Tecks Spielwiese

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2011/2012

Saisonchroniken > 2010er Jahre
 

Derbysieger, Derbysieger  - hey!

 
 

Ein Sommer voller grenzenloser Euphorie läutete die neue Saison ein. Bereits im Frühjahr begann der Hype als bekannt wurde, dass Markus Keller und Tobi Schwab wieder die Schlittschuhe für den EC Bad Nauheim schnüren würden. Gleichzeitig bekannte Lanny Gare freimütig, für ihn sei der Aufstieg in die zweite Liga noch eine „unerfüllte Mission", ohne die er den Club unmöglich verlassen könne. Wow - da bekannte sich einer kompromisslos zum kurstädtischen Eishockey! Genau solche Spieler wollen die Fans!!! Und ein Sahnehäubchen kam noch oben drauf, denn Lanny sollte einen deutschen Pass erhalten und somit das Ausländerkontingent nicht mehr belasten. Einfach Super! Lanny Gare als Deutscher beim EC - wer hätte damit noch nach dem letzten Playoff-Aus gerechnet?

Auch die Neuverpflichtungen schlugen ein wie eine Bombe: Kevin Lavallee, Publikumsliebling und Scorergarant, kam zurück. Mit Dylan Stanley (Texas Brahmas), noch gut aus den Aufstiegsspielen gegen Rosenheim bekannt, Michel Maaßen (EV Landsberg) und Janne Kujala (Duisburg) wurden weitere Topscorer verpflichtet. Was für ein Sturm!!! OK, „Piwo" folge dem Lockruf des Geldes, wanderte nach Selb ab und Alex Althenn, Marvin Bauscher sowie Jan Barta gingen sogar zu den ungeliebten Löwen nach Frankfurt. Das war für die meisten Fans schade, doch angesichts der neuverpflichteten Hochkaräter zu verschmerzen.

 
 

Zwei der Hoffnungsträger dieser Saison: Rückkehrer Kevin Lavallee und Neu-Deutscher Lanny Gare. (Foto: Chuc)

In der Verteidigung verzeichnete man 2 Abgänge: Oliver Bernhard und Patrick Gruber. Neu kamen Daniel Ketter (Freiburger Wölfe), sowie die beiden Youngsters Maximilian Pohl (Hannover Indians) und Dominik Börngen aus der Juniorenmannschaft. Keine Frage, der EC Bad Nauheim hatte seinen Kader gezielt verstärkt.

Die Konkurrenz der Saison 2011/2012 blieb dagegen lange Zeit eine ausgesprochene Wundertüte. Weder Teilnehmerzahl noch Spielmodus waren klar; ganz zu schweigen wie stark die anderen Clubs besetzt sein würden? In der Wetterau freute man sich auf den Aufsteiger aus Frankfurter. Nach einem viertel Jahrhundert sollte es endlich wieder einmal ein echtes Derby geben, das war jedenfalls sicher. Und dass die Löwen richtig aufrüsten würden, wurde auch allenthalben spekuliert. Aber sonst? OK - Dortmund und Duisburg hatten die meisten nicht abgeschrieben, doch wer sonst sollte Nauheim die Stirn bieten? Brauchte man überhaupt einen solch starken Kader oder waren es „verschwendete Ressourcen", die die GmbH hier in das Team investierte?

 
 

Eine Ligentagung im Sommer sollte Klarheit bringen. Neben den arrivierten West-Oberligisten wurden auch die Regionalligisten Krefeld, Herford und Netphen eingeladen; selbst Hessenligameister Kassel durfte dabei sein. Der Landesverband NRW hatte die Oberligateilnahme praktisch als Wunschkonzert eröffnet. Nicht nur jeder der wollte war eingeladen mitzumischen, einige - wie der EHC Netphen - wurden sogar bedrängt einzusteigen. Das Dutzend wollte der LV NRW unbedingt vollmachen. Eigentlich hätte das lange Gesichter hervorrufen müssen, denn wie auch immer die „Underdogs" aufrüsten würden, sie versprachen schlichtweg potentielles Kanonenfutter in einer weiter verwässerten Oberliga West zu sein.

Das galt jedoch nicht für die Kassel Huskies. Zunächst hatten sie kategorisch abgelehnt eine ganze Liga zu überspringen. Aber nachdem man sich in Nordhessen lange genug geziert hatte, wurde nun doch die OL proklamiert. Und wie! Man ging sogleich in die Vollen. Aus der 2. Liga holte man den 40jährigen Petr Sikora und Routinier Sven Valenti (36 Jahre). Selbst in der DEL wurden Neu-Huskies rekrutiert. Nationalspieler Manuel Klinge wechselte von Mannheim an die Fulda. Der Husky-Schlitten wurde mit großzügigen finanziellen Mitteln erheblich getunt. Urplötzlich war bei den Nordhessen richtig Musik im Team… Für manche Kenner der Szene avancierten die Huskies sogar zum Favorit für den Aufstieg.

In Bad Nauheim sah man es gelassen. Wann hatte es das zuletzt gegeben? Gleich zwei hessische Konkurrenten in der Liga. Da konnte man doch diesmal auch sportlich beweisen, dass man die Nummer eins im Hessenlande ist. Dass dem so war bezweifelten die Fans nicht im Geringsten. Blöd war nur der Spielmodus, den man sich auf der Ligentagung ausdachte. Gleich 4 Abschnitte waren erfolgreich zu absolvieren, wollte man den Aufstieg realisieren. 12 Teilnehmer sollten bis zum Jahresende den Oberliga-West Meister ausspielen. Die Plätze 1 bis 8 berechtigten zur Teilnahme an einer Zwischenrunde, bei der erneut 4 Westclubs sich für die Endrunde gegen die jeweils 2 besten Nord- und Ost-Vereinen qualifizieren mussten. Soweit war ja alles noch ganz OK. Doch dann wurde bekannt, dass zum Jahresbeginn die Zwischenrunde wieder bei Null beginnen sollte. Alle in der Vorrunde erzielten Punkte und Tore würden gelöscht und sollten somit nichts als Makulatur sein. Damit war schon zu Beginn der Saison klar, dass es nur für 3 bis 4 Vereine wirklich um eine sportliche Herausforderung in der Vorrunde geben würde. Dortmund, Duisburg, Frankfurt, Kassel und Bad Nauheim erwartete nichts als eine sehr ausgedehnte Vorbereitungsrunde auf eine späte, dann aber heftige, Saison.

