Tecks Spielwiese

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2009/2010

Saisonchroniken > 2000er Jahre
 

Bierbike, Demo und ein Schock

Dieser Sommer 2009 war aus Nauheimer Eishockeysicht fast langweilig. Während die ganze Stadt der bevorstehenden Landesgartenschau wegen nur so von Baustellen strotzte, hielt sich der Umbau beim EC in recht überschaubaren Grenzen. Es war ruhig an der Eishockeyfront. Wohl einer der ruhigsten Sommer der letzten Jahre überhaupt. Kein Hickhack um Eintrittpreise, keine Querelen um den Saisonetat, weder hausgemachtes noch verbandsseitiges Sommertheater…

Alles blieb sozusagen beim Alten. Es blieb sogar mehr beim Alten, als noch im Frühjahr zu erwarten gewesen war, denn da schien eine Zweiteilung der Oberliga bereits beschlossene Sache. Doch musste man auf Seiten der ESBG erkennen, dass dieses Vorhaben mangels Masse nicht zu bewerkstelligen war. Zu viele Clubs verweigerten sich der befürchteten kostenintensiven Liga. Mit Herne, Dortmund und Bad Nauheim blieben nach dem Rückzug von Rostock, Halle, Berlin und Leipzig gerade mal drei kleine Negerlein für eine potentielle Nordliga übrig. Zu viele, um komplett dicht zu machen, aber definitiv zu wenig, um auch nur annähernd die Planungen vom Frühjahr aufrecht zu erhalten.

So entschloss sich die ESBG schweren Herzens zu einem Rückzieher, den man in Bad Nauheimer jedoch nur begrüßen konnte. Eine bundesweite Oberliga ist für die zentral gelegene Kurstadt mit Sicherheit die interessanteste Lösung. Doch tummelten sich vor Jahresfrist noch 16 Vereine in der Gesamtliga, so reduzierte sich das Feld nun gleich um fünf Teilnehmer. Im Süden schmollten die Clubs und widersetzten sich dem Aufstieg. Die Bayernliga wollte - getreu dem Motto „mia san mia“ - nichts mit den drittklassigen „Sau-Preißen“ zu tun haben. So stand den Abgängen durch Kaufbeuren und Miesbach nur der Neuzugang EC Bad Tölz aus der 2. Liga entgegen.

Bad Nauheim hätte den umgekehrten Weg gehen können. Eine Anfrage aus dem ESBG-Oberhaus lag im Juni vor, doch man entschied sich rasch für ein drittes Jahr in der Oberliga; zu früh käme ein Zweitligaengagement. Sowohl sportlich als auch wirtschaftlich sei diese Klasse im kommenden Winter nicht zu stemmen. Für die Oberliga (und nicht nur für diese) war durch den bestehenden Zwei-Jahreskontrakt mit Fred Carroll schon die bestmögliche Traineroption gefunden und dass sich Carroll akribisch um gutklassige Spieler bemühen würde, war auch jedem klar. Also hieß es auf Seiten der Fans: zurücklehnen und abwarten.

Der neue Teufelskader ließ denn auch durchaus hoffen. Der Kontingentspielerreduzierung traten die EC-Macher mit einem Trick entgegen: Zwar verließen mit Wirbelwind „La-La-Lavallee“ sowie Ryan Hare zwei Ausländer den Kader, doch verpflichtete man im Gegenzug mit Kevin Richardson und Kyle Piwowarczyk umgehend zwei kanadische Leistungsträger des letztjährigen Ligarivalen Rostock, … und dass obwohl die Verträge mit Lanny Gare und Christ Eade ebenfalls verlängert wurden. Der Trick dabei war die Einbürgerung von Richardson, in dessen Stammbaum deutschen Wurzeln entdeckt worden waren. Auch John Hooks verließ den Verein. Für ihn erklärte sich Dennis Cardona wieder bereit in Heimspielen und wann immer der Beruf es erlaube auch auswärts, im Teufelstrikot aufzulaufen. Aus dem Juniorenbereich kamen mit Jannik Striepeke und Pierre Wex zwei Nachwuchsspieler in den Kader, die den Angriff nominell von elf auf 13 Stürmer anwachsen ließen.

In der Verteidigung tauschte man Marco Ludwig und Kevin Gall gegen Marc Kohl (Jungadler Mannheim) und Rückkehrer Andre Mangold (Eisbären Juniors Berlin) aus. Komplett neu besetzt wurden die Torwartpositionen. Nach den durchwachsenen Erfahrungen der Vorjahre mit Goalie-Verpflichtungen, sollte Boris Ackers vom holländischen Erstdivisionär Nijmegen Devils endlich konstantere Leistung bringen. Backup wurde Alexander Wagner, ein weiterer Nachwuchsmann der Roten Teufel. Noch einen erwähnenswerten Wechsel gab es in der Führungsmannschaft. An die Stelle von Geschäftsführer Michael Rother trat Andreas Ortwein, der diesen Posten zweifelsfrei neu belebte. Man merkte von Beginn, dass Ortwein sich vorgenommen hatte etwas zu bewegen.

