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2006/2007

Saisonchroniken > 2000er Jahre
 

Katerstimmung


Nicht anders als mit dem Wort ‚Katerstimmung’ kann man die Nachwirkungen der verkorksten Spielzeit 2005/06 bezeichnen. Unmittelbar nach Saisonende hatte noch einige darauf spekuliert, dass man trotz der katastrophalen Leistung die Klasse durch die Hintertür erhalten könne, denn landauf landab wurde spekuliert, ob die eingleisige Oberliga nicht doch wieder in Regionalgruppen aufgeteilt werden würde. Doch diese Hoffnungen zerschlugen sich sehr bald. Wie angekündigt blieb die Oberliga auch in dieser Saison eine bundesweit eingleisige dritte Klasse, sodass weder für Bad Nauheim noch einen der anderen sportlichen Absteiger ein Schlupfloch zum Ligenerhalt blieb. Im Falle der Roten Teufel sprach zudem Liegenleiter Oliver Seeliger klare Worte. Die insolvente GmbH mit Ex-Geschäftsführerin Simone Grünewald und Konkursverwalter Rechtsanwalt Bernsau an der Spitze könne keinesfalls ernsthaft erwarten, dass die ESBG nach einem derartig sportlichen und vor allem wirtschaftlichen Schiffbruch, einen Rettungsring für die Gestrauchelten auswerfen werde. Ein solch desaströster Club wie der RT Bad Nauheim sei absolut kein Kandidat für eine wie auch immer geartete Oberliga.

 
 

Die Ära Grünewald endete nach zwei Jahren damit, dass die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen gegen die Geschäftsführung

aufnahm.

In der alten Geschäftsführung machte man daraufhin keinerlei ernsthafte Versuche mehr noch etwas zu retten. Man bekannte zwar, dass man gerne eine neue Chance genutzt hätte um zu beweisen, dass man aus den Fehlern gelernt hätte, doch warf Frau Grünewald am 12. Mai 2006 das Handtuch. Zusammen mit ihr ging auch Herbert Knihs von Bord des Nachwuchsvereins. Das komplette RT-Schiff schlingerte führungslos durch den Frühsommer und keiner wusste wie es weiter gehen würde.

Zum Glück dauerte das totale Vakuum nicht lange. Auf der Internetseite der Roten Teufel nährte eine hoffnungsvolle Ankündigung die Wünsche der Fans, dass es doch irgendwie weitergehe. Ein ‚neues Team’ hatte sich zu Wort gemeldet und sprach von „fertigen Konzepten“. Gerhard Göbel, Chirurg in der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim und Mitglied jenes ‚neuen Teams’, trat die Nachfolge von Herbert Knihs im Stammverein an. Thomas Greb, einer seiner Mitstreiter, kündigt an, dass ab sofort „Kompetenz, Transparenz und Zukunftsfähigkeit“ die Politikgrundlage der neuen Führung sei.

 
 

Bereits am 2. Juni 2006 wolle man das neue, fertige Konzept, dessen Ziel die Oberligaqualifikation sei, der breiten Öffentlichkeit vorstellen. Jedoch nicht nur für den außenstehenden Eishockeyfreund präsentierten sich die kommenden Wochen alles andere als kompetent, transparent und zukunftsfähig. Im Verein schien noch völlig unklar wer die Fäden nun fest in die Hand nehmen würde und wie man den dritten Neuanfang innerhalb sechs Jahre bewerkstelligen wollte. Sponsoren, die dem dahindümpelnden Verein finanziell unter die Arme greifen wollten, fanden keine Ansprechpartner. Der Presse, die gar zu gern die neue Situation der interessierten Leserschaft zugänglich gemacht hätte, gelang es ebenso wenig fundierte Fakten zu recherchieren. Viele kamen nicht umhin die Ankündigungen des ‚neuen Teams’ als pure heiße Luft abzutun, denn anstatt Transparenz hüllte sich die Führungscrew zunächst in hartnäckiges Schweigen.

