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Ohne Worte
Was für eine vertrackte Saison! Lange fiel mir die Einleitung zu einer Saisonchronik nicht mehr so schwer wie in diesem Jahr. Eine passende Überschrift zu finden, war dabei das größte Problem. Wie soll man diese Spielzeit überschreiben? Arbeitstitel gab es genug. „Freier Fall" stand bis Januar über dem Entwurf. Nach dem ersten Auswärtsspiel in Bayreuth war Kujalas Ausspruch „Eierlos" mein Favorit, doch da sich die Spielweise gegen Ende der Hauptrunde wieder etwas besserte, fand ich es als Jahresüberschrift zu hart. „Stets bemüht" hätte auch herhalten können – aber war dem wirklich so? Es gab auch (Auswärts-
Auf jeden Fall heißt es, jetzt, nachdem das letzte Bully gespielt wurde, erst einmal sich kräftig schütteln und dann sportlich neu sortiert die kommende Spielrunde angehen. Das, was sich nach dem 20. November 2016 abspielte, sollte sich in dieser Form bitte nicht noch einmal wiederholen. Aber ziehen wir das Fazit wieder am Schluss dieser Chronik; dort gehört es schließlich hin.
Im Frühjahr und Sommer 2016 hatte es gar nicht schlecht angefangen. Nachdem die letzte Saison mit dem sechsten Hauptrundenplatz abgeschlossen wurde und zudem Bremerhaven in die DEL entschwand, machte man sich in Fan-
Was also sollte da bei der Wiederholung des letztjährigen Erfolgs schon groß schief gehen? Immerhin waren fast alle Leistungsträger des letzten Jahres an Bord geblieben. „The Wall" Mikko Rämö, Goldhelm Nick Dineen, Fighter Andreas Pauli, Jungjuwel Eugen Alanov, Top-
Radek Krestan schoss das erste Punktspieltor und trug lange Zeit den Goldhelm des besten Scorers in der Saison 16/17 (Foto: EC-
Bei den Abgängen schmerzte vom sportlichen Gesichtspunkt eigentlich nur Dustin Cameron und bedingt Joel Keussen. Dass Henry Laurila als fünfter Ausländer nicht bleiben würde, war eigentlich schon im Voraus abzusehen. Alex Baum und Patrick Strauch beendeten ihre aktive Karriere und bekamen am 5. November 2016 noch ein sehr schönes Abschiedsspiel von der GmbH spendiert, gespickt mit vielen Stars aus längst vergangenen EC-
Letztendlich fand Trainer Kujala in seinem Heimatland auch noch einen „Best-
So fand sich zu Saisonbeginn ein zwar quantitativ gut bestückter Kader zusammen, ob jedoch auch die Qualität stimmte, mussten die kommenden Wochen erst noch zeigen. Im Wesentlichen bestand das Team zum einen aus blutjungen und zum anderen aus schon etwas gereiften Cracks; die einen mussten noch zeigen was in ihnen steckte, und die anderen mussten zeigen was noch in ihnen steckte. Das kleine Wörtchen „noch" und seine Stellung im Satz machte den Unterschied.
Die Spielzeit 16/17 begann diesmal mitten im Hochsommer – zumindest was die Temperaturen anging. Bei schweißtreibenden 30°C kreuzten die beiden unbeliebtesten Mannschaften der Liga (zumindest aus Nauheimer Fan-
In Bad Nauheim gab es zu dieser Zeit nichts wirklich Aufregendes zu vermelden. Das Gesellschafterteam der GmbH verringerte sich im Sommer um Thomas Korff und Bernd Kröll. Ein halbes Jahr später besetzten Jürgen Geretschläger und Martin Schröer die beiden freien Plätze. Der einzige Reizpunkt des Sommers hatte sich inzwischen wieder weitestgehend gelegt. Stein des Anstoßes war die Einführung eines neuen „Corporate-
Zwei Logos, eine Marketingfirma, eine Idee zweimal verkauft?
