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Eine Liga schafft sich ab
Oberliga-
Sollte -
Der EC wurde der West-
Aber wie immer der Reihe nach. Beginnen wir diesen Rückblick mit einem kurzen Blick auf das internationale Eishockey. Im Frühjahr 2010 fand die Eishockey-
Auf nationaler Bühne aber grassierte kurz darauf die Schwindsucht. Die DEL wurde im letzten Sommer kräftig zur Ader gelassen. Ob Köln, Kassel, Krefeld, Frankfurt oder der aktuelle Deutsche Meister Hannover: Sie alle hatten extreme finanzielle Sorgen und kämpften um ihre DEL-
So traurig und bedauerlich diese wirtschaftlichen Zusammenbrüche im deutschen Eishockey immer wieder sind (und einer erfolgreichen Weiterführung der oben gepriesenen internationalen Erfolgsstory entgegenstehen), bewahrheitete sich im Falle der Frankfurt Lions wieder einmal das bekannte Sprichwort: Hochmut kommt vor dem Fall. Mit »Willkommen in der Realität ihr BAUERN«, hatten uns die netten Nachbarn vom Main noch nach dem Koal-
Auch die Huskies legten ein exzellentes Comeback hin, allerdings eine Klasse tiefer in der Landesliga Hessen. Als Gegner der beiden Nauheimer Clubs Ice Devils und Rote Teufel 1b füllten hunderte mitgereiste Huskies-
Aber wir sind schon wieder viel zu weit in die Zukunft geeilt… In Bad Nauheim kamen wir im Sommer ganz schön ins Schwitzen. Weniger bedingt durch hohe Temperaturen als vielmehr angesichts des Fortschritts der notwendigen Dachsanierung des Stadions. Sie verzögerte sich zunächst erheblich. Bereits im Januar beschlossen, terminierte die Stadt den Baubeginn im März auf »unmittelbar nach Ostern«, hatte aber selbst im Mai noch keine Ausschreibungsangebote eingeholt. So wunderte es nicht, dass man sich erst im Juli für einen Bauträger entscheiden konnte, gleichzeitig aber auch einräumte, dass die Kosten voraussichtlich um 10% höher als geplant ausfallen würden. Zudem wollte der Bürgermeister nun nicht mehr versprechen, dass die Arbeiten auch Ende September wirklich beendet sein würden. Sein erster Stadtrat befleißigte sich umgehend in Entschuldigungen, dass auf den Verein ein holpriger Saisonstart zukommen werde. Meinte aber im gleichen Atemzug: »Im Vergleich zu dem, was hätte passieren können, nämlich ein kompletter Wegfall des Stadions, wird der EC damit leben können.« Lassen wir dies hier unkommentiert…
Die gesamte Vorbereitung musste also in der Fremde stattfinden. Zunächst nutzte man wieder die Möglichkeit eines Trainingslagers. Diesmal reiste der Tross nach Selb um erste Spielpraxis zusammeln, bevor auch einige »Heimspiele« in Dietz absolviert wurden. Allein – zwischen Dietz und Bad Nauheim liegen fast 70 km »Querfeldein«. So wundert es nicht sonderlich, dass sich nur wenige Zuschauer die durch die Bank weg erfolgreichen Vorbereitungsspiele gönnten. Auch ein eingesetzter Shuttlebus (für € 10,-
Gut, die Gegner waren auch nicht gerade die Zuschauermagneten par excellence, doch im CKS hätten sich sicherlich einige Besucher mehr eingefunden um die Neuen im Team zu begutachten.
Apropos »die Neuen«. Die Zusammensetzung der Roten Teufel 2010/2011 änderte sich nicht dramatisch. Bedingt, durch die wiederholte Beschneidung der Kontingentspielerstellen auf 2 Ausländer, musste Chris Eade gehen und wurde durch Oliver Bernhardt ersetzt. Wohl schon ein kleine Überraschung, denn der »alte Haudegen« hatte nach der Saison 2007/2008 viel Kritik eingesteckt und frustriert dem Eishockey den Rücken gekehrt. Nun schien er wieder Bock auf Bodychecks bekommen zu haben. Die Abwehr wurde durch Franz, Mangold, Kohl und Baum – aller verlängerten ihre Verträge – sowie Marius Pöpel und Neuzugang Patrick Gruber (vom EV Landsberg) komplettiert. Semen Glusanok und Heiko Vogler verließen den EC.