Als selbst die angesagt Vorstellung des neuen, fertigen Konzeptes am 2. Juni 2006 aus nicht näher spezifizierten Gründen ausfiel, sprach die WZ frustriert von „diletanischer Außendarstellung“ - und irgendwie gab man ihr allenthalben Recht. Wenn fertige Konzepte, wie versprochen vorlagen, warum war man dann nicht in der Lage diese auch publik zu machen? Die ganze Region wartete doch auf einen positiven Startschuss, um wieder an eine Eishockeyzukunft in der Badestadt zu glauben.

Dieses Signal blieb aber erst einmal aus. Stattdessen entstanden neue Irritationen, als Webmaster Christian Berger davon berichtet, dass das Gerüst der Mannschaft 2006/2007 feststehe. Bill Lochhead und Larry Suarez hätten in einem ‚Tryout camp’ im Frühjahr bereits Spieler gesichtet und entsprechende Personalfragen geklärt. Nun aber kam lautstarker Widerspruch aus den RT Reihen. Göbel klärte energisch auf, dass weder Lochhead noch Suarze die Leute wären, die das Team für die kommende Runde zusammenstellen würden. Dafür gäbe es andere Personen… Aber wer? Noch immer waren Ross und Reiter nicht benannt. Dann endlich sickerten die ersten Information durch: Zwei ehemalige deutsche DEL-Profis und ein Ausländischer Ex-Manager sollten demnächst die Autorisierung dafür erhalten.

Wieder gab es Raum für Spekulationen. Namen geisterten durch die Nauheimer Eishockeyszene – aber keiner nahm diese so wirklich ernst. Roger Nicolas war einer der Genannten. Der Amerikaner hatte in den 80er Jahren für den EC mit viel Erfolg selbst als Spieler auf dem Eis gestanden und in den 90er Jahren auch schon einmal das Amt eines EC-Manager innegehabt. Allerdings nur für wenige Tage, um sich kurz darauf recht schnell wieder zu verabschieden. Der zweite Name war Joe Gibbs. Auch dieser ist kein Unbekannter in Bad Nauheim, stand Gibbs doch viele Jahre bei dem hessischen Rivalen Kassel Huskies als Manager in Lohn und Brot. Zudem: Wer erinnert sich nicht an jenen Januar 1999, als Motivationskünstler und Trainer Franky-Boy Carnevale genau diesen Mann als Manager an seine Seite holen wollte, aber durch den EC-Vorstand kurzerhand entmachtet wurde… Gerüchte, Gerüchte, Gerüchte… von der angekündigten Transparenz war man beim RTN meilenweit entfernt.

Und noch einmal lehnt sich Vereinssprachrohr Christian Berger etwas zu weit aus dem Fenster: Er verkündete auf seiner Webseite, dass er zusammen mit einer Gruppe von Gleichgesinnten neue Sponsoren aufgetrieben habe, die bereit stünden ein schlagkräftiges Team zu unterstützen. Aber erneut gab es so etwas wie eine schallende Ohrfeige von offizieller Seite: Nauheims Mr. Internet –wurde wieder zurückgepfiffen und als Konsequenz entzog ihm der Verein die Erlaubnis als offizielles Organ der Roten Teufel im „World Wide Web“ zu publizieren. Diese Ehre wurde ab sofort Stephan Wischewski, in Fankreisen besser bekannt als „Wischi“, zuteil. Auf der Homepage des Nachwuchsvereins, sollte er fortan auch die offiziellen Nachrichten der ersten Mannschaft bereitstellten.

Die Fans waren erheblich irritiert. Man konnte zu Christian Berger stehen wie man wollte: Die Plattform für Kommunikation und die Aktualität der Informationen hatten unter seiner Regie bisher absolutes ‚DEL-Niveau’. Internetradio aus fremden Stadien, Liveticker, Videomitschnitte, Fan-Forum und News suchten in der gesamten Eishockeylandschaft ihresgleichen.