Der Teufelskopf sei zu aggressiv und werde daher von vielen Sponsoren als Werbesymbol für untauglich eingestuft, so die Aussage der GmbH-
Sei’s drum; auch wenn ich persönlich der Meinung bin, dass man ein Logo nicht beliebig oft wechseln sollte, so geschah gerade dies im Laufe der Nauheimer Eishockey-
Belassen wir es erst einmal bei diesem „hm". Die Planzahl 2600 war natürlich auch verdammt sportlich angesetzt. Im letzten Jahr hatte der EC einen Schnitt von 2630 Besucher pro Spiel; allerdings inklusive der Playoffs. Das diesjährige Auftaktspiel war nichtsdestotrotz vollauf angetan, dass es den geplanten Schnitt (und mehr) verdient gehabt hätte. 3:1 gewann Bad Nauheim gegen die Sachsen und Juuso Rajala ließ schon früh sein Können aufblitzen. Er gab nach 1:46 gespielten Minuten einen sauberen, punktgenauen Pass auf Radek Krestan, der den Puck erstmals in dieser Punktrunde als sehenswerten One-
Dies bedeutet aber nicht, dass es von nun an sportliche Schmalkost zu sehen gab. Nein, das ganz sicher nicht! Die Spiele der Rot-
Doch nicht nur er. Auch Dusan Frosch hinkte seiner Vorjahresform um Längen hinterher. Dem Deutsch-
Nun, trotz der an den Tag gelegten Ineffizienz beim Scoren, machten alle Sturmreihen ihre Tore in akzeptabler Anzahl. Wenn auch die 2. Reihe mit Juuso Rajala sicherlich den größten Anteil daran hatte, so hielten sich die Roten Teufel im ersten Drittel der Hauptrunde fast durchweg in den direkten Playoff-
Dies änderte sich just zu dem Zeitpunkt, an dem man im Vorjahr den Grundstein zu Platz 6 legte. Damals brachten Dezember und Januar 15 Siege aus 20 Spielen. Heuer aber befiel die Roten Teufel Ende November eine unglaubliche Seuche. Das erste Symptom: kurzzeitiger Tiefschlaf! Fast regelmäßig trat dieser in den Spielen auf und brachte die Mannschaft immer wieder um sichergeglaubte Punkte. Krass und unverständlich, wie häufig sich die Roten Teufel diese Aussetzer leisteten. Die WZ stellte um Weihnachten die Blackouts zusammen: In Weißwasser gab es drei Gegentreffer in fünf Minuten, gegen Bayreuth deren zwei in 55 Sekunden; brauchte Riessersee noch vier Minuten für zwei faule Eier, so erledigte Kaufbeuren dies in 39 Sekunden. Rosenheim nahm sich acht Minuten für drei Tore Zeit, Frankfurt 34 Sekunden für zwei Gegentreffer. Dachte man in Kassel sei mit drei Treffern in 2:40 Min der Tiefpunkt erreicht, so benötigte Crimmitschau für die gleiche Anzahl Gegentreffer gar nur 82(!) Sekunden! Total unverständlich was da abging.
Tor für Bietigheim nach Videoentscheid. 0,7 Sekunden vor Spielende (Foto: Sprade TV)
Auch die erste Heimpartie gegen Bietigheim reihte sich in diese Serie mit ein. In einem außerordentlich sehenswerten Spiel führte der EC schon mit 3:1, musste aber Sekundenbruchteile vor der Schlusssirene noch den 4:4-
Kurz vor Weihnachten war Halbzeit der Saison. Ein Zwischenfazit zu ziehen fiel diesmal nicht schwer. Guter Start, stark nachgelassen und totaler Durchhänger zur Rundenhälfte, kurz gesagt: ein eklatanter Leistungsabfall in den ersten drei Monaten; genau zu der Zeit, in der sich normalerweise ein neuformiertes Team zusammengefunden haben sollte!