Mit Blick auf die Zuschauerresonanz, grummelte es da mächtig in den Mägen mancher Verantwortlicher. Ob sich unter solchen Bedingungen die gut besetzten Spielerkader wirtschaftlich rechnen würden? Gut möglich, dass der eine oder andere Club bis zum Start der „echten Saison" schon ziemlich miese Zuschauerzahlen zu beklagen haben würden. Doch hatten sich die „Großen" dies selbst zuzuschreiben. Auf der Ligentagen hatten sie allesamt schlichtweg gepennt, als eine Punktemitnahme zugunsten der Kleinen verworfen wurde. Nachträgliches Lamentieren nutzte nichts mehr, denn beschlossen war beschlossen!

Bad Nauheim hatte – fast schon traditionsgemäß dank einer späten Eisbereitung – eine verdammt kurze Vorbereitungszeit. Außer dem Pokalsieg gegen Piwos neuem Club Selb (5:3 im CKS) gestaltete sich der Erfolg hier nur mittelprächtig. Gegen Duisburg hatte man sogar eine sang- und klanglose 7:0-Klatsche hinnehmen müssen. Autsch, das tat schon ein wenig weh! Viele fragten sich was mit dem euphorisch gefeierten Traumsturm los war. Anfangsschwierigkeiten? - Oder musste man gar Schlimmes befürchten zumal in der Wetterau noch immer sehnlich auf den deutschen Pass von Lanny Gare gewartet wurde. Das Einbürgerungsverfahren zog sich schon den ganzen Sommer hin und zum Saisonstart war noch kein Ende abzusehen. Für Fred Carrol bedeutete dies immer auf einen der 3 Topspieler Lavallee, Stanley oder Gare verzichten zu müssen.

So ging es dann endlich am letzten Septembertag los. Für die hessischen Vertreter begann die Runde mit einem Hammerauftakt. Vorjahresmeister Dortmund gastierte im nun auch nach außen hin neu renovierten CKS und Frankfurt startete gegen die Huskies aus Kassel. Auch wenn es angesichts des Modus nur um „Spaßpunkte" ging, beide Spiele wurden in der Region mit großer Vorfreude erwartet.

Knapp 1400 Zuschauer wurden zum Auftakt von ihren Roten Teufel mit einer 2:5 Heimniederlage gegen die Elche enttäuscht. Dylan Stanley saß auf der Tribüne und sah einen mäßigen EC und einen zu diesem Zeitpunkt erschreckend unauffälligen Kevin Lavallee. Doch schon am Sonntag zum Rückspiel in Dortmund rückte man die Welt wieder gerade. Diesmal behielten die Rot-Weißen mit 4:2 die Oberhand. Frankfurt bekam übrigens auch gleich am ersten Spieltag seine Lektion: Mit 2:3 gewannen die Schlittenhunde am Main, bekamen aber am grünen Tisch die Punkte wieder aberkannt. So richtig prickeln wollte der Saisonauftakt also in keinem hessischen Lager. Schon gar nicht in der Kurstadt, denn auch das zweite Heimspiel wurde mit 2:4 vergeigt. Diesmal gegen Hamm, die man auch heuer eigentlich gar nicht auf der Liste hatte. Als auch am folgenden Wochenende in Duisburg wieder verloren wurde (7:3), stiegen die ersten stillen Dankgebete zum Himmel, dass der „weitsichtige" Landesverband eine Punktestreichung zum Zwischenrundenstart 2012 beschlossen hatte. In der Tabelle rutschen die Roten Teufel nach dem 5. Spieltag gar aus den Top-8 und standen im unteren Mittelfeld. Doch was das rotweiße Fanherz noch viel mehr schmerzte, sie rangierten hinter den beiden anderen Hessen-Clubs. Das hatte zwar auch mit der Tabellenverzerrung zu tun (trotz einer graden Anzahl von Clubs bekam der LV NRW fast nie einen kompletten Spieltag gebacken), aber soooo doll waren die sportlichen Leistungen der Rothemden auch nicht.

Ärgerlich: Noch immer wartete Lanny Gare auf seinen Pass. Der kam erst just vor dem Spieltag, als Dylan Stanley, der bis dato herausragende Ausländer im Teufelsteam, einen Knöchelbruch erlitt. Ausgerechnet Kevin Lavallee hatte ihm im Training mit einem Schlagschuss den Fuß zertrümmert. War das nicht zum Heulen? Endlich konnte Lanny uneingeschränkt eingesetzt werden, da zog Dylan längerfristig ins Lazarett um. Doch hatten sich die Roten Teufel endlich gefangen. Seit der 7:3 Pleite in Duisburg am 14. Oktober wurde die Vokabel „Niederlage" komplett aus dem Sprachgebrauch des heimischen Eishockey Clubs gestrichen. Die Kurstädter setzten zu einer grandiosen Siegesserie an und verloren in der Vorrunde kein einziges Pflichtspiel mehr. In Zahlen ausgedrückt hieß dies 17(!) Punktspiele hintereinander ungeschlagen. (Dahinter kann man wahrlich ein Ausrufezeichen setzten!)