Als im Sommer 2006 das reine (Informations-) Chaos drohte, atmeten die Fans erleichtert auf, als endlich ein wenig Licht ins Ganze kam: Michael Eckert wurde zum neuen Trainer ernannt, Roger Nicolas (also doch!) erhielt das Amt des sportlichen Leiters sowie die Funktion als Schülertrainer übertragen. Gleichzeitig gab nun auch Gerhard Göbel den Grund seines langen Schweigens bekannt, doch dieser war keineswegs positiv: „Durch die Kombination von krassen Fehlentscheidungen, Missmanagement und Unwissenheit ist der Verein in eine äußerst bedrohliche Schieflage gekommen.“ Selbst den schlimmsten Fall, der Insolvenz des Stammvereines und somit das Ende des Eishockeys in Bad Nauheim, konnte Göbel nicht mehr ausschließen. Das also war des Pudels Kern und Grund für die schweigsamen Wochen! Die Konsolidierung des Nachwuchsvereins, so der Arzt, müsse zum Wohle des Eishockeys oberste Priorität haben und käme klar vor der Aufstellung einer neuen ersten Mannschaft. Durch die Ausgliederung des Spielbetriebs einer Regionalligamannschaft aus dem Stammverein – wieder als GmbH – wolle man nach Lösung dieser prekären Situation klare Verhältnisse schaffen.

 
 

Michael Eckert bekam die Aufgabe das Team zu neuer Größe zu formen.

Göbel und seine neuen Mitstreiter gingen sogar noch einen Schritt weiter. Als „Geldvernichtungsmaschinerie“ wurde die beiden Saisons unter Lüdger und Simone Grünewald bezeichnet. „Massive Unregelmäßigkeiten“ und ein Minus von 47.000 Euro aus der so zuschauerträchtigen Regionalligasaison 2004/2005 wurden aufgedeckt. Dem außenstehenden Betrachter stockte der Atmen angesichts solcher unglaublichen Offenbarungen. Die neuen Verantwortlichen versprachen alles in ihrer Macht stehende zu tun, um diese Vorgänge unter der alten Führung aufzuklären. Selbst vor einer Anzeige würden sie nicht zurückschrecken, denn die Beweise verdichteten sich. Und tatsächlich schaltete sich wenige Wochen später die Staatsanwaltschaft Gießen ein und nahm ihre Ermittlungen gegen die ehemalige Vereins- und GmbH Führung auf.

War nun endlich der Weg frei für einen sportlichen Neuanfang? Nein, denn von einer Gründung der angekündigten GmbH war weit und breit nichts zu hören und zu sehen. Im September 2006 ereilte zudem eine weitere Hiobsbotschaft die Bad Nauheimer Eishockeyszene. Hans Bernd Koal, seit fast 20 Jahren im Hintergrund, aber auch an vorderster Front für das Nauheimer Eishockey kämpfend, verstarb plötzlich und unerwartet im Alter von nicht einmal 50 Jahren in seiner Wohnung in Monaco. Hatte er auch offiziell seine Geldquellen bereits 2004 versiegen lassen, so war er dennoch immer für eine wohlwollende Spende an den Verein zu bewegen gewesen. Wie nun bekannt wurde, sollte seine Hand auch für die kommende Saison wieder einige Euros beischießen. Hans Bernd Koal, an dessen Person sich manche Geister schieden, wird als Mensch und als Förderern dem Nauheimer Eishockey in Zukunft sehr fehlen...

 
 

Im Spätsommer erreichen Göbel und Co dennoch ihr Ziel: Sie können die drohende Insolvenz des Nachwuchsvereins durch eine Sondereinlage der Vereinsmitglieder abwenden. Die fehlenden 30.000 Euro für kurzfristige Verbindlichkeiten werden aufgebracht, so dass nun der nächste Schritt, sprich Aufbau einer Regionalligatruppe, angegangen werden durfte. Bisher setzte sich der Vorrundenkader im wesentlichen aus Juniorenspielern und einigen Cracks der letzten Oberligasaison zusammen, die jedoch dort nicht unbedingt ihre Klassentauglichkeit unter Beweis gestellt hatten. Mit Fußball-Bundestrainer Jogi Löws Worten hätte man das Sommerteam der Roten Teufel mit Fug und Recht als „Perspektiv- und Ergänzungsspieler“ bezeichnen können. Sicherlich war die Regionalliga Hessen bei weitem nicht vergleichbar mit der Oberliga, sodass man schon darauf vertrauen konnte auch mit diesem Spielerstamm sich für die Aufstiegsrunde zu qualifiziere. Doch eines war unübersehbar: In dieser Saison herrschte keinerlei Aufbruchsstimmung unter den Fans, wie noch vor zwei Jahren, keine „Jetzt-erst-recht!“-Haltung. Mit David-Lee Paton (Reviewlöwen Oberhausen) und Illka Sandström (Tuuski Tuusula/FIN) fanden lediglich zwei wirklich neue Spieler den Weg an die Usa. Auf die Integration einheimischer Leistungsträger wie Steffen Michel oder Ingo Schwarz wartete man vergeblich - und das, obwohl sie nicht bei anderen Vereinen in der Pflicht standen. Ingo Schwarz wurde zwar lange als Torwart gehandelt, doch letztlich scheiterte seine Verpflichtung.