Im Sturm wurden mit Lanny Gare und Kyle Piwowarczyk zwei sehr bewährte Kräfte gehalten. Mit Torjäger Kevin Richardson verließ statistisch gesehen einer der wertvollsten Scorer die Kurstadt, doch weinten ihm nach der desolaten Vorstellung in den letzten Playoffs nur wenige Fans eine Träne nach. Dann schon eher dem »Kleinen mit dem großen Kämpferherz«, Sven Breiter. Er suchte sich ebenso wie Eric Haiduk und Mario Willkom einen neuen Verein. Verstärkung kam in Person von Igor Filobok (Heilbronn) und Marvin Bauscher (DNL, Eisbären Berlin). Eine Stelle im Angriff war besonders umkämpft: Tobi Schwab war bereits bei den Lions als DEL-
Im Tor konnte der letztjährige Super-
Die Punktrunde begann für den EC -
Ein toller Auftakt, bei dem eigentlich ein ansprechender Tabellenplatz heraus gesprungen sein sollte, möchte man jedenfalls annehmen. Nach sportlichen Maßstäben rangierte der EC hinter Dortmund auch auf Platz 2. Doch in dieser Saison war nicht unbedingt das sportliche Abschneiden ausschlaggebend. Bad Nauheim bekam die Zähler für gleich 3 Spiele abgezogen, weil einige Spieler angeblich die Anti-
Vor Gericht pochte der EC auf die Führsorge-
Nun ja, nur diesem Statement stimmten beide Seiten uneingeschränkt zu. Für den EC aber blieben erst einmal 6 verlorene Punkte, und drei davon ausgerechnet gegen direkte Konkurrenten Duisburg und Dortmund. So kam es, dass man erst am 18. Spieltag, dem 28. November, die Gelegenheit bekam durch einen glatten Heimsieg über Duisburg endlich auch in der offiziellen Tabelle auf Rang 2 klettern zu können. Doch an diesem Spieltag ging einfach alles schief. Knackpunkt Nr. 1: die Partie musste auf einen zuschauerungünstigen Montag verschoben werden, weil der Hessische Rundfunk aus dem CKS seine Sendung „Heimspiel“ moderieren wollte. Klar, eine gute Gelegenheit für Werbung in eigener Sache, aber würden montags auch die nötigen Zuschauer kommen und den gewünschten stimmungsvollen Promotionrahmen bilden? Nein, taten sie (fast selbstredend) nicht. Lediglich 1000 Zuschauer kamen, zumal nach einem Temperatursturz auch just an diesem Tag der erste heftige Schneefall die Region mit einer geschlossenen Schneedecke überzog. Selbst die Fangruppe Fanatics, sonst bei jedem Spiel lautstarke Unterstützer des Teams, ließ ihren Platz leer. Knackpunk Nr. 2: Das Match selbst wurde nicht das erwartete Spitzenspiel. Bereits in der 8. Minute lag Duisburg nach zwei wirklich dummen Toren 0:2 in Front. Bad Nauheim kämpfte zwar, hatte aber nicht das Glück, das man braucht ein solches Spiel noch einmal umzubiegen. 3:4 stand es am Ende für die Gäste und die Roten Teufel standen erstmals in der Saison ohne jeglichen Punkte da. Darüber konnte auch Erich Kühnhackls Anwesenheit für ein Interview des HR3 nicht hinwegtrösten.
Knackpunkt Nr. 3 sollten erst am kommenden Morgen publik werden: Torwart Keller hatte sich beim vergeblichen Versuch das 4. Duisburger Tor zu vereiteln einen Bandscheibenvorfall zugezogen und fiel erst einmal für weitere Spiele aus. Der dickste Hammer und damit Knackpunkt Nr. 4: Einbrecher hatten in der Nacht die komplette Tageseinnahme aus der Geschäftsstelle entwendet. Was für ein Zusammenkommen von Pleiten, Pech und Pannen!
Gleich im nächsten Heimspiel nur 4 Tage später sah man die Auswirkungen. Die Moskitos aus Essen schlugen den EC mit 5:8. Der verletzte Nummer-
Aber wie so oft können Rückschläge auch manchmal neue Chance in sich bergen. So verpflichteten die EC-
Den Kampf um Platz 2 konnten die Teufel endgültig in der 3. Februarwoche abhaken. In der Sonntagsbegegnung unterlag das Team in Dortmund unglücklich mit 5:4 und zog auch freitagabends in Duisburg mit 4:1 den Kürzeren. Zudem verliefen die mehrfach angekündigten Aktivitäten zum nochmaligen Einspruch gegen den Punkteabzug vom Saisonbeginn stillschweigend im Sande. Hier konnte man sich letztendlich nicht ganz dem Gefühl entziehen, dass es auch Versäumnisse seitens der EC GmbH gegeben haben musste – zu halbherzig wurde um die Punkte gekämpft. Die 6 Zähler auf die einige noch immer gehofft hatten, blieben jedenfalls verloren.