Maßgeblichen Anteil hatte jetzt auch Kevin Lavallee. Im Herbst verzeichnete er eine wahre Leistungsexplosion und ließ bei jeder x-beliebigen Nennung seines Namens die Fans verzückt in La-La-Lavallee-Rufe ausbrechen. Am 28. Oktober kam es mit dem Heimspiel gegen Frankfurt zum ersten Saison-Highlight. Was hatten die Fans auf diesen Tag hingefiebert! Selbstredend war das Stadion schon Tage vor dem Spiel ratzebutz ausverkauft. Seit dem legendären Endspiel um die Zweitligameisterschaft gegen den EHC Essen West im Jahre 1999, konnte man wieder einmal ein „Ausverkauft"-Schild ins Kassenhäuschen hängen. So groß die Vorfreude war, so groß war auch der Jubel nach einem (zugegebenermaßen nur mittelmäßigen) Spiel beim 4:1-Sieg der Roten Teufel gegen die Löwen.

 
 

Und Nauheim marschierte weiter. Gegen den Underdog aus Herford stellten die Teufel einen neuen Saisonrekord in der OL West auf: Mit 22:2 verprügelten sie die hoffnungslos überforderten Westfalen nach Strich und Faden. Im Achtelfinale des DEB-Pokal warf man nach einer sehenswert guten Leistung sogar den Drittplazierten der 2. Liga, die Lausitzer Füchse, aus dem Wettbewerb. Was für eine Dramatik in diesem Match: Nach einer 2:0-Führung schienen die Teufel im letzten Drittel das Spiel noch aus der Hand zu geben. Die Sachsen hatten mit einem Doppelschlag kurz vor Spielende (58. und 59. Minute) das 2:1 in ein 2:3 gedreht. Als keiner mehr mit dem Nauheimer Ausgleich rechnete, hämmerte Tobi Schwab 40 Sekunden vor Schluss doch noch den Puck in die Maschen und setzte damit neue Kräfte frei. Nun zeigten sich die neuen Qualitäten des ECs. Resignieren galt nicht! Hinten stand mit Markus Keller ein Hexer im Drahtgehäuse, vor ihn eine grundsolide Abwehr und vorne glänzten 3 sehr starke Sturmreihen, die immer wieder durch eine keineswegs chancenlose 4. Reihe entlastet werden konnten.

Ein Bild mit Symbolcharakter – zumindest in dieser Saisonphase: Nauheim oben auf, die Löwen aus Frankfurt am Boden. (Foto: Webseite ECN)


 
 

Wann immer man dacht das war’s, konnten Nauheimer Kampfgeist und Einsatzwillen die Kohlen wieder aus dem Feuer reißen. So auch an diesem Abend. In der Overtime startete Kevin Lavallee einen seiner legendären Sololäufe und ließ das altehrwürdige CKS in den Grundfesten erschüttern. Das 4:3 gegen Weißwasser setzte ein klares Zeichen.

Auch in der Liga gab es noch Glanzpunkte zu verzeichnen. In Kassel beispielsweise stieg ebenfalls ein dramatisches und hochklassisches Match. Nauheim legte vier Mal vor, doch Kassel konnte immer wieder ausgleichen. 5:5 stand es nach 60 Minuten was auch nach der Verlängerung noch Bestand hatte. So musste ein Penaltyschießen her, wo Schwab und Gare den Sack für die Rot-Weißen zumachten. 5300 Zuschauer hatten den Krimi live miterlebt, hunderte am Fan-Radio mitgezittert. Noch einmal knappe 2000 Fans mehr, nämlich 7000 Besucher sahen das nächste Hessenderby. Bad Nauheim trat, begleitet von gut 1000 Wetterauer Schlachtenbummler, in der Eishalle am Ratsweg an und besiegte die Löwen mit 2:1. Schmerzlich vermisst wurde in diesem Spiel Goalgetter Lavallee, den der Kasseler(!) Referee (kein Scherz; einer der beiden Hauptschiedsrichter in Kassel kam in der Tat aus Kassel. Es lebe die Weitsicht des LV NRW!!!) mit einer 5 Minuten plus Spieldauer-Strafe belegt hatte. Dennoch war der EC in so blendender Form, dass auch ein solches Handicap weggesteckt werden konnte.

Am Weihnachtswochenende 2011 kehrte Dylan Stanley endlich zurück ins Team. Erstmals in der Saison war also die komplette Mannschaft spielberechtigt, respektive spielfähig. Genau rechtzeitig, denn am 2. Weihnachtsfeiertag stand das letzte Vorrunden-Derby an, ein Heimspiel gegen die Kassel Huskies. Und wieder war die Hütte voll bis unters Dach. Es fehlten nur 100 Karten um erneut ausverkauft zu vermelden. Wenn man bedenkt, dass es diesmal wirklich nur um „Spaßpunkte" ging, eine bemerkenswerte Zuschauerzahl. Theoretisch hätte es zwar noch zum Meistertitel reichen können, doch dafür hätten die Frankfurter Löwen in Dortmund siegen müssen. Den Gefallen taten sie den Roten Teufeln jedoch nicht, die ihrerseits Kassel mit 4:3 in Schach hielten. Somit fuhr der EC zum Jahresende die Vizemeisterschaft der West-OL ein; ein ebenso brotloser Titel wie der Meistertitel selbst. Genau diesen hatte man ganz eindeutig am 7. Oktober, dem 3. Spieltag, zuhause gegen Hamm versemmelt. Wären diese Punkte auf der Habenseite gelandet, hätten die Elche das Nachsehen gehabt.