Bei Steffen Michel verstanden noch weniger Fans das Vorgehen der Verantwortlichen. Immer wieder beteuerte die sportliche Leitung, dass ein „Fuzzy“ Michel eine überaus wünschenswerte Verstärkung für den Club sei, sich seine finanziellen Forderungen aber nicht mit denen des Vereins decken würden. Steffen Michel hingegen versicherte hoch und heilig, nie auch nur von einem Vereinsvertreter über ein Engagement angesprochen worden zu sein, geschweige denn über ein Gehalt verhandelt zu haben.

Wie dem auch sei; der RT Bad Nauheim musste in der Saison 2006/2007 auf zwei seiner wertvollsten Stützen verzichten. Die Vorbereitungszeit spiegelte dies auch in den Resultaten wider. Von insgesamt 12 Begegnungen wurde nur ein einziges Match, das Heimspiel gegen Hügelsheim, siegreich abgeschlossen. In drei weiteren Treffen durfte man wenigstens mit einem Unentschieden das Eis verlassen, aber 2/3, nämlich acht Vorbereitungsspiele, gingen kräftig nach hinten los. Dabei hatte man, abgesehen von den Frankfurt Lions, nicht einmal gegen Übermannschaften gespielt, sondern allesamt gegen Regionalligisten anderer Verbände.

Spätestens jetzt war jedem klar, dass die Dominanz der letzten Regionalligasaison in dieser Runde nicht wiederholt werden konnte. Darmstadt sowie Lauterbach galten als durchaus ernstzunehmende Gegner. Neuwied, die mit ihrer neuformierten Truppe ebenfalls in der RL-Hessen antraten, stellte zudem ein unkalkulierbares Team dar. Wo würde man also nach Ende der Vorrunde landen? War einer der ersten beiden Plätze eine sichere Bank für die Roten Teufel? Nun, die ersten Wochen der Punktrunde mussten es zeigen.

Puh... man atmete schon etwas erleichtert auf, als sich herausstellte, dass man in Hessen – zumindest auf Regionalliga-Niveau - noch immer die Nummer eins war. In den ersten drei Spielen deklassierte man die Gegner jeweils zweistellig, bevor auch die vermeintlich schwersten Konkurrenten Lauterbach und Darmstadt geschlagen werden konnten. Zwar gab es dennoch eine Niederlage im Rückspiel in Lauterbach, doch änderte das nichts mehr an der Qualifikation zur gemeinsamen Aufstiegsrunde mit den Top-Vereinen aus Nordrhein Westfalen und Baden Württemberg. Die Roten Teufel setzten mit dem 20:2 Heimsieg gegen Wiesbaden noch ein Ausrufezeichen als Abschluss der Vorrunde und wurden allen Unkenrufen zum Trotz Meister der RL-Hessen.

Die aktiv partizipierende Eishockeygemeinde in Bad Nauheim war jedoch merklich geschrumpft. Nur wenige Besucher sahen sich die Spiele an, meist waren es lediglich 500 bis 700 Gäste, die sich im weiten Rund verloren. Für Regionalligaverhältnisse noch immer bemerkenswert viele Zuschauer gemessen an der Zuscherresonanz bei den anderen hessischen Konkurrenten - doch für Nauheimer Verhältnisse sicher nicht spektakulär. Der Elan der früheren Regionalligajahre war in den bisherigen Monaten nicht auszumachen. Kein „Sonderzug nach Bitburg“, keine „Fan-S-Bahn nach Frankfurt“, keine 2.700 Zuschauer zu Weihnachten…