Einen kleinen Sturm im Wasserglas zettelten die Verantwortlichen der Moskitos zum Ende der Vorrunde noch an. Zwei der drei Vorstandsvertreter meldeten hinter den Rücken von Geldgeber Joachim Herden Insolvenz für den EHC an, worauf einige Essener Spieler den Absprung machten. Schlüsselspieler Simon Barg wechselte sogar in die Regionalliga nach Frankfurt, wo er in der kommenden Saison wieder in der OL spielen wird. Der erboste Herden entmachtete daraufhin kurzerhand sowohl seinen Vize als auch den Schatzmeister, butterte noch einmal anständig in die Clubkasse und löste so das Team vom Westbahnhof wieder aus. Bei einer Insolvenz hätte sich Essen automatisch nicht für die Zwischenrunde qualifiziert. So hatte sich dieses Thema aber gerade noch rechtzeitig erledigt. Nur Platz 2, den die Moskitos lange Zeit innehatten, mussten sie abgeben. Duisburg und Bad Nauheim zogen auf der Zielgeraden noch an ihnen vorbei. So lautete denn der Zieleinlauf in der Westgruppe: Dortmund, Duisburg, Bad Nauheim und Essen.
Die Zwischenrunde, jeweils mit den beiden Topteams aus der Nord-
Die Playoffs konnten beginnen. Und sie taten es mit einem Kracher nach dem anderen. Kontrahent im Viertelfinale wurde ausgerechnet Angstgegner Peiting. Seit Jahren hatte man keinen einzigen Punkt gegen die Bayern holen können. 11 Spiele in Folge endeten mit Nauheimer Niederlagen. Zeit also den Spieß endlich einmal umzudrehen. Und es ging gleich richtig los. In Spiel 1 der Best-
Ein durchaus ausgeglichenes Match endete nach 60 Minuten 1:1, hätte aber angesichts der vielen vergebenen Chancen unbedingt bereits hier mit einem Sieg für die Teufel schließen müssen. 7 Minuten vor Ende, der EC führte 1:0, bekam Peiting für einen Check an Tobi Schwab 5 Minuten aufgebrummt. Das sollte doch eigentlich reichen… Aber das Überzahlspiel misslang wie so oft in dieser Spielzeit. Kein Treffer für die Teufel, dafür gab’s den Ausgleich nur 70 Sekunden vor der Schlusssirene. Ausgerechnet Markus Keller, der wie Lanny Gare in dieser Spielzeit durch die Eishockey-
Dramatischer konnte die Torfolge nicht sein als hier. Beim dritten und letzten regulären Strafstoss für Bad Nauheim war Lanny Gare dazu verdammt zu treffen, denn Peiting führte bereits mit 1:2 Treffern. Und Lanny zockte den Puck -
Peiting zeigte sich als schlechter Verliere, denn schon am nächsten Tag entbrannte ein Zickenkrieg erster Klasse. Ganz offiziell behauptete der Verein, der EC habe die Gästekabine mit feinem Sand präpariert, der den Schliff der Schlittschuhe ruiniert habe. Die Kufen erneut zu schleifen, sei ihnen verwehrt worden. Außerdem sei die Stadionuhr manipuliert gewesen, wodurch ein Peitinger Spieler 1 Minute länger auf der Strafbank schmoren musste. Tatsächlich hatte die Uhr nach 5 Minuten der Overtime die Sirene ausgelöst, wie es in normalen Meisterschaftsspielen ja auch der Fall sein sollte. Während der Playoffs sind jedoch 20 Minuten Verlängerung zu spielen. Etwas peinlich war dieser Lapsus schon, doch benachteiligte er eher die Roten Teufel, denn Nauheim wurde durch die unerwartete Sirene in seinem Powerplay jäh gestört. In den Fan-
Nun ja, es waren eben Playoff-
Ärgerlich! Doch anders als 2004 war es in diesem Jahr erst Spiel 1 und nicht das entscheidende letzte. So stieg 2 Tage später das 2. Spiel in Garmisch. Knapp 100 Teufelfans begleiteten das Team nach Bayern und rund 400 saßen vor Marcels Fan-
Voller Trotz und auch mit etwas Wut über die unglücklichen Niederlagen stellten sich die Roten Teufel ihrem Kontrahenten in Spiel 3. Wie hatte Manuel Dietrich im Forum geschrieben? »Die Show ist erst zu Ende wenn die dicke Frau gesungen hat.« An jenem Dienstagabend sang sie jedenfalls noch nicht!!! In einem Klassespiel schlug Nauheim Riessersee (endlich) mit 6:1 und erzwang ein viertes Spiel in Bayern. Doch leider öffnete die »dicke Frau« in Spiel 4 ihren Mund und sang die befürchtete Arie… Hätte sie doch nur die Klappe gehalten!!! Das Spiel ging mit 2:1 verloren und der Traum vom Aufstieg platze wie eine Seifenblase. Wir waren zwar die Nr. 1 in Hessen und bestes Team der OL oberhalb des Weißwurstäquators, aber der Aufstieg blieb wieder versagt. Nächste Saison gibt es somit wieder eine OL West mit Nauheimer Beteiligung.