Soweit die Geschehnisse des Sommers. Eis gab es in diesem Jahr spät wie selten zuvor im CKS. Erst in der dritten Septemberwoche konnte die Stadt das notwendige Übungsparkett bieten. So musste auch dieses Jahr ein Trainingslager im Ausland stattfinden. Bis dato konnten nur Tobias Schwab und Patrick Gogulla einige Eiseinheiten vorweisen, denn Lions-Trainer Rich Chernomaz lud beide zu Übungsstunden und Freundschaftsspielen nach Frankfurt ein. Überhaupt fand in dieser Saison die Zusammenarbeit mit dem Nachbar vom Main auf einem anderen Niveau statt. Die Lions hatten sich vor Saisonbeginn endlich einmal dazu aufgerafft ihre Nachwuchsarbeit selbst voranzutreiben und dafür sogar Eishockey-Ikone Erich Kühnhackl gewinnen können. „Der Lange“ forcierte die gut nachbarschaftlichen Beziehungen mit allen hessischen Clubs der Region. Selbstredend eine Kooperation, von der der höherklassige Verein immer am meisten profitiert. So sind denn wohl auch die Frankfurt Lions erster Nutznießer dieser Initiative. Doch Kühnhackls Vision eines DNL-Teams mit Spielern aus dem Rhein-Main-Gebiet, könnte auch Bad Nauheim den einen oder anderen Spieler zur Vorbereitung auf höhere Weihen ins Team spülen. (Anmerkung des Autors: Es fällt mir verdammt schwer diese Zeilen einzugestehen, denn meine Sympathien für Frankfurter Sportvereine im Allgemeinen und den Lions im Besonderen, halten sich in überaus eingeschränkten Grenzen. Dennoch, wenn sich hier über die Jahre wirklich auf Good-Will-Basis etwas entwickeln könnte, wäre dies auch ein Gewinn für Bad Nauheim. Und wem, wenn nicht Erich Kühnhackl, sollte man diesen Vertrauensvorschuss einräumen?)

Doch zurück zu unseren Roten Teufel. Die Vorbereitung verlief recht durchwachsen. Gegen die ausländischen Clubs, für deutsche Ohren durch die Bank weg „Nobodies“, konnte man Siege einfahren. Niederlagen hingegen setzte es gegen die inländische Konkurrenz. Bedenklich, dass es sich bei diesen Gegnern nicht einmal um Oberliga-Clubs, sondern die Regionalligisten Halle und Duisburg handelte. Lediglich Bayernligist Schweinfurt wurde auswärts besiegt, bevor dann auch die Heimspiele positiv gestaltet werden konnten. Es offenbarte sich recht anschaulich, dass die Mannschaft noch mit einem nicht zu übersehenden Trainingsrückstand zu kämpfen hatte.

Der mittelprächtige Erfolg der Vorbereitung setzte sich auch zum Punktspielauftakt am 2. Oktober fort. In Peiting gab es eine schmerzliche 1:7-Klatsche und selbst Klostersee erkämpfte sich im CKS beim 5:4 n.P. zweifellos einen Punkt zuviel. Woher nahm man also in Bad Nauheim den Optimismus, dass es über die Saison hin schon besser werden würde? Nun, die größte Hoffnung ruhte fraglos auf Fred Carroll. Er würde schon mit fortschreitender Spielpraxis seinem Team den nötigen Schliff geben können. Und in der Tat lief es in den kommenden Spielen besser. Deggendorf, Landsberg und Tölz wurden ohne Ausnahme besiegt, zwar nicht alle mit glattem 3-Punkte-Erfolg (und schon gar nicht mit technisch brillantem Eishockey), aber immerhin mit insgesamt siegreichem Ausgang.

Das erste Saisonhighlight stieg am 23. Oktober gegen die Starbulls aus Rosenheim. Andreas Ortwein hatte für dieses Spiel die „Sensation der Saison“ angekündigt und 1700 Fans folgten neugierig der Einladung. 1700(!) – Wann hatte es das zum letzten Mal in einem normalen Oberliga-Punktspiel gegeben? Die Begegnung wurde auch der erwartete Knüller. Mit Kampf und einer mannschaftlich geschlossenen Leistung holten Fred Carrolls Jungs ein 3:3 gegen den bis dahin ungeschlagenen Gast aus Oberbayern. 50 Sekunden waren in der Overtime vergangen, als die Starbulls den ersten Knock Out der Saison bekamen. Im frenetischen Jubel der Fans gab es aber auch einige ratlose Gesichter, denn nicht Fred Carroll sondern Co-Trainer Markus Jehner und Stefan Himmler hatte die Mannschaft gecoacht. War das die Sensation der Saison? Nein, nein – war es nicht! In der Pause wurde das „EC-Bierbike“, eine rollende Theke mit Fahrradantrieb für 24 Beine, vorgestellt.

 
 
 
 

Zu Mieten für feuchtfröhliche Partyzwecke: das EC BierBike

 
 

Doch wo war Fred Carroll? Leider wurde auf den Pressekonferenzen nur lapidar vermeldet, dass der Trainer krank sei. Solch platte Aussagen hatten sich in der Vergangenheit schon allzu oft als Vorboten einer Trennung erwiesen und so schossen die Spekulationen rasch ins Kraut.