Verständlich, denn es gab auch kaum Höhepunkte; weder spielerischer noch sonstiger Art. Einziger „Aufreger“ war die nach dem Spielende gegen den TSV Darmstadt abgefeuerte Rakete. Darmstädter Fans, wie schon in der vorhergehenden RL-Saison wurde wieder behauptet sie seien nicht der Eishockey- sonder der Fußballszene zuzuordnen, zielten absichtlich auf die gegenüberliegenden Zuschauerränge. Glücklicherweise blieb es bei dem Schrecken der wenigen Sitzplatzgäste und es wurde niemand verletzt. Wie diese Rakete ins Stadion gekommen war, muss man sich dennoch auf Nauheimer Seite fragen lassen, denn gerade gegen Darmstadt wurden verstärkt Sicherheitskräfte eingesetzt – erfolglos wie dieses Ereignis bewies.

2006 ging zu Ende und niemand war traurig darüber, dass auch diese Vorrunde ihren Abschluss fand. Mit Martin Flemming, Tobias Saßmannshausen, Jens Fischer und dem Finnen Illka Sandström verließen vier Cracks die Mannschaft der Roten Teufel. Nun, diese Abgänge konnte die Mannschaft verkraften zumal das Team inzwischen auch schon Verstärkung in Form des Rückkehrers Dennis Cardona und des aus Hannover kommenden Keven Gall erhalten hatte. Was viel mehr wog, war, dass rechtzeitig zur Aufstiegsrunde endlich die angekündigte GmbH installiert werden konnte. Mit ihr kamen gleich einige Überraschungen auf die Fangemeinde zu.

Wolfgang Kurz, ein Unternehmensberater, der in den letzten Jahren überhaupt erst sein Herz für das Eishockey entdeckt hatte, fungierte nun – und das überraschte doch viele – als Alleingesellschafter. Roger Nicolas hingegen hatte seinen Posten als sportlicher Leiter bereits wieder geräumt. Erneut war es nur eine kurze Zeitspanne, die er dem Vorstand der Roten Teufel angehörte.  A. V. (Anmerkung des Autors: Name wurde auf Wunsch der Person abgekürzt), ein mit 23 Jahren sehr junger Geschäftsführer, wurde Wolfgang Kurz zur Seite gestellt. Dazu gesellte sich ein Beirat bestehend aus zwei weiteren Personen: Harald Schüssler, Finanzexperte und langjähriger Sponsor sowie – und schon wieder eine kleine Überraschung – Christian Berger, der nun erstmals ganz offiziell in die Vorstandsetage aufgestiegen war.

Genug der Überraschungen? Nein... eine haben wir noch: Raymond Schüttke, die „Führungslegende“ der frühen 90er Jahre wurde als Berater bekanntgegeben. Mit diesen Personen sollte, so die Hoffnung der neuen Leitungsriege, Schwung in die GmbH kommen und der Oberligaaufstieg realisiert werden. Machbar? Nun ja... Raymond Schüttke, galt bei vielen Fans als ein Vorbote für die „Rückkehr der guten alten Zeit“ und wurde entsprechende im Forum willkommen geheißen. Leider beruhte es lediglich auf einem Missverständnis und Ray stand NICHT als Beirat zur Verfügung. Sicherlich nicht nur deshalb waren Zweifel am Oberligaaufstieg in vielen Köpfen, denn insgesamt gesehen war die Vorrundengruppe des Hessischen Eisportverbandes die qualitativ schwächstbesetzte Konkurrenz aus der sich nun die Relegationsrunde zusammensetzte. Ob der Hessenmeister den Wettbewerbern aus Baden Württemberg und Nordrhein Westfalen Paroli bieten könne, musste man abwarten.

 
 

Was Bad Nauheim zugute kam, war die Aufstiegsregelung. Denn neben dem Relegationsrunden-Meister durfte auch der bestplatzierteste Teilnehmer, der einem anderen Landesverband als der Meister angehörte, für die Oberliga melden. Was so kompliziert klang, kann auch in einfachen Worten ausgedrückt werden: Ging man davon aus, dass NRW den Meister stellte, dann kam es für Nauheim darauf an Hügelsheim und Mannheim hinter sich zu lassen. Theoretisch reichte also sogar der siebte Platz, vorausgesetzt vor den Teufel standen ausschließlich NRW-Clubs.