Hatten die Fans anfangs noch des Öfteren Spaß am Spiel der Roten Teufel, so gab es nicht wenige Stimmen im Internetforum, dass man sich nun nur noch ins Stadion quälen müsse. Als Konsequenz schlug sich dies immer fataler in den Besucherzahlen nieder. Bis Weihnachten hätten laut Plan 15 * 2.600 = 39.000 zahlende Fans die Stadiontore passieren müssen; es kamen genau 34.337. Das waren 4663 – und somit mehr als ein komplett ausverkauftes Haus – weniger als geplant. Abgesehen von den beiden Derbys gegen Frankfurt (4308) und Kassel (3553) sowie dem Gastspiel des ESV Kaufbeuren (2655) lagen alle Begegnungen der ersten Halbrunde unter dem vorgegebenen Schnitt. Gegen Ravensburg hatte man, allerdings an einem Dienstagabend, mit 1450 Besuchern den absoluten Minusrekord zu verzeichnen. In Anlehnung an das neue Logo, wo die englische Angabe „since 1946" das Gründungsjahr unsere Sportart in der Badestadt betont, provozierte Oliver Simunic, Forumslesern besser bekannt unter „Allen Strange", mit einem amüsanten, wenn auch traurigem Wortspiel, als er meinte: Spieltag für Spieltag dürfen wir zuschauertechnisch auf die Beantwortung der subtilen Frage innerhalb unseres neuen Logos gespannt sein: Sind's 1946?
Trotz dieses Negativtrends konnte auch 2016 wieder ein Sonderzug ins Leben gerufen werden. Am 27. November rollte der Partyzug nach Rosenheim, wo die Oberbayern eine sehr zähe Saison spielten. Doch gegen Bad Nauheim reichte es zu einen 4:3-
Dennoch musste man festhalten: seit 2009/2010 schrieb man das erste Mal rückläufige Zuschauerzahlen; und dies alles trotz eines neuen Dauerkartenrekords im Vorfeld der Saison (831 Karten) – ein Warnsignal, das eigentlich alle Glocken hätte schrillen lassen müssen! Doch selten lag der Grund klarer auf dem Tisch: Seit Mitte November – damals noch auf Platz 5 rangierend -
Sportlich gesehen zählten bis dahin die beiden Derbys gegen Frankfurt zu den positiven Höhepunkten. Beide Begegnungen konnten siegreich beendet werden. Kassel hingegen bereitete den Badestädtern sowohl im Kurpark als auch an der Fulda großes Kopfzerbrechen. Besonders die 7:1-
*
Randbemerkung: Seit dem Aufstieg im Jahr 2013 manifestiert sich eine recht überflüssige Tradition, die sich leider auch in diesem Jahr fortsetzte. Mit schöner (oder besser: unschöner) Regelmäßigkeit fiel in jedem Herbst der Topverteidiger für längere Zeit verletzt aus. War es in den Jahren 2013/14 und 2014/15 Dan Ringwald, so in diesem und im letzte Jahr Joel Johansson. Seinen Daumenbruch kompensierte man durch die Verpflichtung des slowenischen Nationalverteidigers Ales Kranjc. Er fand zwar sehr rasch Bindung ans Team, schloss die Lücke, die der Schwede hinterließ, ausgezeichnet, konnte aber die Talfahrt der Rot-
Keine guten Vorzeichen für den spielereichen Jahreswechsel. Gerade jetzt stand mit sieben Spielen in 17 Tagen die heißeste und anstrengendste Phase der Hauptrunde an. Angesichts der sportlichen Krise mussten diese Tage unbedingt den Umschwung zum Positiven bringen. Wollte man sich doch noch erfolgreich unter den Top-
Werner Bachmann wurde 4. Mitglied in der Bad Nauheim Hockey Hall of Fame (Grafik: Marcel Simon)
Die Tage der Wahrheit wurden zu einem wahren Offenbarungseid. Schon der Auftakt zuhause gegen Riessersee ging schief. 3:4 nach Penaltyschießen verlor ein EC, der mit 0:2 grottenschlecht ins Spiel gestartet, sich dann aber gefangen und sogar mit 3:2 in Führung gegangen war. Doch eine völlig unnötige 5-
Bei Ortwein hatte es den Anschein er weigere sich hartnäckig über personelle Änderungen nachzudenken. Er forderte aber von der Mannschaft endlich eine Reaktion. Kreativität, irgendetwas gegen den freien Fall der Roten Teufel zu tun, schien in dieser Phase auf der ganzen Linie zu fehlen; jedenfalls drang nichts an die Öffentlichkeit. Weder Geschäftsführung und Gesellschafter noch Team und Übungsleiter gaben eine passende Antwort.