 
 


Der Pechvogel der Saison. Dylan Stanley fiel lange Zeit aus und laborierte auch nach seiner Rückkehr an dem Fußbruch. Dennoch war er einer der wertvollsten Spieler. (Foto: Chuc)


Aber was soll’s. Einige „Titel und Rekorde" konnte der EC sich dennoch ans Revers heften: So schossen die Teufel die meisten Tore und kassierten die wenigsten Gegentreffer. Kevin Lavallee wurde mit 66 Punkten und 32 Toren sowohl Top Scorer als auch Torschützenkönig der Liga. Sie holten den höchsten Ligasieg, legten die längste Siegesserie hin. Dass Markus Keller den beste Goalie der Oberliga stellte, braucht man gar nicht erst zu erwähnen. Nauheim gewann so neben bei auch alle 4 Derbyspiele gegen die hessischen Kontrahenten und bewies eindrucksvoll, wo in Hessen das beste Eishockey gespielt wird! Nur in der Zuschauerstatistik lag der EC deutlich hinter Kassel (4013) und Frankfurt (3993). Dennoch - mit einem offiziellen Schnitt von 1694 Besuchern pro Spiel, konnte man zum Jahreswechsel in Bad Nauheim stolz die Sektkorken knallen lassen. Verglichen mit den Zahlen der letztjährigen Vorrunde (1018) war dies eine Steigerung von gut 66% und bedeutete Platz 3 in dem Klassement. Natürlich hatte man dies den beiden Derbys und dem Spiel gegen Königsborn zu verdanken, welches erstmals komplett kostenlos von allen Interessierten besucht werden konnte. Die Sponsoren des ECs hatten diesen Event ermöglicht und somit für ein echtes Novum im badestädtischen Eishockey gesorgt. Wenn diese Entwicklung kein Anlass zur Freude war…

 
 

*

Alles zurück auf Null! Neues Jahr, neuer Anfang, und es startet wie das alte aufhörte: mit Siegen für den EC. Am 3. Spieltag war Bad Nauheim zu Gast bei den Elchen in Dortmund. Wie schon Königsborn verbot leider auch die Meisterstadt eine Übertragung durch Marcel Bohls & Marcus Dönges’  Fanradio. Kurz vor Spielbeginn kam die erste Hiobsbotschaft: Lanny Gare saß heute nicht auf der Bank, sondern auf der Latrine! Er hatte - wie man erfuhr - eine Magen-Darm-Verstimmung. Mist!!! Ein Blick auf den Kalender verriet: Freitag, der 13.! Und so kam es wie es kommen musste. Die Teufel verloren mit 6:3 seit dem 14. Oktober erstmals wieder ein Match. Die Fans zuhause bekamen die schlechte Nachricht nur scheibchenweise im Forum gepostet, denn neben dem Fan-Radio fiel auch gleich noch der offizielle Oberliga-West-Ticker aus. Tja, Freitag der 13. eben!

Sollte es im EC-Fan-Lager wirkliche einen Pessimisten gegeben haben, der nach dieser Niederlage in Dortmund einen Einbruch befürchtete, so lag er zum Glück daneben. Sofort am Sonntag siegten die Teufel wieder in einem Hessenderby gegen die Huskies. Derby Nr. 5, Derbysieg Nr. 5! Kassel machte es uns aber auch recht einfach. Abgesehen von starken 5 Minuten zu Beginn dominierte der EC nach Belieben. Ein echter „Schenkelklopfer" das Tor zum 6:2 für die Rot-Weißen: Die beiden Hauptschiedsrichter hatten eine Strafe gegen Nauheim angezeigt und Kassels Torwart stürmte zugunsten eines 6. Feldspielers vom Eis. Die Nordhessen setzten sich auch erfolgreich im Nauheimer Drittel fest, doch verpasste ein gut gemeinter Rückpass seinen Adressaten. Statt eines fetten Schlagschuss von der blauen Linie trudelte die Scheibe stattdessen zielstrebig über die gesamte Eisfläche, direkt ins verwaise Kasseler Gehäuse. Ein wunderschönes Empty Net Goal – und ein klassisches Eigentor! Da es dieses im Eishockey offiziell jedoch nicht gibt, bekam André Mangold seinen ersten Saisontreffer gutgeschrieben (bevor er sich dann brav auf die Strafbank setzte).

Lanny Gare fehlte in diesem Spiel leider noch immer. Obwohl noch lange hin bis zum 1. April, kam ein schlechter Scherz in Umlauf: Lanny sei nicht wirklich krank, sondern wechsele in die DEL! Doch bevor der Schreck zum Schock werden konnte, entkräftete Gare das Hirngespinst vor laufender Kamera auf seine ganz eigene Art: „Nee, nee, nee, nee das is für die Zeitung. Ich bin Nauheimer!" Sagts und schnürte die Schlittschuhe wieder für den EC.

Schon eine Woche später ging auch Hessenderby Nr. 6 eindeutig an Bad Nauheim. Diesmal unterstrichen die Teufel in Frankfurt mit einem völlig verdienten 4:2-Sieg, dass sie zurzeit die unumstrittene Nummer 1 in Hessen sind. Wie stark den Frankfurter Fans diese Niederlage auf den Magen drückte, konnte man kurz darauf im Löwenforum lesen. Ar(g/sch) gefrustet schrieb ein Fan folgende Zeilen:

 
 
 

Die Spieler sollten sich lieber den Arsch aufreißen, statt ihn zusammenzukneifen. Zudem sollten Beddoes und der Co-Trainager endlich ihren jeweils eigenen Arsch in Bewegung setzen und diesem „blutleeren Team" mehr Feuer unter den Ärschen machen und weniger Puderzucker in die selbigen blasen. Sollten diese Maßnahmen allerdings keinen Erfolg haben, können sich die beiden sportlichen Leiter immer noch in den Arsch beißen. Dann allerdings wäre für die meisten Cracks der Arsch endgültig ab und sie dürften rechtzeitig zum Frühlingsbeginn wieder dahin zurückkehren wo sie herkamen - an den Arsch der Welt. Es wird sich eine nicht unerhebliche Anzahl an sog. Perspektivspielern verabschieden müssen - ersetzt durch gestandene Kerle, die vor allem einen Arsch in der Hose haben. Auch wünsche ich mir, dass zukünftig keine wochenlangen chemischen und philosophischen Weicheier-Tests mehr durchgeführt, sondern Cracks verpflichtet werden, deren Ärsche wirklich auf den Löwen-Eimer passen. Wenn nicht, dann könnte das eintreten, was viele „Fans" für diesen Fall bereits jetzt mehr oder minder ankündigen: „Die nächste Saison geht mir dann am Arsch vorbei" oder „Ich kauf’ mir keine Dauerkarte mehr, die können sich die Löwen ab sofort in den Arsch stecken". Sollten diese Drohgebärden tatsächlich von vielen umgesetzt werden, dann könnten Bresagk & Co in der kommenden Spielzeit finanziell eventuell auf den Arsch fallen.