Um allen Eventualitäten vorzubauen griff die neue GmbH noch einmal in die Tasche und verpflichtete zwei Amerikaner für das Unternehmen Oberligaaufstieg. Stürmer Jeff Golby kam vom ESC Trier und Gabe Yeung aus Übersee. Harald Schüssler meinte denn auch: „Wenn wir es mit dieser Mannschaft und dieser Aufstiegsregelung nicht packen, dann müssen wir riesigen Pech haben!“

Die Darmstadt Stars waren der große Rivale und wollten den Roten Teufel den Titel der Hessenliga streitig machen. Doch sie zogen wie schon vor zwei Jahren den Kürzeren, durften jedoch als zweites hessisches Team mit in die Oberliga-Aufstiegsrunde gegen die NRW und Baden-Württemberg-Clubs.

 
 

Am 7. Januar 2007 begann die eigentliche Saison, denn alles Vorangegangene war größtenteils „Geplänkel“ das nicht immer etwas mit Eishockey im engeren Sinne zu tun hatte. Gleich zum Auftakt der Relegationsrunde zeigte der EC – endlich durften wir auch offiziell wieder ECN und nicht mehr RTN schreien, denn mit der GmbH war auch der alte Name zurückgekehrt – zwei Gesichter. 0:3 lagen die Roten Teufel in Grefrath bereits zurück als sie sich daran erinnerten, dass es hier nicht mehr hessisches Schmalspur-Eishockey sondern niveauvolleres Relegations-Hockey zu spielen galt. In Drittel 3 bogen sie mit etwas Glück aber auch viel Können das Spiel noch um. Der 4:3 Sieg entfachte, was man seit eineinhalb Jahren im Bad Nauheim vermisst hatte: eine gewisse Eishockey-Euphorie.

 
 

Er war der Shooting Star der Saison 2006/2007: Pascal Jessberger, einer der zuverlässigsten Verteidiger der Roten Teufel.  

Wer dachte nun komme der große Durchmarsch, der sah sich jedoch rasch wieder getäuscht. Das Spiel gegen Favorit Herne enthielt zwar viele gute Szenen und keiner der weit über 1000 Zuschauer war wirklich böse über die 5:10 Niederlage (auch wenn diese um einige Tore zu hoch ausfiel), doch im zweiten Heimspiel gab es den Absturz. Die 1B aus Iserlohn führte eine recht hilflose Teufelstruppe vor und gewann verdient mit 2:3. So schnell wie die (kleine) Euphorie aufgekeimt war, war sie auch wieder verflogen, denn selbst in Dinslaken verlor Bad Nauheim mit 1:3. Waren denn schon hier alle Träume vom Aufstieg ausgeträumt?

Zum Glück nicht! Denn es folgte eine überraschend starke Serie von 7 Spielen, in denen allesamt gepunktet wurde. Die meisten Zähler holte man sogar in der Fremde; darunter das Auswärtsspiel beim Rundenprimus Herne. Nauheim katapultierte sich hoch in die Playoff-Ränge und ließ sich nicht mehr aus ihnen verdrängen. Selbst die Aberkennung des 4:3-Sieges in Mannheim brachte sie nicht ins Wanken. Der EC hatte es dummerweise versäumt rechtzeitig die Spielgenehmigung für Gabe Yeung zu verlängern und musste so die mit ihm nach Penaltyschießen schwer erkämpften zwei Punkte wieder abgeben. Ein Fauxpas, der wie von offizieller Seite betont zwar nicht ursächlich aber immerhin zeitlich in direkter Verbindung mit der Vertragsauflösung des jungen Geschäftsführers stand. A. V. bat selbst um Beendigung seines Kontrakts und wurde durch den neuen Geschäftsführer Michael Rother ausgetauscht.

Und noch ein Missgeschick unterlief dem Teufelsteam, diesmal auf sportlichem Sektor: Am letzten Spieltag versäumte man es Rang Zwei von den zwei Punkte besser platzierten, aber spielfreien Neussern zu erobern. In Troisdorf, einer vor Wochenfrist im CKS noch recht bieder aufgetretenen Mannschaft, musste man mit 5:2 die Segel streichen.