Aber der nächste Höhepunkt wartete bereits ein Woche später. Auch in Füssen hatten die Teufel gesiegt, sogar sehr deutlich mit 8:2, sodass man seit der Auftaktniederlage gegen Peiting ungeschlagen war. Mit einem Sieg gegen die „Übermannschaft“ Herne sollte ein weiterer Coup gelandet werden. Die „Crusaders“ waren Dank Mäzen Rolf Papes scheinbar nie versiegender Geldschatulle kräftig aufgemotzt worden. DEL- und Zweitliga-Cracks streiften sich in dieser Saison das OL-Trikot über und schienen - einem Bollwerk gleich – unüberwindbar. Doch Herne hatte dieses Jahr ein ganz anderes Problem: Das Stadion bedurfte dringend einer Sanierung und konnte fast die gesamte Saison nicht benutzt werden. Bis das Gysenberg Stadion wieder bespielbar sei, stand zwar eine Ausweicharena in Oberhausen zur Verfügung, in Herne diskutierten die Stadtväter jedoch vehement, ob man überhaupt gewillt war dem Club eine Eishockeyzukunft zu gewähren, sprich das Stadion saniert werden solle. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemandem schwante: das gleiche Thema stand auch bereits in Bad Nauheims Stadtparlament auf der Agenda…

Das Spiel gegen Herne brachte dem EC einen neuen Saisonrekord. Gut 2000 Zuschauer (aber „nur“ 1893 Zahlende) säumten den Ring und sahen erneut einen kämpferisch starken EC Bad Nauheim. Als „Piwo“ in der 10. Minute das 1:0 machte, war sie wieder da, die „Gänsehautatmosphäre CKS“! Leider gab es am Ende nicht den erhofften Sieg. Mit 3:5 entführte Herne die drei Punkte in den Ruhrpott. Den Zuschauern schien es trotzdem gefallen zu haben, denn sie sollten wiederkommen…

Doch seltsam; wie schon in Füssen fehlte Fred Carroll erneut. Die Unkenrufe, der Trainer sei auf dem Absprung, hatten sich schon verstärkt. Von wegen Krankheit; Gerüchten zufolge hatte man Carroll vor dem Rosenheim-Spiel gar noch im Stadion gesehen, doch habe er sich kurz vor Spielbeginn schlechtgelaunt aus dem Staub gemacht. Angebliche Zerwürfnisse mit Alleingesellschafter Wolfgang Kurz machten die Runde und mit jedem Spiel ohne Carroll schien die Gewissheit zu steigen, dass wieder einmal ein Hoffnungsträger geschasst werden sollte.

Manchmal aber ist die Realität grausamer als die schmählichste Gerüchteküche. Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Herne gab Andreas Ortwein den wahren Grund von Carrolls Abwesenheit bekannt: Beim Trainer war - per Zufall - Hautkrebs diagnostiziert worden. Eine OP war unumgänglich und Fred war, aus sehr nachvollziehbaren Gründen, mental nicht in der Lage das Coaching durchzuführen. Das war ein echter Schock! Das gesamte Umfeld des Nauheimer Eishockeys verstummte augenblicklich; vielleicht schämte sich auch der ein oder anderer der verbreiteten Gerüchte wegen. Alle guten Wünsche wurden Fred zuteil und man versuchte ihn aufzurichten, um der bevorstehenden Operation mit Optimismus entgegenzusehen.

Sportlich gab es zunächst keinen Einbruch wegen seines Fehlens. Marcus Jehner machte seinen Job ausgezeichnet. Es gab Siege mit denen keiner gerechnet hatte - zum Beispiel der 4:2-Erfolg bei der Überraschungsmannschaft Dortmund, oder der 11:2-Kantersieg im CKS gegen Deggendorf - aber auch Niederlagen, die absolut nicht eingeplant waren, wie beispielsweise das 1:2 in Passau oder das 3:6 in Landsberg. Mit Freude hingegen vernahm man, dass Fred Carroll den operativen Eingriff am 13. Nov. 2009 gut überstanden hatte und das komplette erkranke Gewebe entfernt werden konnte. Nur zwei Wochen später, am 27. November im Heimspiel gegen Bad Tölz, stand Carroll wieder hinter der Bande und verhalf seinem Team zu einem hart umkämpften 3:2-Sieg.

Wer nun glaubte nach diesem überwundenen Schicksalsschlag könne man sich endlich wieder voll aufs Sportliche konzentrieren, nun, der täuscht sich – wie so oft in der Bad Nauheimer Eishockeygeschichte… Was bereits weiter oben angeklungen ist, drängte sich nun vehement in die Köpfe der hiesigen Eissportfans. Schon lange träumte Nauheims Bürgermeister Witzel davon das kostenintensive Stadion im Kurpark abreißen zu können und stattdessen eine neue Arena auf dem Stollgelände zu errichten. Las man am 26. September 2009 noch als Schlagzeile der WZ „Neues Stadion soll in 3 Jahren stehen – Zu den Plänen gibt es keine Alternative“, so schwand die Machbarkeit dieses Anliegens zusehends. Kein Grund jedoch für den Rathauschef, seinen Traum zu verwerfen. Obwohl weder Stadtpolitiker noch Fans ein neues Stadion wirklich wollten, verteidigte der Bürgermeister beharrlich sein Anliegen. Im Stadtparlament kam es zu einem ersten Eklat als Witzel kurzerhand seinem ersten Stadtrat die Verantwortlichkeit für dieses Thema entzog. Dieser hatte sich öffentlich den Wünschen seines Chefs widersetzt und einer Sanierung des altehrwürdigen Stadions den Vorzug gegeben.

 
 

Der Frust über die Rathausdiskussion  musste einfach raus. Eine Demo verschaffte Luft.