Sehr kreativ hingegen zeigte sich Stefan Hensel, alias „Anti Lions", in seinem Forumsbeitrag. Er machte aus seinem Herzen keine Mördergrube, als er sich seinen Frust poetisch von der Seele schrieb:
Freier Fall.
Gegner rasen an uns vorbei.
Nächster Halt: 'Heimrecht',
keiner steigt aus, keiner steigt zu,
mir wird schwindlig.
Den Aufprall vor Augen halte ich mir diese zu.
Einschlag -
-
Ich wache auf
angstschweißgebadet
puuuh, nur ein schlechter Traum!
Leises Rauschen im Radio,
Sender unbekannt.
Eine freundliche Stimme erklärt: 'Derbyzeit in Bad Nauheim'.
Ein Lächeln huscht in mein Gesicht.
Rauschen ... 'Bad Nauheim erwartet viele Gästefans'.
Rauschen, viele Details verwischen
-
Einschlag -
Die Angst vor einem möglichen Abstieg schlich sich erstmals in dieser Saison in das Bewusstsein der Eishockeyfans. Noch war es keine Panik, aber angesichts der absolut desolaten Form und der offensichtlichen Hilflosigkeit aller Verantwortlichen, konnte ein „weiter so" nicht die Antwort auf das aktuelle Problem sein. Und dennoch deutete alles auf hin.
Am 6. Januar hatte die WZ gerade einen Zwischenruf abgedruckt, in dem Redakteur Michael Nickolaus endlich ein Zeichen forderte, da kam doch Bewegung in den Stillstand. Die Verantwortlichen präsentierten noch vor dem Spiel in Bietigheim einen neuen Stürmer. Seltsamerweise aber war es mit Charlie Sarault ein Kanadier, der nun bereits als 6. Kontingentspieler die Mannschaft ergänzte. Diese Nachricht, obwohl im Fanlager freudig begrüßt, musste Anlass zu Spekulationen geben. Klar war, dass Bad Nauheim sich keine sechs Ausländer bis zum Saisonende werde leisten können. Mindestens einer musste also mit Sicherheit den Verein verlassen. Aber wer?
Gewiss nicht Jusso Rajala! Er war der einzige Lichtblick im Team, wenn auch mit einer sehr schlechten persönlichen Plus/Minus-
Die Beantwortung dieser Fragen wurde jedoch erst einmal vom nächsten Doppelspieltag verdrängt. Vor dem Abschlusswochenende der „englischen Wochen" rund um Weihnachten und den Jahreswechsel standen zwei völlig unterschiedliche Spiele an. Zunächst ging es am Drei-
Und dann eine mittlere Sensation: In Bietigheim gewann das gebeutelte Team aus der Kurstadt überraschend mit 2:4. Wow!!! Das hatte niemand erwartet! Schaute man auf die Match-
Am Folgetag lösten sich die Fragen um die Mannschaft auf: Jusso Rajala wechselte zu den Eislöwen nach Dresden (also doch!!!), die inzwischen auf Rang drei der Tabelle zu finden waren. Ales Kranjc bekam einen Vertrag bis zum Saisonende und mit Steve Slaton wurde ein 35jähriger Deutsch-
Tor für Bad Nauheim im Spiel gegen Rosenheim. Nach dem 6-
Der kurze Aufwind vom 6-
Und die Moral von der Geschicht:
von "war‘n bemüht" gibt‘s Punkte nicht.