Also, wir alle sollten uns nicht länger verarschen lassen und dem Team zu Spielbeginn gegen Kassel einfach mal symbolisch die Arschkarte zeigen und uns für ein paar Minuten vom Spielgeschehen abwenden. Danach sollten wir aber schleunigst den Arsch hochbekommen und das Team bedingungslos anfeuern - es ist ja schließlich ein „Derby". Sollte Letzteres dann für den Arsch sein, bleibt uns ja noch die „1b", die wir unterstützen und uns dabei auf dem Außenring den Arsch abfrieren können, denn ich möchte mir nicht auch noch selbst in den Arsch treten, indem ich überhaupt kein Frankfurter Eishockey mehr gucke ...

Wem meine Ausführungen zu derb sind, dem kann ich nur sagen: LMAA, ich habe damit nicht angefangen.

Liebe Grüße!
Euer Arsch mit Ohren, der ziemlich am Arsch ist und dem das Mittagessen wie Arsch und Friedrich schmeckte - Himmel, Arsch und Zwirn!

 
 

Durch diesen Sieg und der gleichzeitigen Niederlage Dortmunds in Duisburg sprang der EC auf die „Pole Position" der Tabelle und verwies Meister Dortmund auf den 2. Platz. In dieser Konstellation fand eine Woche später ein wohl denkwürdiges Match im CKS statt. Der EC empfing als leichter Favorit die Elche. Viele rechneten schon nach und glaubten mit einem Sieg sei die Qualifikation für die Endrunde bereits so gut wie sicher. Doch schon nach wenigen Spielminuten rieben sich die Teufelfans verwundert die Augen. Dortmund dominierte fast nach Belieben. 2:1 stand es nach dem ersten Drittel, 3:1 nach dem 2. Drittel und mit Beginn des letzten Abschnitts fiel gar das 4:1 für den Club aus dem Westen. Keiner setzte mehr einen Cent auf Rot-Weiß als diese doch noch zurückschlugen. Mit 5 Toren in 15 Minuten fegte Nauheim den Rückstand weg und drehte ein sicher verloren geglaubtes Spiel noch in einen glatten Sieg. Wie gesagt: Resignation ist in dieser Saison kein Thema! Das Stadion glich einem Tollhaus nach der Schlusssirene. Mit dieser Moral und diesem Willen würde es jedes Team schwer haben die Kurstädter zu besiegen – so der klare Tenor in Presse, Fangemeinde und Clubführung.

Dennis Cardona  hat gegen die Elche aus Dortmund zugeschlagen. Die dritte Reihe mit Matthias Baldy, Dennis Cardona und Jannik Striepeke hatte gegen Ende der Saison ihr Hoch; ganz im Gegenteil zum Rest der Mannschaft. (Foto: Chuc)

 
 

Leider schlug ein Grippevirus im Team zu und schwächte die Mannschaft zusehends. So ging das nächste Spiel in Duisburg ziemlich glatt mit 6:3 verloren und plötzlich standen mit Bad Nauheim, Dortmund und Duisburg gleich 3 Mannschaften punktgleich auf den Plätzen 1 bis 3. In den Folgepartien begann Dortmund am heftigsten zu schwächeln. Bis zum Ende der Zwischenrunde rutschten sie auf Platz vier. Bad Nauheim verlor in Folge zwar auch immer mehr an spielerischem Glanz, behauptete sich aber und schloss die Runde auf der Spitzenposition ab. Gegen Frankfurt wurde bei fast ausverkauftem Haus auch das vierte Rhein-Main-Derby mit 5:3 gewonnen, doch fehlte diesem Spiel der Esprit und die Stimmung der anderen Derbys. Hessens selbsternanntes „Eishockey-Herz" (Löwen Slogan der Saison: „Hier schlägt Hessens Eishockey-Herz!") verlor durch diese Niederlage nicht nur die letzte Chance zur Endrundenteilnahme, sondern auch das letzte seiner Hessenderbys. Kein einziges Match konnten die Mainstädter in dieser Saison gegen einen hessischen Kontrahenten für sich entscheiden, was Mannschaft, Fans und Management komplett angefressen stimmte. Bad Nauheim, Duisburg, Kassel und Dortmund durften sich hingegen noch auf eine weitere, aufregende Saison freuen.