Als am 14. Januar 2010 die WZ verkündete, dass der Neubau vom Tisch und die Instandsetzung des Stadions so gut wie beschlossen sei, atmeten nicht wenige erleichtert auf, bedeutete diese Entscheidung doch auch, dass die Kultstätte CKS nicht der Abrissbirne anheim fallen würde. Die Erleichterung währte aber nur wenige Tage, denn schon am 20. Januar schwangen sich einige politische Gruppierungen auf, die Sinnhaftigkeit eines Eisstadions in Bad Nauheim generell in Frage zu stellen. Angesichts der leeren Stadtkassen, der Wahnsinnsausgaben für die Landesgartenschau und der hohen Kosten für eine Stadionsanierung (man sprach von 1 Mio € für eine umgehend notwendige Dachsanierung und weiteren 800.000 € für die Renovierung vom Hauptgebäude), forderten einige allen Ernstes Eissport vom Angebot der Kurstadt ersatzlos zu streichen. Weniger „radikale Witzbolde“ schlugen vor, zu einer Freiluftarena zurückzukehren, was natürlich auch das Ende des Profi-Eishockeys bedeutete hätte.

 
 

Unglaublich – wieder einmal grüßte das Murmeltier. Man lese nur die frühen Chroniken des Eissports in „Höllenspaß und Höllenqual“. Seit den 50ger Jahren des letzten Jahrhunderts ist diese Thema ein „Dauerlutscher“ der Politik mit mehr oder weniger heftigen Wehen. In diesem Winter waren es wieder einmal sehr heftige Versuche, das Stadion und den Eissport zu kippen. Doch zum Glück erhoben sich auch heuer die Massen und probten den Gegenaufstand. Fernsehen, Rundfunk und Presse, andere Eishockeyclubs und nicht zuletzt auch wieder Erich Kühnhackl solidarisierten sich mit den wetterauer Eissportbegeisterten und stimmten ein Credo für das CKS an. Vor dem zweiten Heimspiel gegen Herne fand eine Großdemo für den Erhalt des Stadions und des Eissports statt. Rund 500 Demonstranten pilgerten mit Transparenten, Trommeln und lautstarken Parolen vom Marktplatz durch die Stadt ins Stadion. Mit Erfolg! Plötzlich waren Politiker (fast) aller Parteien für die Sanierung und sogar der Bürgermeister outete sich als „Eishockeyfan“, der schon in früher Jugend ins Stadion zu Spielen des VfLs gepilgert sein wollte, um seinen Nachbarn und Freund Rainer Philipp anzufeuern… Nun ja, nicht nur uns Eishockey-Fans scheint der Blick für die Realität angesichts melancholischer Erinnerungen an die „gute alte Zeit“ zu schwinden:-).

Aber wir haben nun komplett den sportlichen Faden verloren – greifen wir diesen also wieder auf. Das erklärte Ziel in Bad Nauheim war von Anfang an ein Platz mit Heimrecht für die Playoffs, sprich Platz vier oder besser. Recht schnell konnte man dieses Ansinnen etwas konkreter fassen und auf Rang vier reduzieren, denn Peiting, etwas überraschend Dortmund und wie erwartet der Herner EV zogen bis zum Jahreswechsel uneinholbar auf und davon. Pendeltet der EC zunächst noch zwischen Platz acht (2. Spieltag) und Platz drei (7. Spieltag), so stabilisierte sich dies später um den fünften Tabellenplatz herum. Gegen Mannschaften der unteren Tabellenhälfte wurde meist pflichtgemäß gewonnen, aber die Spiele gegen die direkte Konkurrenz um Platz vier versemmelte man dann doch. Die Gefahr die Playoffs insgesamt zu verpassen bestand dabei eigentlich nie ernsthaft, aber leider verloren sich die Bemühungen zunehmend in der Bedeutungslosigkeit des Mittelmaßes.

Mit dazu bei trug sicherlich auch die Tatsache, dass erst am vorletzten Wochenende der Punktrunde ein Match in Bestbesetzung bestritten werden konnte. Bezeichnenderweise ging aber prompt dieses Match total in die Hosen. Grund für die vielen Ausfallzeiten waren einerseits eklatante Schiedsrichterleistungen, andererseits unglaubliches Verletzungspech. Besonders in der ersten Hälfte der Saisons haderten nicht nur die Fans häufig mit den Zebras. Unterirdisch schwach was sich so manche Streifenhörnchen leisteten. Bad Nauheim wurde frühzeitig wieder zum „bösen Buben“ der Liga gestempelt und Spieldauerstrafen für Allerweltsfouls waren fast an der Tagesordnung. Dazu kam eine pervers lange Liste von Verletzungen: Gogulla, Breiter und Baldys erlitten Kieferbrüche, Vogler brach sich gleich zweimal hintereinander das Nasenbein und klemmte sich anschließend einen Rückennerv ein, Kohl zog sich einen Innenbandanriss zu, der genesene Sven Breiter riss sich in Klostersee die Patellasehne an, Franz erlitt einen Bandscheibenvorfall, Eade fiel mit Jochbeinbruch aus und just als es auf die Zielgerade der Punktrunde zuging, verletzte sich Keeper Ackers an der Fanghand. Dazu kamen noch die „ganz normalen Ausfälle“ durch Grippe und andere saisonalen Krankheiten. Zeitweise standen dem EC nur 13 Feldspieler zur Verfügung. Als wäre dies nicht genug, so löste auch noch Patrick Gogulla im Dezember seinen Kontrakt. Auch er war zunächst in einer Presskonferenz als „krank“ gemeldet worden, doch stellte sich diese Krankheit als eine unüberbrückbare Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und der Führungsetage heraus.