Was dem EC diese Saison schon durchgehend gefehlt hatte, war ein klassischer Knipser. Jemand mit Torriecher, der wenigstens einige der vielen erarbeiteten Chancen auch mal in Tore ummünzen konnte. Selbst mit den „Neuen" war dieser nicht gefunden. Den Roten Teufeln lief so langsam die Zeit davon und dennoch sprach man noch immer davon, die Pre-
Es spricht für die Mannschaft, dass sie dennoch nicht aufgab und immer wieder versuchte nach oben zu kommen. In einer kleinen, fast nicht mehr für möglich gehaltenen Serie von fünf Siegen hintereinander, schaffte das Team auch tatsächlich den Kampf um Platz 10 noch einmal spannend zu machen. Für einige Spieltage kabbelte man sich mit dem Traditionsclub aus Garmisch um den letzten Pre-
So blieben noch das Fastnachtswochenende mit dem Auswärtsspiel beim Tabellenletzten Crimmitschau und dem Heimspiel gegen Weißwasser, sowie das erste Märzwochenende mit dem Match beim Aufsteiger Bayreuth und dem Final Countdown gegen Ravensburg zuhause. Hier musste sich denn zeigen was noch machbar war. Und der Auftakt war vielversprechend! Dem EC gelang in Westsachsen mit 5:3 der ersehnte Auswärtssieg, während Riessersee zuhause gegen Freiburg sang und klanglos mit 0:3 die Segel streichen musste. Somit rutschen die Rot-
Doch wie schon so oft in den vergangenen Jahren gab es an diesem närrischen Tag kein „Humba humba tätärä", sondern einen vorweggenommenen Aschermittwoch. Die 0:2-
Das war’s! Empty Net Goal für Weißwasser zum 0:2, die Fahrkarte zu den Playdowns… (Foto: Sprade TV)
Die maßlos enttäuschten Zuschauer liefen teils lauthals krakeelend mit hochrotem Kopf, teils mit Trauerflor im Knopfloch und gesenktem Haupt aus dem Stadion. Das schlimmste: Riessersee gewann parallel überraschend in Dresden sein Auswärtsmatch. Damit waren faktisch die Playdowns gebucht. Sicher -
Playdowns also! Zum dritten Mal in vierten DEL2-
Man muss sich hier einfach wiederholen: Nein, das war kein Pech, das war Selbstverschulden, ganz verdammtes Selbstverschulden und hätte nie und nimmer passieren dürfen! Aber bis zum Ende der Saison musste nun der Super-
Am Dienstag, den 14. März 2017 startete die Mission Klassenerhalt. 2131 Zuschauer, top für einen Dienstagabend, hatten sich versammelt, um von Anfang an hautnah dabei zu sein. Wie zu erwarten gab es nicht das Spiel der technischen Superlative, doch nahm die Partie einen hochdramatischen Verlauf. Nach nervösem Start auf beiden Seiten, fiel das 1:0 für die Roten Teufel erst 19 Sekunden vor der ersten Pausensirene; Eigentor der Sachsen. Der permanente Druck der Kurstädter hatte den Lapsus aber erzwungen und so ging das Tor schon in Ordnung. Im Mitteldurchgang kippte das Ergebnis zugunsten der Eispiraten. Sowohl das 1:1 also auch das 1:2 waren ärgerliche, weil vermeidbare Tore, bei denen Mikko Rämö diesmal nicht besonders gut aussah. Dumm auch, dass Bad Nauheim sich wie so oft in dieser Saison vermeidbare Strafzeiten einhandelte. In diesem Match misslang ein Befreiungsschlenzer in Unterzahl, der zwar den Puck aus dem eigenen Drittel beförderte, aber in der Kurve hoch oben im Netz einschlug. Zwei zusätzliche Strafminuten wegen Spielverzögerung war die logische Konsequenz. Zum Glück überstanden die Roten Teufel die doppelte Unterzahl schadlos. Der Ausgleich durch Harry Lange und die erneute Führung durch Krestan machten Mut für das dritte Drittel. Wer nun im Nauheimer Lager auf den Ausbau der Führung hoffte, hatte die Rechnung ohne Crimmitschau gemacht. Erneut enterten die Piraten das schlingernde EC-