Am Fastnachtsonntag traten die Teufel noch einmal eine Reise nach Kassel an. Der Ausgang des letzten Spiels dieser Runde war sportlich völlig belanglos - den Kurstädtern war weder Platz eins noch der imageträchtige Titel „Nummer 1 in Hessen" streitig zu machen und auch an der Zusammensetzung der kommenden Endrunde gegen die Nord- und Ost-Clubs konnte das Ergebnis nicht mehr ändern - doch Derby bleibt Derby. Den 3:2 Sieg der Rot-Weißen neideten die Kasseler den Kurstädtern auf das heftigste. Kassels Starverteidiger Valenti lieferte sich mit Lavallee einen Zweikampf an der Bande, verdrehte sich dabei das Knie und zog sich einen Bänderriss zu. Zuvor hatte sich Kassels spektakulärer Neueinkauf aus der ersten slowakischen Liga, Marek Vorel, bei einem harten aber regelkonformen Check durch Daniel Ketter das Schultereckgelenk gesprengt. Für beide Spieler war durch diese unglücklichen Spielsituationen die Saison beendet. Diese Tatsache sorgte für sehr unschöne Wortwechsel zwischen Fans und Offiziellen beider Clubs. Kassel bezichtigte Bad Nauheim während der Pressekonferenz die Leistungsträger absichtlich „kaputt gefahren" zu haben und setzte noch eine bösartige Behauptung obendrauf: Ein Nauheimer Spieler sollte nach Spiel gar ein Kind mit dem Schläger geschlagen haben, worauf dieses von der Tribüne stürzte und ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Zum Glück änderten die Kasseler Verantwortlichen nach Sichtung der Videos noch ihre Meinung und veröffentlichten zusammen mit dem EC Bad Nauheim eine gemeinsame Erklärung, bei der sie die unsportlichen Vorwürfe ausräumten.
Nun ja, man war in Nordhessen eben nicht weniger gefrustet als am Main, dass die Kurstädter die 8 Hessenderbys allesamt für sich entschieden hatten. Und genau dies stand unter dem Strich nach der Zwischenrunde zu Buche: 8 von 8 Derbys gewonnen; auch in dieser Runde die meisten Tore erzielt und die wenigsten Treffer zugelassen; Platz 1 bei den „Besten aus dem Westen"… wer wollte da aus Nauheimer Sicht noch meckern. Und doch taten es einige. Im Fan-Forum wurde in den letzten Tagen schon heftig diskutiert, warum der spielerische Glanz abhanden gekommen sei, warum einige Spieler nach Spielende nicht zur Ehrenrunde aufliefen und ob es stimme, dass fremde Vereine bereits ihre Angeln nach den Leistungsträgern ausgeworfen hätten…

So langsam näherte sich der Höhepunkt der Saison, die Playoffs. Da verstummten diese Diskussionen zu Glück wieder, denn nur die (lächerliche!?) Endrunde mit den Nord- und Ostclubs musste noch überstanden werden, bevor es endlich um den Aufstieg ging. Nach dem „Spaziergang" im letzten Jahr erwartete man im Bad Nauheimer Fanlager nichts weniger als einen erneuten ersten Platz gegen Rostock, Leipzig und Dortmund. Doch gleich der Auftakt in Leipzig ging voll daneben. Trotz einer 4:2 Führung mussten die Teufel noch ins Penaltyschießen und unterlagen dort völlig unerwartet mit 5:4.  Das tat richtig weh und man gelobte keinen Gegner mehr zu unterschätzen. Die Sonntagspartie zuhause gegen Dortmund brachte zwar einen Sieg, aber auch erst im Shootout. Erst gegen Rostock gab es einen glatten, wenn auch 2 Drittel lang stark umkämpften, 6:3 Sieg. Wer dachte, der Knoten sei nun geplatzt, sah sich schon im Rückspiel getäuscht. Beim „Tag der offenen Tür" führten die Roten Teufel bereits sicher mit 4:0 und 5:1, verloren aber im 2. Drittel komplett den Faden und schließlich auch die Partie mit dem denkwürdigen Ergebnis von 10:9. Spätestens jetzt war jedem klar, dass diese Runde alles andere als ein Selbstläufer sein würde. Wo war die Leichtigkeit, die das Nauheimer Eishockey um den Jahreswechsel ausgezeichnet hatte? Keiner der Leistungsträger brachte auch nur annähernd die erwartete Form. Allein die dritte Reihe war diejenige, die zu begeistern wusste und zumeist die Tore herausarbeitete. Das sah auch Fred Carroll so und bedankte sich in der Pressekonferenz explizit bei Striepeke, Baldys und Cardonna. Kein Wunder, dass die Diskussionen im Forum erneut und umso heftiger aufflammten. Wiederholt wurde nun gar der Kopf von Fred Carroll gefordert, der anscheinend sein Team nicht mehr erreichen konnte?!?!

Doch diesen Anfeindungen zum Trotz kristallisierte sich ein anderer Grund für die Niederlagen heraus: Die Nord- und Ost-Liga war von einem vielleicht etwas arroganten Westen einfach nur völlig unterschätzt worden. Denn auch andere Spiele endeten mit unerwarteten Ergebnissen. Die heimstarken Huskies verloren beispielsweise zuhause gegen die Saale Bulls und Leipzig trotze auch Dortmund einen Punkt ab. So war zum letzten Endrundenwochenende in beiden Gruppen noch alles drin. Für Nauheim konnte sowohl Platz 1 als auch der Supergau Playoff-Abstinenz noch eintreffen. Am Freitag, den 9. März sicherte sich der EC glücklicherweise das Playoff-Ticket mit einem souveränen 7:1 Heimsieg gegen Leipzig und sonntags hätte man aus eigener Kraft mit einem Auswärtssieg in Dortmund sogar noch den begehrten 1. Nord-Rang erobern können... Aber wieder kam es anders als man es sich in der hessischen Kleinstadt vorstellte. In einem schlaffen und lustlosen Spiel ließ man sich gleich 7-mal von den Elchen knutschen ohne ein einziges mal zurückzuschlagen. Mit dieser höchsten Saisonniederlage krachten die Roten Teufel sehr unsanft auf die allerletzte Playoff-Position aller Teilnehmer. Was viele Wochen so verheißungsvoll ausgesehen hatte, war urplötzlich großer Ernüchterung gewichen. Kevin Lavallee sollte wegen seiner Knieverletzung noch für Wochen ausfallen, Dylan Stanley laborierte ganz offensichtlich noch immer an seiner Knöchelverletzung, Markus Keller war in Dortmund beim 3:0 nach 10 Spielminuten ausgetauscht worden und im Forum gab es die wüstesten Beschimpfungen für Team und Trainer. Zuversicht sah definitiv anders aus! Dass es anderen Kontrahenten noch schlimmer ergangen war, stellte da nur ein schwacher Trost dar. Kassel hatte sich im Abschlussspiel bei den Saale Bulls durch eine 2:5 Niederlage gar die Playoff-Teilnahme vermasselt und Peiting scheiterte in letzter Sekunde der Süd-Preplayoffs am Aufsteiger Regensburg. Für diese Clubs war die Saison gelaufen; Bad Nauheim hingegen durfte wenigstens noch mitmischen im Konzert um den Zweitligaaufstieg, wenn auch ohne Serienheimrecht und gegen eine bärenstarke Jungspund-Truppe aus Bad Tölz.