 
 

Dennoch standen die Aufstiegschancen nicht schlecht. Mit Hügelsheim (Platz Vier) aus dem Baden Württembergischen Verband war nur noch ein Konkurrent unter den vier Playoff-Teams. Und diese hatten das zweifellos schwerere Los. Gegen Herne (Platz Eins) antreten zu müssen, hieß einen Gegner zu haben, der nicht ein einziges Spiel in der gesamten Saison abgegeben hatte. Bad Nauheim (Platz Drei) durfte Neuss (Platz Zwei) bereits zweimal in der Relegation schlagen. So war man sehr optimistisch. Sollte Herne sich erwartungsgemäß gegen Hügelsheim durchsetzen, wäre der Aufstieg sowieso geschafft, egal wie man sich selbst aus der Affäre ziehen würde.

 
 

Am ersten Playoff-Tag aber gab es lange Gesichter im Kurpark. Neuss schaffte mit 4:3 einen Auswärtssieg und in Hügelsheim stand es lange Zeit 2:0 für die Hornets. Doch noch mal Probleme in Bad Nauheim? Mitnichten, denn Hügelsheim unterlag auch noch zuhause und im entscheidenden Sonntagsmatch brachte der EC alles in trockene Tücher. Obwohl die Hornets mit 8:4 unterlagen, bäumten sich die Teufel in Neuss noch einmal auf. Mit 7:3 holte man souverän doch noch Platz zwei und die Qualifikation für die Oberliga. Hatte man nach der Heimspielniederlage noch vorsorglich Protest gegen die Wertung eingelegt, - ein aktiver Darmstädter Spieler hatte nämlich als Schiedsrichter fungiert, was die Statuten jedoch klipp und klar untersagten -, so wurde dieser nun widerrufen und erstmals seit jener denkwürdigen Serie 1999 gegen Essen durfte eine Bad Nauheimer Eishockeymannschaft wieder ein Finale bestreiten – wenn auch zugegebenermaßen auf sportlich niederem Level.

Am 30. März 2007 schwappte endlich wieder einmal so etwas wie Eishockeyeuphorie durch das CKS. Mit mehreren Bussen reisten hunderte Herner Fans an und füllten mit weit über 2000 Nauheimer Anhänger die Ränge um das Eisoval.

Gabe Yeung – Enfant Terrible beim ECN

 
 

Die ganze Kurve, getaucht in eine Meer von Wunderkerzen, intonieret die deutsche Nationalhymne vor Beginn des Spiels. Selbst den hartgesottensten Eishockeybegeisterten ließ diese Atmosphäre einen  wohligen Schauer über den Rücken laufen. Das Spiel selbst zeigte technisch überlegener Herner und kämpferisch aufopferungsvoll kämpfende Rote Teufel. Das 5:6 für die Herner EG war ein gerechtes Ergebnis und ließ zudem auch die Nauheimer Fangemeinde noch von einem erfolgreichen Kampf um die Meisterkrone träumen. Ein Traum, der sich jedoch nicht erfüllte. Mit 6:3 verloren die Roten Teufel am Gysenberg und überließen nicht nur den Titel der Herner EG sondern auch die Genugtuung eine Saison ohne eine einzige Niederlage gespielt zu haben. Auch von dieser Stelle dazu einen herzlichen Glückwunsch.

 
 
 
 

Konstant gut in dieser Saison: Jan Barta!

 

Konstant schwach in dieser Liga: die Schiris!

 
 

Doch braucht sich Bad Nauheim ob dieser verpassten Meisterschaft keineswegs zu grämen. So Die verhalten die Saison 2006/2007 auch gestartet war, sie wusste sich mit zunehmendem Verlauf mehr und mehr zu steigern. Letztlich endete diese Runde mit einem anfangs nie für möglich gehaltenem zweiten Platz in der Relegation und eröffnete gute Perspektiven für die nähere Zukunft. Die Hoffnung nach drei recht bedeutungslosen Jahren endlich wieder in die Phalanx der gehobenen deutschen Eishockeyclub vorzudringen hat eine berechtige Grundlage erhalten. Drücken wir die Daumen, dass es gelingt sich in der kommenden Saison in der Oberliga gut aus der Affäre zu ziehen.

Auf einen guten Sommer - und einen noch besseren Winter 2007/2008 …

 
 

12. April 2007

 
 
 
 
 
 

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