Natürlich kamen auch neue Spieler im Verlauf der Saison zu den Roten Teufel. Semen Glusanok, ein deutsch-russischer Zweiwegespieler, fühlte sich in Leipzig unterfordert. Manuel Weibler kam von den Rhein-Neckar-Stars und Marius Pöpel kehrte von den Young Lions Frankfurt zu dem Verein zurück, wo auch schon Papa Yogi und Onkel Ralf aktiv waren. Alle drei Zugänge kamen aus Regionalligen und nur die vierte Neuverpflichtung, Markus Keller, der nach Ackers Sehnenverletzung die Position des ersten Goalie übernahm, hatte höherklassige Erfahrung. Beim DEL–Club Eisbären Berlin hatte er die Ersatzbank gedrückt, war zusätzlich mit einer Förderlizenz für Zweitligist Dresden ausgestattet und suchte ab Ende Januar Spielpraxis in der Oberliga. Gerade Keller war ein ausgesprochener Glücksgriff, der Ackers mehr als würdig vertrat. Mit ihm (aber nicht nur wegen ihm) ging es wieder aufwärts in der Tabelle.

Mehrere Spieltage stand das Team auf dem ungeliebten fünften Tabellenplatz, kämpfte sich aber Punkt für Punkt an Rosenheim heran. Wie paradox Eishockey bei der aktuell gültigen Punkteregelung sein kann erlebten die Fans am drittletzten Punktspielwochenende. Eine Niederlage beim EHC Klostersee hievte die Roten Teufel freitagabends endlich auf Platz vier, doch fielen sie sonntags nach einem Sieg gegen Dortmund postwendend wieder zurück auf Platz fünf. Verrückt – aber wahr, denn beide Spiele wurden erst in der Nachspielzeit entschieden. In Grafing reichte der eine gewonnene Punkt für Platz vier, weil Rosenheim spielfrei war; zuhause waren zwei Punkte zu wenig, da die Starbulls gleichzeitig einen 3-Punktesieg in Füssen landeten. Nicht weniger irre ging es eine Woche später zu. Drei sichergeglaubte Punkte gegen den Tabellenletzten Füssen wurden nach einem grottenschlechten 3:6-Gegurke zu Hause in den Sand gesetzt – es war genau das oben erwähnte Spiel in erstmaliger Bestbesetzung. Zwei Tage später reisten die Teufel daher fast chancenlos zum eminent wichtigen Auswärtsspiel beim direkten Konkurrenten Rosenheim. Aber nach dramatischem Kampf und 0:2 Rückstand gewannen sie noch mit 4:3. Das Siegtor schoss Jan Barta nur 85 Sekunden vor der letzten Sirene. So konnte der begehrte Heimvorteil für die Playoffs doch noch erobert und am letzten Wochenende auch erfolgreich verteidigt werden.

Am Dienstag den 16. März begann sie endlich: die Playoffrunde 2009/2010. Playoffs sind alles andere als „normale“ Spiele. Jeder Eishockey-Fan kennt das Gefühl, wenn es in Händen und Füßen zu kribbeln beginnt, die Stimmbänder eigenmächtig Schlachtgesänge anstimmen wollen und das Nervenkostüm bis in die letzten Synapsen sensibilisiert wird. Spätestens jetzt gilt es 100% präsent zu sein, für die Spieler auf dem Eis, wie auch für die Fans auf den Rängen. Genau so war es an jenem Dienstagabend um 19:30 im CKS. Nach einer stimmungsvollen Choreo der Hardcore Fangruppe „Fanatics“ (hunderte von Fähnchen tauchten die Kurve in rot-weiß und umrahmten ein riesiges Bekennertransparent), entbrannte ein wahres Feuerwerk auf dem Eis. Den knapp 1400 Zuschauern verging Hören und Sehen, denn Fred Carroll hatte seine Jungs auf die Minute richtig eingestellt. Vom ersten Bully weg wurde das Stadion in eine phongewaltige Stimmungswolke gehüllt und es ging fulminant zur Sache. Schwabs Tor zum 1:0 in der 7. Minute verwandelte das Rund in ein Tollhaus. Chancen erarbeiteten sich der EC im Minutentakt. Brillante Kombinationen hebelten die hochgelobte Rosenheimer Abwehr ein ums andere mal aus und brachten Gästegoalie Dalpiaz immer wieder in deftige Schwulitäten. Allein dem Schiri wollte die Nauheimer Dominanz nicht gefallen (wieder einmal!!!). Er benachteiligte Bad Nauheim in krassester Manier, schickte unsere Cracks reihenweise für Lächerlichkeiten auf die Strafbank. Aber selbst eine 2-fache doppelte Überzahl verhalf den Oberbayern nicht zum Torerfolg. Im Gegenteil; Bad Nauheim baute noch im ersten Drittel den Vorsprung auf 3:0 aus und siegte nach der bis dato besten Saisonleistung hochverdient mit 7:1. Der Ehrentreffer für die Gäste glückte dabei erst im dritten 3:5-Überzahlspiel („Danke Schiri, Danke!“). Hochzufrieden und nicht wenig euphorisiert traten die Besucher den Heimweg an…

 
 

Doch die Ernüchterung folgte auf dem Fuße: Nur 48 Stunden später ging das Spiel in Rosenheim glatt mit 5:2 an die Oberbayern. Wahrscheinlich hatten die Schmähungen der eigenen Fans das ihrige zu dieser Wende beigetragen. Ein Plakat mit der Aufschrift: Wollt ihr uns verarschen? 7:1 - Schämt euch! hatte die Mannschaft in den frühen Morgenstunden am Kathrein-Stadion empfangen. Bad Nauheim hatte zwar auch in der Fremde seine Chance, doch nach anfänglichem 3:0-Rückstand blieb der verdiente Ausgleich im letzten Drittel verwehrt. Beim Spielstand von 3:2 leistete man sich bei eigener Überzahl den Lapsus eines Shorthanders, der letztlich den Ausschlag zugunsten der Bayern in Partie 2 gab.