 
 

Schiris aus Bayern... Ein Kapitel für sich in den Playoff-Spielen. Die Steigerung von Uli Hatz (links) war mit Sicherheit Bastian Haupt (rechts) (Foto: Internet)

Spiel 1 in Tölz ging verloren – unglücklich und ärgerlich. Erst 5 Minuten vor Ende war der erste Treffer gefallen; und dass auch noch für unsere Farben Rot und Weiß. Insgeheim hofften nun alle Nauheim-Fans auf die kleine Überraschung, doch eine Strafzeit für Kohl brachte prompt den Ausgleich nur 2 Minuten später. Glaubt man Augenzeugen, war dieser Ausgleich  jedoch verdient, da Tölz über die gesamte Spielzeit das um einen Tick bessere Team gestellt hatte. Knapp 3 Minuten waren in der Overtime gespielt als die Teufel der Sudden Death ereilte. Nun ja, wie gesagt ärgerlich und auch etwas unglücklich. Doch allgemein war man sich in Bayern wie in Hessen einig, dass es ein hervorragendes Viertelfinal Playoff-Spiel gewesen war und die Serie noch einen spannenden Verlauf nehmen würde.

 
 

Dies bewahrheitete sich sofort am Sonntag. Nach hochklassigem Oberliga-Hockey siegte Nauheim mit 2:1; diesmal noch innerhalb der 60 Minuten. Insgesamt ein hartes - Tobi Schwab musste nach einem regelkonformen aber recht derben Check sogar ins Krankenhaus eingeliefert werden - aber faires Spiel; zumindest was die 60 Minuten betraf. Unfair nur was sich Yasin Ehliz nach der Schlusssirene leistete. Er zettelte eine Massenkeilerei an, suchte gezielt nach Nauheims Topspieler Dylan Stanley und vermöbelte ihn solange, bis dieser sich endlich wehrte… Absolut lächerlich, dass der äußerst schwache Referee Uli Hatz vom TSV Trostberg/Bayern Stanley gleichermaßen wie dem unfairen Tölzer dafür eine Spieldauerdisziplinarstrafe aufbrummte. Fred Carroll erboste sich denn auch zu Recht auf der Pressekonferenz und sprach von einer „Sauerei" und dass dieser Schiri es nicht verdient habe einen Club wie Bad Nauheim zu pfeifen, was Tölz-Trainer Florian Funk ein verschmitztes Lächeln abnötigte.


Angesichts der Schwächung - ohne Stanley, ohne Schwab und ohne Cardona -, gab es in Spiel 3 mit 4:1 die erwartete Niederlage. Schon nach dem ersten Drittel waren die Fronten mit 2:0 recht klar abgesteckt, woran auch der Anschlusstreffer zur Spielmitte nichts änderte. Die Serie am Freitag wieder auszugleichen, war nach Spielende das wichtigste Ziel. So trafen sich die beiden Teams am 23. März erneut im CKS und gut 3000 erwartungsvolle Zuschauer mit ihnen. Was noch keiner wusste: Es sollte ein Spiel werden, dass die Nerven aller auf das höchste strapazieren sollte. Zur Überraschung nicht weniger waren Dennis Cardona und Tobi Schwab wieder mit von der Partie. Beide bissen auf die Zähne und stellten sich in diesem wichtigen Spiel voll in den Dienst der Mannschaft. Von Anbeginn an zeigten die Teufel, dass sie eisern gewillt waren die Serie erneut auszugleichen. Tölz seinerseits hielt wie schon gewohnt mit einem erstklassigen Forechecking dagegen. Es hätte wohl ein sehr munteres Spielchen zweier sehr guter Oberliga-Teams werden können, hätte da der DEB nicht wieder einmal sein mangelndes Fingerspitzengefühl in Sachen Schiedsrichteransetzung bewiesen. Mit Bastian Haupt aus Kempten stand erneut ein bayerischer „Unparteiischer" dem Zebra-Trio vor.

In einer Saisonchronik sollte man nicht den Fehler begehen sich in Details einzelner Spiele zu verzetteln. Doch was in diesem Match passierte war ein echtes Armutszeugnis für das deutschen Schiedsrichterwesen. Herr Haupt handelte nach dem Prinzip, wenn man etwas pfeifen kann, nicht aber pfeifen muss, dann pfeiffe genau dann - aber auch nur dann- , wenn es sich negativ gegen die Heimmannschaft auswirkt. In diesem Spiel war die Vorteilsnahme für die Isarwinkler so offensichtlich, dass es sogar einigen Tölzer Fans nach dem Spiel peinlich war. Als kleinen Beleg dafür verweise man nur auf das Strafzeitenverhältnis von 54:6 Minuten zu Ungunsten der Roten Teufel.

