitel »Trauma Riessersee« in unserem Buch »Höllenspaß und Höllenqual«).

 
 

Ärgerlich! Doch anders als 2004 war es in diesem Jahr erst Spiel 1 und nicht das entscheidende letzte. So stieg 2 Tage später das 2. Spiel in Garmisch. Knapp 100 Teufelfans begleiteten das Team nach Bayern und rund 400 saßen vor Marcels Fan-Radio, um die Nachricht vom Ausgleich in der Serie live mitzuerleben. Allein wir warteten vergeblich, denn auch diese Partie ging mit 4:2 an die Weiß-Blauen.  Bis zum Ende hatten die Fans bei einer knappen 3:2 Führung den Ausgleich herbeigefiebert, doch ein Empty Net Goal 5 Sekunden vor Feierabend besiegelte Niederlage Nr. 2.

Voller Trotz und auch mit etwas Wut über die unglücklichen Niederlagen stellten sich die Roten Teufel ihrem Kontrahenten in Spiel 3. Wie hatte Manuel Dietrich im Forum geschrieben? »Die Show ist erst zu Ende wenn die dicke Frau gesungen hat.«  An jenem Dienstagabend sang sie jedenfalls noch nicht!!! In einem Klassespiel schlug Nauheim Riessersee (endlich) mit 6:1 und erzwang ein viertes Spiel in Bayern. Doch leider öffnete die »dicke Frau« in Spiel 4 ihren Mund und sang die befürchtete Arie… Hätte sie doch nur die Klappe gehalten!!! Das Spiel ging mit 2:1 verloren und der Traum vom Aufstieg platze wie eine Seifenblase. Wir waren zwar die Nr. 1 in Hessen und bestes Team der OL oberhalb des Weißwurstäquators, aber der Aufstieg blieb wieder versagt. Nächste Saison gibt es somit wieder eine OL West mit Nauheimer Beteiligung.

Kommen wir zum Schluss noch einmal auf die Frage zurück, ob nun die Einführung der viergeteilten Oberliga wirklich die so heiß herbeigesehnte Verbesserung brachte. Sowohl ein klares Ja als auch ein eindeutiges Nein würde der Sache nicht gerecht werden.

 
 

Die Vorrunde in der Oberliga West für sich genommen, war sicherlich nicht »das Gelbe vom Ei«. Schwer, sehr schwer, taten sich die Verantwortlichen vom Landesverband NRW am Anfang der Runde. Von einer reibungslosen Organisation konnte    wahrlich  nicht die Rede sein. Über die mangelhafte Kommunikationspolitik zwischen Verband und Vereinen wurde bereits im Zusammenhang mit den Punktabzügen berichtet. Auch die regionalübergreifende Oberliga-Organisation brauchte verdammt lange    bis Entscheidungen  getroffen und bekannt gegeben wurden. Beispielsweise die Reglung des Zwischenrundenmodus für Nord-, Ost- und Westvereine war zu Beginn der Punktrunde nur vage formuliert und angedacht. Eine definitive Aussage wie sich die beiden    Zwischenrundengruppen  zusammensetzen sollten, blieb zunächst genauso offen, wie die Festlegung der Rangfolge 1 bis 4 der jeweils beiden Gruppenersten. Im Süden führte man angesichts einer kürzeren Spielzeit gegenüber der Nord-Konkurrenz    kurzerhand Pre-Playoff  ein. Auch, dass in diesem Jahr der Norden bezüglich des Heimrechts für die Playoffs den Vorzug erhielt, wurde erst im Januar 2011 offiziell bekannt gegeben. Diese späten Entscheidungen sind selbstverständlich nicht   (alleine)  dem NRW Landesverband  anzukreiden, doch gab LV-Boss Markus Schweer (wenn auch in einem anderen Zusammenhang) kleinlaut zu, nur einen Amateurverband zu leiten. Wie wahr, wie wahr…

Ein weiteres Manko trat zumindest in der Westgruppe sehr offensichtlich zutage: Die Qualität der Schiedsrichter verschlechterte sich gegenüber dem Vorjahr um ein Vielfaches. Schon letztes Jahr gab es viel an den Referees zu bemäkeln, doch was     die Damen und Herren im gestreiften Trikot heuer zeigten, war oft grottenschwach. Ein kleines Rechenexempel reicht aus, sich diese Entwicklung an fünf Fingern abzählen zu können. Im letzten Jahr standen bei 11 Oberligaclubs je Spieltag 5 Begegnungen     an. Man benötigte also 15 Unparteiische. In diesem Jahr explodierte der Bedarf bei nun insgesamt 18 Begegnungen pro Spieltag auf 54 Zebras. Wo sollte man plötzlich diese zusätzlichen 39 qualifizierten Kräfte hernehmen? Darf es da verwundern,     wenn sich ein Schiedsrichter von Trainern beider Teams belehren lassen muss, dass in einem Gruppenspiel bei Remis nach 60 Minuten zuerst eine 5-minütige Verlängerung erfolgt, bevor es zum Penaltyschießen kommt (so geschehen im CKS nach dem   1.   Heimspiel gegen Dortmund, als der Unparteiische nach der Schlusssirene bereits die jeweils 3 Penaltyschützen verlangte!!!). Klar – über Schiris zu meckern ist ein weit verbreitetes Gebaren. Doch dieses Jahr trieb es Trainern, Spielern,   Verantwortlichen   und Fans zuerst die Zornesröte ins Gesicht und ging später in ein resignierendes Achselzucken über.