So hoffte man im Spiel 3 sich erneut die Führung zurück zuholen. Aber auch im Sonntagsspiel ging der Schuss nach hinten los.

Ein Weckruf der Rosenheimer Fans bracht die Wende im Viertelfinal.

 
 

Fantastische Playoff-Stimmung im CKS vor 2000 Zuschauern (geschätzt wohl noch einige Hundert mehr) sah die Starbulls als die aggressivere und technisch leicht überlegene Mannschaft. Bis auf Torhüter Dalpiaz machten alle Oberbayern ein Superspiel. Und Bad Nauheim? Auch der EC spielte wahrlich nicht schlecht, war aber immer einen Wimpernschlag hinter dem Geschehen. Vor allem das mehrfach vorhandene Powerplay-Spiel brachte keinen zählbaren Erfolg und noch dazu kassierte man wiederum einen Gegentreffer bei numerischer Überlegenheit. Dabei war es ein Match, bei dem sich endlich einmal niemand über einen kleinlich pfeifenden Schiri beschweren musste. Er ließ sehr viel Spielfluss zu, den Rosenheim geschickt nutzte um seine 2:0-Führung zu behaupten. Der Anschlusstreffer im zweiten Drittel und noch mehr der Ausgleich zwei Minuten vor Spielende brachten das Stadion zwar noch einmal zum Brodeln, doch nach 1:55 in der Overtime narrte ein simpler Bauerntrick die ganze EC-Gemeinde. Echt brutal – doch es stand 1:2 nach Siegen und der so hart erkämpfte Heimvorteil für die Teufel war zum Teufel.

Wiederum „chancenlos“ reiste der EC-Tross nach Rosenheim, wo nicht wenige Starbulls-Fans schon den Sekt kaltgestellt hatten. Doch kommt es halt immer anders als man denkt, und so nutze der EC diesmal seine Überzahlsituationen gnadenlos gut. Dreimal Powerplay – drei Tore! Markus Keller avancierte zum Hexer zwischen den Pfosten. Am Ende der Partie stand ein nie für möglich gehaltener 6:2-Sieg und der Heimvorteil war wieder an die Usa zurückgekehrt.

Eine „Best of 7“-Serie kann verdammt lange dauern… aber die Fans gierten durch den unverhofften 2:2-Ausgleich nach Siegen förmlich der nächsten Partie entgegen. Wieder gab es eine Steigerung bei den Zuschauerzahlen als 2200 Besucher dem Freitagsmatch einen würdigen Rahmen verliehen. Schon nach 68 Sekunden zappelte der Puck erstmals hinter Dalpiaz im Netz, aber es sollte das einzige Tor für den EC bis zum Ende der regulären Spielzeit bleiben. Dummerweise schenkte man den Bayern noch im ersten Drittel den Ausgleich, als ein haarsträubender Abwehrfehler Ron Newhook das 1:1 ermöglichte. Insgesamt lebte das Spiel von der Dramatik und zig vergebener Torchancen auf beiden Seiten. Als es auch nach 60 Minuten noch 1:1 stand, musste wie schon am Sonntag zuvor wieder der „Sudden Death“ entscheiden. Doch diesmal jubelte die Nauheimer Fangemeinde. Lanny Gare legte den Starbulls nach 4:26 ein vorösterliches Ei ins Nest, und verwandelte das CKS in ein Freudenhaus allererster Güte. Minutenlang tobte das Stadion und wollte sich vor lauter Glück gar nicht mehr einkriegen. Die Feierorgie wirkte einfach ansteckend, und selbst die Mannschaft ließ sich zu einem absoluten Tabubruch hinreißen: Sie drehte eine Ehrenrunde, bevor die Serie endgültig entschieden war.

Es gibt im Eishockey – und gerade während der Playoffs – ungeschriebene Gesetze und das Unterlassen einer vorzeitigen Ehrenrunde gehört dazu. Was der eine als Aberglaube abtut, sieht der andere als folgenschwere Codexverletzung. Wie dem auch sei, es rächte sich bereits im Sonntagsspiel. Obwohl man einen 2:0-Rückstand bis zum Ende des zweiten Drittel egalisieren konnte, stand es bei der Schlusssirene 5:2 für die Starbulls. Und so trafen sich zwei Tage später beiden Teams im CKS zu einem echten Endspiel. Doch machen wir es kurz: der EC schied in diesem Spiel aus. Eine 1:2 Heimniederlage besiegelte den Einzug Rosenheims ins Halbfinale gegen Herne. Glaubt man den Einträgen im EC-Forum, so hatten die allermeisten Fans schon irgendwie damit gerechnet, denn fast jede zweite Prognose äußerte sich skeptisch über den Ausgang des Spiels. Herausragend in diesem Endspiel war die Leistung von Torwart Markus Keller. Was er an 1000% Chancen für die Starbulls vereitelte war unglaublich. So geht, über die gesamte Serie gesehen, der Sieg der Oberbayern wohl in Ordnung, aber auch bei einem Happyend für Bad Nauheim hätte man das gleiche Resümee ziehen können. Diesmal gewann eindeutig nicht der Bessere, sondern der Glücklichere. Was an dieser Niederlage schmerzte, war die erneut hundsmiserable Leistung der „Unparteischen“. Nicht nur Fred Carroll regte sich über Herrn Brill jun. aus Zweibrücken tierisch auf. Bleib nur schulterzuckend die Feststellung: Wie der Vater, so der Sohn! Wem klingen nicht noch die höhnischen Gesänge für Herrn Brill sen. in den Ohren? “Qué será, será - der Heinrich ist wieder da, besoffen wie jedes Jahr - qué será, será“.