Kommen wir zum Schluss noch einmal auf die Frage zurück, ob nun die Einführung der viergeteilten Oberliga wirklich die so heiß herbeigesehnte Verbesserung brachte. Sowohl ein klares Ja als auch ein eindeutiges Nein würde der Sache nicht gerecht werden.
Die Vorrunde in der Oberliga West für sich genommen, war sicherlich nicht »das Gelbe vom Ei«. Schwer, sehr schwer, taten sich die Verantwortlichen vom Landesverband NRW am Anfang der Runde. Von einer reibungslosen Organisation konnte wahrlich nicht die Rede sein. Über die mangelhafte Kommunikationspolitik zwischen Verband und Vereinen wurde bereits im Zusammenhang mit den Punktabzügen berichtet. Auch die regionalübergreifende Oberliga-
Ein weiteres Manko trat zumindest in der Westgruppe sehr offensichtlich zutage: Die Qualität der Schiedsrichter verschlechterte sich gegenüber dem Vorjahr um ein Vielfaches. Schon letztes Jahr gab es viel an den Referees zu bemäkeln, doch was die Damen und Herren im gestreiften Trikot heuer zeigten, war oft grottenschwach. Ein kleines Rechenexempel reicht aus, sich diese Entwicklung an fünf Fingern abzählen zu können. Im letzten Jahr standen bei 11 Oberligaclubs je Spieltag 5 Begegnungen an. Man benötigte also 15 Unparteiische. In diesem Jahr explodierte der Bedarf bei nun insgesamt 18 Begegnungen pro Spieltag auf 54 Zebras. Wo sollte man plötzlich diese zusätzlichen 39 qualifizierten Kräfte hernehmen? Darf es da verwundern, wenn sich ein Schiedsrichter von Trainern beider Teams belehren lassen muss, dass in einem Gruppenspiel bei Remis nach 60 Minuten zuerst eine 5-
Sportlich entpuppte sich die Vorrunde im Westen zunehmend als Langeweiler. Bei der real existierenden Zweiklassengesellschaft kam nur gegen Dortmund, Duisburg und Essen Oberligaatmosphäre auf; die restlichen Clubs konnten spätestes ab Dezember getrost als ernste Konkurrenten für die Zwischenrunde gestrichen werden. Je länger die Runde dauerte, desto schlimmer wurde das Desinteresse der Zuschauer. Die Schatzmeister zogen allerorten lange Gesichter. Bad Nauheim bildete hier keine Ausnahme, obwohl in der Kurstadt letztendlich der geplante Schnitt von 1000 Besuchern pro Spiel mit 1018 Besuchern trotz zeitweiliger Tristesse erfüllt werden konnte. Das CKS wurde von Journalisten der Eishockeyfachpresse sogar als Ort mit der stimmungsvollsten OL-
Ganz anders hingegen die Resonanz in Zwischenrunde und Playoffs. Hier demonstrierten die Zuschauer durch ihr zahlreiches Kommen, dass sie keine »Schlachtfeste«, sondern spannende Spiele sehen wollen. Beim EC stieg der Zuschauerschnitt in der Zwischenrunde auf 1325 und schnellte in den Playoffs gar auf 2155. Ein eindeutiges Votum contra Langeweile und pro höhere Leistungsdichte.
Es fragt sich wie ernst die DEB-
Wenn dies auch heute – nach der Saison – noch die Auffassung des DEB sein sollte (und genau dies ist zu befürchten!), dann kann man getrost den bewusst in Anlehnung an Thilo Sarrazins Besteller gewählten Titel dieser Chronik hier anführen: Eine Liga schafft sich ab! Vereine, mit halbwegs professionellen Ambitionen, können sich eine solche „Grabstein-
Prinzipiell ist die Idee der Regionalisierung ja sicherlich nicht falsch, doch dann muss sie sich konsequent durch alle Ligen ziehen: Eine eingleisige DEL, darunter einer zweigleisige Bundesliga und hierunter die viergeteilte Oberliga. Die wenigen ambitionierten Nicht-
Eine weitere – aber hoffentlich letzte – OL-
16. April 2011
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