Zwei Tage später schossen Andreas Pauli, Tom Pauker, Charlie Sarault und Nick Dineen die Kurstädter zu einem ungefährdeten 4:0-
Ein „Sweep" gegen Crimme; die einzig richtige Antwort auf die Enttäuschung des Playoff-
Nach der 2:3-
Was für ein Vorteil für die Hessen! Zweiter Matchball vor eigenem Publikum ohne den Klassetorwart der Eispiraten! Die Partie am Freitag, den 24. März musste einfach das Ende der Serie bringen. Das sagten sich auch 3012 Fans, die endlich wieder einmal in stattlicher Anzahl ins CKS strömten und vom Eröffnungsbully weg eine grandiose Stimmung verbreiteten. Allein das Spiel der Roten Teufel wollte nicht so ganz dieser Euphorie entsprechen. Die erste viertel Stunde ging klar an die Gäste; erst in den letzten 5 Minuten des ersten Drittel kam der EC besser in Fahrt. Dennoch stand es nach 20 Minuten noch 0:0. Das zweite Drittel brachte wesentlich mehr Schwung. Als Sarault in der 22. Minute das 1:0 schoss, bebte das Stadion wie zu guten Zeiten. War jetzt endlich der Bann gebrochen? Ja, denn kurze Zeit später gelang während einer 3:5-
Was sollte jetzt noch schief gehen? Es lief endlich für die Roten Teufel. Doch Mikko Rämo machte es noch einmal spannend. Einen harmlosen Schlenzer von der Seite ließ er ins kurze Eck rutschen und sah dabei sehr dumm aus. Mann, Mann, Mann… das wäre ihm letztes Jahr nicht passiert! Aber es reichte trotzdem. Im letzten Drittel besorgte Pauli mit einem Sonntagsschuss gar noch das erlösende 3:1. Nach der Schlusssirene feierten die Fans dann auch als hätten sie soeben die Weltmeisterschaft errungen – auch kleine Erfolge können Freude bereiten! Ein wenig zu viel der Euphorie? Naja, wer nach einer solchen Saison, endlich wieder mal was zu feiern hat, der sollte es denn auch tun. Zum Glück war diese Saison nun Geschichte und auch im kommenden Herbst wird der EC in der DEL2 mit am Start sein. Das war alles, was jetzt noch zählte.
*
Kommen wir am Ende des sportlichen Saisonrückblicks endlich zum Fazit dieser Spielzeit: Es war für das gesamte Nauheimer Eishockey keine gute Saison! Die DNL2-
Ein Kardinalfehler dieser Krisenwochen war gewiss das lange Zögern der GmbH, bis endlich etwas geschah, um der Winter-
Die Playdowns waren absolut nicht das Ziel und mit dem Klassenerhalt gegen Crimmitschau fiel man exakt auf das Niveau der Saison 2013/2014 zurück. Ein Rückschlag also von drei Jahren! Die Vision der Agenda 2020, sich bis zum Ende der Dekade unter den Top-
Noch ist der Rückgang nicht beängstigend, aber das Minus aus dieser Saison könnte sich in der kommenden Spielzeit fortsetzen. Wie am 16. Februar bekannt wurde, entschloss sich Frankfurts Führungsriege schon mal vorsorglich alles in die Wege zu leiten, um im Sommer gegebenenfalls als Nachrücker für einen ausscheidenden DEL-
Den zweiten Hinweis, warum die Zukunft für das Nauheimer Eishockey nicht unbedingt rosarot aussehen wird, lieferte der Geschäftsführer auch gleich mit. Es sind altbekannte Sorgen, nämlich der Zustand unseres Eisstadions. Sicher, für etwa 1500 Hardcore-
In den Anfangszeiten meines Fan-
Nicht selten hört man noch immer den Spruch „Wir brauchen hier keine Weicheier, sondern echten Eishockeyfans!!! Geht doch zum Schwitzen in die Löwensauna, wenn es euch hier nicht gefällt!" Nun ja, die Zeiten haben sich, bei vielen Dingen muss man sagen Gott sei Dank, geändert. Der Durchschnitt-