Aber Bad Nauheim ließ sich dennoch nicht beirren. Ausgerechnet der angeschlagene Tobi Schwab erzielt in der 25. Minute mit einem fulminanten Schlagschuss das goldene Tor zum 1:0 Sieg. Dass Herr Haupt Alexander Baum nach einem Zusammenprall mit einem Tölzer Spieler mit einer 2+10 Strafe bedacht, ihn anschließend wegen Meckerns sogar unter die Dusche schickte und für das Endspiel in Tölz sperrte, sei nur nebenbei angemerkt. Doch brachten seine einseitigen Entscheidungen die Nauheimer Volksseele zum überkochen und das Spiel mehrfach an den Rande des Abbruchs. Bis zum Ende, ja sogar darüber hinaus musste man auf Nauheimer Seite befürchten den Lohn einer guten Mannschaftsleistung durch einen Tatsachenentscheid abgesprochen zu bekommen. „Unterstützung" erhielt Tölz als man den Torwart zugunsten eines 6. Feldspielers auswechselte. Prompt bekam Nauheim eine 2+10 Strafe aufgebrummt, sodass nun 6 Gelbschwarze gegen 4 Rotweiße ihr Glück versuchen durften. Der Ausgleich fiel jedoch nicht mehr innerhalb der verbleibenden Spielzeit. Die Schlusssirene war bereits ertönt und die Mannschaft jubelte bereits, als der Puck doch noch hinter Keller einschlug … und Herr Haupt auf Tor entschied!!!

Minutenlange Proteste und eine gefühlte Ewigkeit an Diskussionen dauerte es bis Haupt einsah, dass der Puck NACH der Sirene die Torlinie passiert hatte. So stand der 1:0 Sieg und der Ausgleich in der Serie fest. Verlierer dieses Spiel war keineswegs Bad Tölz, denn dieses junge Team spielte ein ausgezeichnetes, herzerfrischendes Eishockey. Verlierer war zweifellos das Schiedsrichteramt. So darf ein DEB-Referee einfach nicht auftreten, es unterhöhlt die Glaubwürdigkeit und verhöhnt die sportliche Leistung der spielenden Akteure - da waren sich alle einig. Sei’s drum, die endgültige Entscheidung des Viertelfinales musste am Sonntag drauf in Bad Tölz fallen. Leider waren schon vor dem Spiel zwei Wermutstropfen für die Roten Teufel zu schlucken: Alexander Baum würde pausieren müssen UND es stand – als gäbe es im Norden und Osten, auf unparteiischen Terrain keine Schiedsrichter - schon wieder ein bayerischer Spielleiter auf der Spielansetzung…

Sonntag, 25. März – 18:00 Uhr: Show Down in Bad Tölz! So schön das Wetter an diesem Sonntag auch war, so traurig dennoch die Nachricht aus dem Freistaat: Bad Nauheim unterlagt Bad Tölz 5:1. Diesmal wurde die Mannschaft nicht unbedingt verpfiffen – auch wenn ein Foul an Michel Maaßen trotz blutender Kopfverletzung komplett ungeahndet bliebt… Aber wie sagte Marcel Bohl im Fan-Radio: „Wir haben heute einfach kein verdammtes fucking Scheibenglück!" Wie wahr sein Kommentar war zeigte sich an Lavallee’s Pfostentreffer und Stripekes Eigentor im letzten Drittel. Glück gehört eben auch zu einem solchen Spiel. So aber war es das Saisonende und Aus für einen großen Traum…

Tief durchatmen… Was bleibt als Fazit für diese Saison? Der EC hat unbestreitbar eine ansprechende Runde gespielt und wichtige Etappenziele erreicht. Das große Ziel Aufstieg in die Bundesliga scheiterte jedoch letztlich daran, dass man sein absolutes Hoch einfach ein paar Wochen zu früh erreichte und nicht vollständig konservieren konnte. Diese Mannschaft hatte definitiv das nötige Rüstzeug, um den Aufstiegswunsch zu verwirklichen. Schade, dass es auch im 4. Anlauf wieder nicht reichte. Sportlich gesehen, wäre es endlich an der Zeit diesen Schritt zu tun. Dass die GmbH-Führung hart daran arbeitet war unübersehbar. Doch wie die Mannschaft im kommenden Jahr aussehen wird, steht  wohl noch ziemlich in den Sternen. Gut möglich, dass wir uns auf ein völlig verändertes Gesicht einstellen müssen. Wirtschaftlich brachte die Saison – ohne genaue finanzielle Zahlen zu kennen – mit Sicherheit eine zufrieden stellende Bilanz. Schaut man auf die Zuschauerzahlen so kann man feststellen, dass sich diese im Gegensatz zur Vorsaison um fast 50% gesteigert haben. Sehr beachtlich!

Was dieses Jahr nicht funktionierte, nämlich den Aufstieg zu realisieren, wird die kommenden beiden Jahre wohl keineswegs leichter, denn Kassel und Frankfurt werden diesem Vorhaben vehement entgegentreten. Mit ihren potenten Sponsoren und überdurchschnittlichen Zuschauerzahlen im Rücken, werden diese beiden Clubs nach der diesjährigen Oberliga-Feuertaufe wohl die nächsten beiden Runden dominieren. Wirtschaftlich jedoch kann man sich sehr wohl mit dieser Ligenzusammensetzung auf weitere 2 Jahre anfreunden. Es kann dem Nauheimer Eishockey eigentlich nichts Besseres passieren, als in einem Wettbewerb mit so zugkräftigen Derby-Konkurrenten anzutreten. Optimal wäre dies natürlich in der Nord-Staffel einer 2-geteilten Bundesliga.

Noch ein Letztes: Vielleicht müssen wir uns auch demnächst von dem Anspruch Nummer 1 in Hessen sein zu wollen verabschieden. Es wäre (für mich) jedenfalls eine Riesenüberraschung, sollte der EC Bad Nauheim auch im kommenden Winter wieder vor Kassel und Frankfurt stehen. Verstecken braucht man sich aber in der Kurstadt ebenso wenig. Bad Nauheim ist und bleibt Hessens Traditionsclub in Sachen Eishockey. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der einzige Deutsche Eishockey Meister den Hessen je hervorbrachte, Frankfurt Lions hieß. In den Herzen der Wetterauer Fans werden die Roten Teufel wohl immer die Nummer 1 sein und bleiben. In diesem Sinne: Schauen wir mal, was die Zukunft so bringt…

 
 

25. März 2012

 
 
 
 
 
 

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