Atmen wir also nach diesen aufregenden Tagen erst einmal durch und versuchen trotz der nervenzehrenden Playoffs ein objektives Resümee dieser Saison zu ziehen und darüber hinaus einen Ausblick auf die kommende Spielzeit zu wagen. „Gefühlt“ war die Saison 2009/2010 insgesamt betrachtet sicherlich weniger spektakulär als die Vorsaison. Für hochfliegende Emotionen gab es in der zweiten Hälfte der Punktrunde selten (Heim-)Spiele, die wirklich unter die Haut gingen. Vielleicht sollte man in Bad Nauheim bereits zu Saisonbeginn die Playoffs ausrufen – sozusagen „Best of 40“! Bis zum Ende der Hauptrunde jedenfalls, konnte Trainer Carroll keine optimal eingespielten Spielreihen finden. Immer wieder wurden - mal wegen Verletzungen, mal wegen Sperren, mal wegen disziplinarischer Maßnahmen - die Reihen munter durcheinander gewirbelt. Oft kamen während eines Matches auch nur zwei Blöcke zum Einsatz, obwohl ausreichend Spieler auf der Bank saßen. Viele Fans kritisierten genau dies und fragten, warum man Spieler wie Wex, Pöpel, Willkom, Striepeke oder Kohl eigentlich in der Mannschaft hatte, wenn sie sowieso (fast) nie zum Einsatz kamen. Auf der anderen Seite war das Team jedoch alles in allem hinreichend erfolgreich, so dass man mit etwas Wehmut die Frage stellen muss: Wo wären wir eigentlich gelandet, wenn die Mannschaft wirklich über die gesamte Spielzeit ihre volle Leistung erbracht hätte, wenn sie in jedem Spiel den unbedingten Willen zum Sieg gezeigt hätte und wenn sie wirklich konsequent ihre technischen Fähigkeiten genutzt hätte? So gesehen wurde die Halbfinalteilnahme definitiv nicht in den Playoffs, sondern bereits in der zweiten Saisonhälfte verspielt. Mit einem durchaus möglichen Platz drei wären nicht die starken Rosenheimer unsere Viertelfinalgegner gewesen, sondern… Aber was soll’s, vorbei ist vorbei…

 
 

Zu Beginn der Runde ein häufigeres Bild als gegen Ende. Dennoch ergab sich endlich wieder einmal ein, wenn auch kleiner, Zuschauerzuwachs. 2000 Besucher beim ersten Herne-Gastspiel.

Doch es gibt auch durchaus positive Aspekte an dieser Saison. Nach sechs Jahren kontinuierlichem Zuschauerrückgang konnte dieser vermaledeite Trend endlich gestoppt werden. Gerade zum Anfang der Saison, war das Stadion für eine Oberligapartie des Öfteren recht ordentlich gefüllt. Mit 1000 Besuchern pro Spiel hatte man kalkuliert und durfte in der Endabrechnung (ohne Playoff-Spiele) einen Schnitt von 1136 feststellen. Gemessen an den durchschnittlichen Zuschauerzahlen dieser Liga ist das zwar soweit in Ordnung, dennoch zweifelsfrei zu wenig, will man guten Gewissens in die 2. Liga aufsteigen.

Womit wir bei einem Thema wären, dass in dieser Spielzeit heftigst diskutiert wurde. Seit dem 27. März 2010 steht fest, dass ab Herbst die Oberliga in vier Staffeln (Süd, West, Nord und Ost) antreten wird.

 
 

Die EC-GmbH hatte sich im Winter leidenschaftlich gegen eine de facto Rückstufung in die Oberliga West gewehrt. Wolfgang Kurz stellte gar einen Kampf durch die juristischen Instanzen in Aussicht, sollte die ESBG, deren Gesellschafter man schließlich ist, eine Eingliederung erzwingen wollen. Da alle Oberligen, außer der Südliga, unter der der Regie der Landesverbände geführt werden, hatte man hier einen Ansatzpunkt ausgemacht um eventuell sogar am grünen Tisch in die zweite Liga aufzusteigen. Die Einstufung in die Oberliga West wäre definitiv auch Etikettenschwindel, bestünde sie doch im Wesentlichen aus der diesjährigen Regionalliga West. Das, so machte die GmbH-Führung, würde man sich nicht ohne Gegenwehr gefallen lassen. Eine Umfrage der WZ gegen Ende der Saison brachte ein 60:40-Votum der Fans pro Liga Zwei.

Durch die sportlichen Anstrengungen in den Playoffs wurde dieses Thema jedoch in den Hintergrund gedrängt. Wie sich die weitere Entwicklung hier abzeichnen wird, muss sich in den nächsten Wochen zeigen. Davon hängt natürlich auch die nun anstehende Teamplanung ab. Fred Carrolls Vertragsverlängerung sollte jedoch durch die Erreichung der Playoffs nur noch ein formaler Akt sein.