In diesem Jahr hat die GmbH wieder und wieder Vorstöße unternommen, die Stadt zu einem Umdenken zu bewegen und zur Rundum-
Zwar gelang es Ortwein und seinen Mitstreitern im Bürgermeister-
Was wird aus unserem Stadion? Gibt es einen Neubau, stimmt die Stadt einer Modernisierung zu oder bleibt alles beim Alten? Fragen ohne Antworten, trotz großer Bemühungen der GmbH… (Foto: Teck)
Kommen wir zum dritten Tatbestand, welcher sich negativ auf die Zukunft unserer Sportart – zumindest wenn wir sie aus der Perspektive Leistungssport in einer DEL2 betrachten – auswirken kann. OK, es ist ein Punkt über den man trefflich streiten kann, weshalb ich hier betone, nur meine ganz persönliche Meinung widerzugeben (viele werden es komplett anders sehen – und ich wünschte sie hätten recht!). Dennoch ein paar Worte dazu: Die EC-
Und noch dazu: Haben wir uns nicht gerade auf eine „Hall of Fame" besonnen, die verdiente Nauheimer Eishockey-
Eine letzte Frage sei in diesem Zusammenhang noch erlaubt. Sprechen wir eigentlich von einem Ausbildungsverein oder einem Weiterbildungsverein? Von den selbst ausgebildeten Spielern hat es bisher keiner geschafft sich in der DEL2 durchzusetzen. Max Spöttel, Tim May, Deion Müller; sie alle zeigten einmal gute Ansätze, doch haben sie den Club inzwischen verlassen. Dafür wurden junge Spieler von anderen Clubs geholt, die aber größtenteils auch nicht die Erwartungen über einen längeren Zeitraum erfüllen konnten. So saßen bis zu den Playdowns Pfänder, Pauker und sogar Lascheit oftmals nur auf der Bank. Hier erschließt sich mir nicht wirklich, warum man diese Spieler überhaupt holte und eigene Talente abgegeben hat. Da ist – gerade wenn man auf junge Eishockeyspieler setzen will – der Trainer ganz besonders gefordert. Aktuell sehe ich hier eine Schieflage zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Die Vision der Agenda 2020 beinhaltet vor dem Hintergrund des Ausbildungsclubs auch die Idee zur Gründung eines Sport-
Was ich mir für meinen „Herzen-
Sportlich sind wir uns wohl alle einig, dass eine DEL2 sich der DEL annähern muss und endlich wieder Auf-
Genug der „freien Meinungsäußerung" – aber mir war nach dieser Saison einfach mal danach. Seit knapp 50 Jahren bin ich nun leidenschaftlicher Anhänger unseres Nauheimer Eishockeys. In all den Jahren, seit meinem Premierenspiel VfL Bad Nauheim vs Mannheimer ERC im Jahre 1968, habe ich wohl die meisten Varianten von Höhen und Tiefen hautnah miterleben dürfen/müssen. Gemessen daran war die abgelaufene Saison – auch wenn die Chronik manchmal dramatisch klingt – gar nicht sooooo tragisch. In Bad Nauheim gab es schon weitaus verhängnisvollere Jahre an deren Ende man nicht glaubte wieder auf die Beine kommen zu können; siehe 1981/82, 1989/90 oder 2005/2006. Davon sind wir dieses Jahr weit, weit entfernt! Die Bereitschaft auch mal Bewährtes, aber vielleicht auch unbemerkt Eingefahrenes, aufzugeben, kann durchaus Raum für neue Chancen schaffen. Dann öffnen sich vielleicht Möglichkeiten, von denen heute niemand etwas ahnt…
In diesem Sinne hoffe ich auf viele gute, mutige und erfolgreiche Entscheidungen in den kommenden Wochen und Monaten, bis es endlich wieder Bullys und Bodychecks im CKS zu sehen gibt. Ich freu mich jedenfalls auf mein „Goldenes Fan-
26. März 2017
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