Sportlich entpuppte sich die Vorrunde im Westen zunehmend als Langeweiler. Bei der real existierenden Zweiklassengesellschaft kam nur gegen Dortmund, Duisburg und Essen Oberligaatmosphäre auf; die restlichen Clubs konnten spätestes ab Dezember getrost     als ernste Konkurrenten für die Zwischenrunde gestrichen werden. Je länger die Runde dauerte, desto schlimmer wurde das Desinteresse der Zuschauer. Die Schatzmeister zogen allerorten lange Gesichter. Bad Nauheim bildete hier keine Ausnahme, obwohl     in der Kurstadt letztendlich der geplante Schnitt von 1000 Besuchern pro Spiel mit 1018 Besuchern trotz zeitweiliger Tristesse erfüllt werden konnte. Das CKS wurde von Journalisten der Eishockeyfachpresse sogar als Ort mit der stimmungsvollsten  OL-Atmosphäre    ausgezeichnet. Nun ja, manchmal war das sicher richtig. Doch ging auch in Bad Nauheim das Zuschauerinteresse rapide bergab. Zum Saisonstart kamen über 2000 Besucher, am letzten Spieltag gerade mal knapp 300(!). Extrem die Situation  bei anderen Westclubs:    In Königsborn fand das Oberligaspiel am 5. Dezember 2010 gegen den EC vor exakt 56 Zuschauern statt; zwei Monate später, am 4. Februar 2011, halbierte sich selbst diese Zahl fast nochmals. Handverlesene 36 Besucher, einschließlich  Schlachtenbummler    aus der Wetterau, taten sich das Spiel noch an – mit Verlaub: ein billiger Treppenwitz, der das Label „Oberliga“ ad absurdum führt!

 
 
 
 

Ganz anders hingegen die Resonanz in Zwischenrunde und Playoffs. Hier demonstrierten die Zuschauer durch ihr zahlreiches Kommen, dass sie keine »Schlachtfeste«,  sondern spannende Spiele sehen wollen. Beim EC stieg der Zuschauerschnitt in der Zwischenrunde  auf 1325 und schnellte in den Playoffs gar auf 2155. Ein eindeutiges Votum contra Langeweile und pro höhere Leistungsdichte.

Es fragt sich wie ernst die DEB-Führung, repräsentiert durch Uwe Harnos, ihr Statement von Herbst noch aufrechterhalten kann. Auf die Frage, ob die Regionalisierung auch langfristig Zukunft habe, entgegnete er damals: »Es war ein harter Weg, auf dem es immer wieder Prügel für uns gab. … Das ist das Ergebnis. Es gibt nach heutigem Stand keine bessere Lösung.«

Wenn dies auch heute – nach der Saison – noch die Auffassung des DEB sein sollte (und genau dies ist zu befürchten!), dann kann man getrost den bewusst in Anlehnung an Thilo Sarrazins Besteller gewählten Titel dieser Chronik hier anführen: Eine Liga schafft sich ab! Vereine, mit halbwegs professionellen Ambitionen, können sich eine solche „Grabstein-Vorrunde“ (in Anlehnung an die Bezeichnung „Grabstein-Liga“ des geschäftsführenden Vorstandes des  EV    Füssen  Jürg Tiedge für die ehemals eingleisige Oberliga) auf Dauer nicht leisten. Wenn es auch zukünftig für das Überleben der bayrischen Clubs wirklich eine viergeteilte Oberliga geben muss, dann sollte man auch tunlichst dafür sorgen, dass die anderen Regionalgruppen innerhalb dieser Aufspaltung existieren können. Ein Vereinssterben in West, Nord und Ost zu akzeptieren, um den Süden bei Laune zu halten, kann nicht die Lösung sein.

Prinzipiell ist die Idee der Regionalisierung ja sicherlich nicht falsch, doch dann muss sie sich konsequent durch alle Ligen ziehen: Eine eingleisige DEL, darunter einer zweigleisige Bundesliga und hierunter die viergeteilte Oberliga. Die wenigen ambitionierten Nicht-Süd-Oberligisten (worunter sich dann auch hoffentlich der EC befindet) könnten so in einer zweigeteilten Bundesliga ihre Heimat finden. Die Oberliga hingegen wäre, das was man ohnehin aus ihr machen möchte: Ein Auffangbecken für junge  aufstrebende Spieler, zur Vorbereitung auf eine Profilaufbahn. Das diesjährige Sammelsurium aus Amateuren, Halb- und Vollprofis kann und darf jedoch keine Zukunft haben.

Eine weitere – aber hoffentlich letzte – OL-Saison könnte sich Bad Nauheim wohl noch vorstellen; insbesondere anbetracht der Tatsache, dass es im nächsten Jahr endlich wieder einmal Derbys gegen Frankfurt geben wird. Ein Aufstieg (beider hessischen Clubs?) in eine geteilte Zweite Liga ist dann aber fast ein Muss. Der Grundstein dazu müssten allerdings bereits in diesem Sommer gelegt werden. Es wäre eine saubere und sportlich faire Lösung jetzt in den kommenden Wochen die  Anzahl der Aufsteiger für die Saison 2011/2012 im Hinblick auf eine neue Bundesliga Nord zu erhöhen. Das würde jedem Club erlauben rechtzeitig seine eigene Zukunftsperspektive zu definieren und Team 2011/12 anhand dieses Ziels aufzustellen.  Im nächsten Schritt sollten also die ambitionierten Nord-Clubs den nötigen Druck auf ESBG und DEB ausüben, um eine solchen Entscheidung zu veranlassen. Auch der Norden könnte ja einmal Forderungen stellen! Der Sommer wird hoffentlich heiß…

 
 

16. April 2011

 
 
 
 
 
 

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