Dennoch gehen wohl viele Fans - angesichts der Zeiten, die da im nächsten Winter auf uns zukommen werden - mit einem leichten Magengrummeln in die Sommerpause. Wie auch immer die Entscheidung ausgehen mag, es wird für den EC im Vergleich zu den letzten Jahren wahrscheinlich schwieriger werden. Ob gegen Vereine wie Dinslaken und Königsbronn der Zuschauerschnitt gehalten werden kann, ist fraglich. Aber es werden auch die Moskitos Essen, der EV Duisburg, Ratingen oder Neuss vertreten sein, gegen die der EC bereits einige historische Duelle aufzuweisen hat. Eine andere Option wäre die Eingliederung in die Südgruppe der Oberliga, sportlich sicherlich interessanter, aber auch wirtschaftlicher? Außerdem wäre hierzu noch die Zustimmung der Landesverbände nötig. Sollte der Weg in die 2. Liga führen und Bietigheim, Riessersee, Kaufbeuren, Landshut und wie sie alle heißen wieder im CKS auftauchen, nun, so wird wohl selbst ein verstärktes Team reichlich Lehrgeld zahlen müssen. Playoff-Teilnahme in 2. Liga bliebe wohl vorerst ein frommer Wunsch, es sei denn…

Tja, es sein denn, es käme endlich zu einer klaren Ligenzäsur von der DEL bis hinab in die Landesverbände. Nicht nur für den EC Bad Nauheim, sondern für das gesamte deutsche Eishockey könnte dies eine heilbringende Maßnahme darstellen. Ausgehend von der Frage, wie viel deutsche Clubs sich eigentlich überhaupt Profieishockey leisten wollen bzw. können, müsste eine komplett verzahnte Ligenstruktur aufgebaut werden. Eine 12 Clubs starke bundesweit DEL mit einem Absteiger, darunter eine zweigeteilte Bundesliga, ebenfalls mit jeweils 12 Vereinen in Nord- und Südstaffel sowie staffelübergreifenden Playoffs, könnte auch den „Krampf“ der Pre-Playoffs - ohnehin nur eine Konzessionsentscheidung, um schlechter platzierten Clubs noch einen Rest an Motivation zu erhalten - wieder revidieren. Summa Summarum ergäbe dies 36 Teams, die in Deutschland professionell Eishockey betreiben. Darunter ein breiter Amateurbereich mit regionalen Ober- und Landesligen.

Ein einziges Jahr könnte ausreichen dieses Konstrukt auch sportlich gerecht in Deutschland zu implementieren, brächte man nur den Mut für einen grundlegenden Umbau auf. Angesichts der Insolvenz in Kassel, der finanziell prekären Lage in Köln oder des sportlichen Niedergangs der Hamburg Freezers wäre die einmalige Ausspielung von drei DEL-Absteigern sicherlich kein völliges Hirngespinst. Dazu eine Aufstockung und Teilung der 2. Liga und die schon beschlossene Umetikettierung der Regionalligen in Oberligen (konsequenter Weise dann aber vollständig unter den Landesverbänden), und schon hätte man „die Kuh vom Eis“. Deutschland bekäme seine komprimierte Leistungsdichte in der DEL, wovon auch eine Nationalmannschaft profitieren könnte und die restlichen ambitionierten Vereine wären in einer adäquaten Liga mit verminderten Reisekosten und hochinteressante Playoff Spielen vereint. Bayern (zusammen mit Baden Württemberg) dürften ihre langersehnte lokale Liga feiern (sogar als 2. Bundesliga Süd und Oberliga Süd) und die verbleibende Hockeygemeinde könnte in regionalen Gruppen weiterhin ihre Kräfte mehr oder weniger als Freizeitvergnügen messen. Jedem wäre gedient… Doch was so einfach und logisch erscheint, scheitert immer wieder am Veto einiger Funktionäre.

Und wer muss es ausbaden? Nun ja - uns EC-Fans bleibt im nächsten Winter wohl nichts anderes übrig als uns Wochenende für Wochenende kräftig selbst zu motivieren um weniger attraktive Spiele anzuschauen. Wie gesagt: es wird schwieriger werden. Gerade vor dem Hintergrund, dass der Start in die kommende Saison wegen der dann eventuell noch nicht vollständig abgeschlossenen Dachsanierung zunächst ausschließlich in der Fremde stattfinden könnte, muss man damit rechnen, dass der EC sich anfänglich sehr weit hinten in der Tabelle bewegen wird. Ein Großteil unserer „Laufkundschaft“ könnten da schon die Lust verloren haben, bevor es hier in Bad Nauheim erst richtig losgeht. Keine allzu guten Vorzeichen…

Aber zerreden wir nicht etwas, was noch gar nicht entschieden ist. Das Ziel für nächstes Jahr - egal in welcher Liga wir auch auflaufen werden - kann nur lauten: weiterhin kontinuierliche Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und Durchhaltevermögen der Fans. Der (regelmäßige) Weg ins Stadion wird somit zum Muss für jeden, dem die Zukunft des Nauheimer Eishockeys am Herzen liegt. Aber das ist ja nun wirklich nichts Neues…

In diesem Sinne: Toi, to,i toi für das Team, die Macher des ECs und für uns Fans, dass wir auch in Zukunft attraktives Eishockey geboten bekommen.

 
 

01. April 2010

 
 
 
 
 
 

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